Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Alkoholexzesse am TEP
Anwohner klagen über zunehmende Ruhestörung - Polizei und Stadt wollen verstärkt einschreiten
Anwohner klagen über zunehmende Ruhestörung.
- Eigentlich ist der Tourist-Energy-Point (TEP) in Riedlingen für Touristen gedacht: Dass sie dort ihre Räder einstellen können, ihre E-Bikes aufladen oder Informationen zu Riedlingen einholen. Statt dessen hat sich der TEP zur Anlaufstelle für betrunkene und grölende Jugendliche entwickelt. Anwohnerklagen häufen sich, Stadt und Polizei wissen um das Problem und wollen erste Maßnahmen ergreifen.
„Das ist ein Drama“, sagt ein Anlieger sichtlich genervt von den ständigen Eskapaden am Tourist-EnergyPoint. Immer öfter nutzen Jugendliche das Gebäude, um dort unter Dach und mit Sitzgelegenheiten Party zu machen: Musik wird aufgedreht und reichlich Alkohol wird getrunken. Der Platz ist geschickt: Denn an den Ladestationen können die Jugendlichen nebenbei ihr Handy aufladen, zudem nutzen sie die Schließfächer um Alkohol zu deponieren und WLan für Internetempfang gibt es gratis dazu. Auch am Touchscreen wird rum gemalt und werden zum Teil üble Parolen hingeschrieben.
Schon ab 15 Uhr wird der TEP als Treff genutzt und das oft bis tief in die Nacht. „Mal ist um 23 Uhr niemand mehr da und dann kommen sie um 3 Uhr nachts wieder“, heißt es von Anliegern – Ruhestörung inklusive. Aber nicht nur das, am nächsten Morgen ist die Bescherung zu sehen. Leere Alkoholflaschen liegen umher, weiterer Müll und mehrfach auch Erbrochenes, das dann von der Reinigungskraft der Stadt weggewischt wird. Kürzlich habe sie sogar um die schlafenden Betrunkenen herum putzen müssen, heißt es von Anwohnern. Dass es vergangenen Donnerstag gegen 7.30 Uhr noch zu einer Schlägerei gekommen ist, bei der einer der Beteiligten verletzt wurde, rundet das Bild noch ab.
Brennpunkt?
„Zurzeit nimmt es wirklich überhand“, heißt es von der Anwohnerschaft – neben dem Vandalismus in der Hindenburgstraße nun auch diese Treffen. Ob beides zusammenhängt, weiß keiner zu sagen. Anlieger befürchten, dass sich die Straße zum Brennpunkt entwickelt.
Die Stadt weiß um das Problem und versucht gegen zu steuern, wie Bürgermeister Marcus Schafft betont. Er sehe die Thematik selbst, wenn er durch die Stadt gehe, aber er erhält auch Briefe und Anrufe von Anliegern. Aber natürlich erhalte er auch Rückmeldung von seinen Mitarbeitern. „Jugendliche dürfen sich natürlich in öffentlichen Räumen aufhalten“, sagt Schafft. Aber alles hat seine Grenzen: Er habe „null Verständnis“für betrunkene Jugendliche: „Woher haben die den Alkohol?“, fragt sich Schafft.
Man sei mit der Polizei in engem Austausch, betont der Bürgermeister. Und auch erste Maßnahmen sind angedacht. So werden Platzverbote für einzelne, bekannte Jugendliche angestrebt. Allerdings müsse nachgewiesen werden, dass diese öfters und massiv gegen die Ordnung verstoßen. Da sei man auf die Hinweise der Polizei angewiesen. Auch wird darüber nachgedacht, diesen Bereich als „alkoholfreie Zone“zu deklarieren, wie dies für Stadt und Gemeinden wieder möglich ist. Aber auch dafür gibt es rechtliche Hürden. Zudem muss dafür die Polizeiverordnung der Stadt geändert werden. Dies kann nur der Gemeinderat tun.
Als erste Sofort-Maßnahme wird – auf Anregung von Anliegern – das WLan ab 22 Uhr abgeschaltet. Dieser „Service“soll den Ruhestörern nicht auch noch geboten werden. „Ich will die Anlieger und meine Mitarbeiter schützen“, sagt Schafft. Eigentlich wäre dies auch ein Situation für die aufsuchende Sozialarbeit. Aber aufgrund eines Krankheitsfalls fehlen dazu im Moment die Kapazitäten.
Auch die Polizei ist über das Problem in Riedlingen informiert. „In Riedlingen tritt das in jüngster Zeit gehäuft auf “, sagt Polizeisprecher Rudi Bauer. Die Polizei will deshalb nun verstärkt Präsenz zeigen und auch Platzverweise aussprechen. Vier Kollegen aus den Reihen der Riedlinger Polizei werden ihr Augenmerk besonders auf die Situation am TEP haben.
Für so manchen Riedlinger oder manche Riedlingerin sind diese Treffs ein Problem, weil sie an den betrunkenen Jugendlichen gar nicht mehr vorbei gehen wollen. Aber auch die eigentliche Zielgruppe, die Touristen, werden abgeschreckt. Oder sie können auf alle Fälle die Infrastruktur nicht nutzen.
Eigentlich gutes Angebot
Das berichten auch Hermann Dillenz und Gisela Philippe. Die beiden aus dem Raum Munderkingen sind auf ihrem Heimweg von einer großen Fahrradtour nach Freiburg und am Rhein entlang am Dienstagnachmittag durch Riedlingen gekommen und wollten ihre E-Bikes nochmals aufladen. Doch zunächst waren alle Fächer belegt. Das war bereits vergangene Woche der Fall, als sie zu Beginn ihrer Tour durch die Stadt kamen. „Das funktioniert so nicht“, sagt Hermann Dillenz. So lange die Fächer nichts kosten, werden sie zweckentfremdet. Die beiden haben nun die Jugendlichen angesprochen, die gerade rum saßen. Und die haben tatsächlich dann zwei Fächer frei geräumt. Gisela Philippe und Hermann Dillenz, finden diese Entwicklung sehr schade, denn „sowas wie in Riedlingen gab es auf der ganzen Strecke nicht“.