Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Veränderungen im Biberacher Busverkehr
Ab Dezember sieht ein neues Konzept massive Verbesserungen für die Fahrgäste vor
- Der Stadtbusverkehr in Biberach steht vor den größten Veränderungen seit den 90er-Jahren. Zum Fahrplanwechsel im Dezember soll ein neues Konzept umgesetzt werden, das den Fahrgästen viele Verbesserungen bringt (siehe Kasten), das aber auch rund eine halbe Million mehr im Jahr kostet. Der Bauausschuss des Gemeinderats hat dem Konzept einstimmig zugestimmt.
In den vergangenen Jahren hatten Grüne und CDU im Gemeinderat mit Anträgen ein zeitgemäßeres Stadtbuskonzept gefordert. Seit Dezember 2016 plant eine Arbeitsgruppe mit Vertretern von Stadt, Landkreis und Stadtwerken mit dem Ingenieurbüro Gevas, Humberg & Partner an diesem Konzept, das nun im Bauausschuss erstmals öffentlich wurde.
Um dieses Konzept, das den Fahrgästen viele Verbesserungen bringt, zu fahren, sind Mehrkosten von rund 500 000 Euro erforderlich. Des Weiteren müssen zwei neue Busse beschafft werden, weiterhin kommen auch noch Baukosten für fünf neue Haltestellen hinzu. Notwendig ist auch die Einrichtung einer Busbeschleunigung auf der Waldseer Straße, die rund 150 000 Euro kosten wird. Damit können die Busfahrer an den Ampeln elektronisch freie Fahrt beantragen.
Die Stadt kalkuliert aufgrund der Verbesserungen mit 20 Prozent mehr Fahrgästen, was das jährliche Defizit um 150 000 bis 200 000 Euro verringern würde. Der Landkreis begrüßt zwar die Verbesserungen im Stadtliniennetz, will sich an den Mehrkosten derzeit nicht beteiligen.
Ringschnait ist außen vor
Bei den Stadträten kam das Konzept gut an. „Biberach bekommt ein Bussystem, wie es kaum in einer Stadt vergleichbarer Größe zu finden ist“, so Friedrich Kolesch (CDU). Fahrgäste hätten nun absolute Verlässlichkeit. Man springe mit dem Konzept in ein neues Zeitalter. Ein Nachteil sei, so Kolesch, dass die Busbeschleunigung und der dichtere Fahrtakt für noch mehr Wartezeiten bei den anderen Verkehrsteilnehmern (Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger) sorgen werde. Er, wie auch die Räte anderer Fraktionen, richteten an die Kreisverwaltung die Bitte, sich finanziell daran zu beteiligen.
Sein Fraktionskollege Otto Deeng bemängelte, dass Ringschnait bei dem Konzept leider außen vor bleibe. „Das ist bedauerlich“, sagte Baubürgermeister Christian Kuhlmann. Die Stadtwerke hätten allerdings die Konzessionen für die Linien in Ringschnait nicht, „deswegen können wir dort nichts verändern“.
Magdalena Bopp (Freie Wähler) bezeichnete das neue Linienkonzept als sehr überzeugend. Sie hoffe auf viele neue Kunden. Josef Weber (Grüne) meinte, er habe von einem solchen Konzept in seinen kühnsten Träumen nicht zu träumen gewagt. „Für Biberach beginnt ein neues Zeitalter, was die Mobilität betrifft.“Um die Attraktivität zu steigern, plädierte er für einen komplett kostenlosen ÖPNV in der Stadt. Der Busverkehr werde jetzt attraktiver, konstatierte Alfred Braig (FDP). Er hoffe, dass die intelligenten Lösungen mehr Fahrgäste bringen, damit der Abmangel etwas kompensiert werden könne.
Er sei freudig überrascht über die große Begeisterung, mit der das Konzept aufgenommen werde, so Baubürgermeister Kuhlmann, schließlich koste es ja doch eine halbe Million Euro. Nun muss der Gemeinderat am 24. Juli noch zustimmen.