Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zunehmend machen auch Abiturienten eine Ausbildung
Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Fabian Bacher über Ausbildung im Handwerk
- Das Handwerk bietet Ausbildungsplätze in den unterschiedlichsten Berufen an. Welche sind bei den jungen Leuten besonders beliebt und wie sind die Zukunftsperspektiven im Handwerk? Birgit van Laak sprach mit dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Biberach Fabian Bacher.
Herr Bacher, gibt es in allen Handwerksberufen noch freie Ausbildungsplätze?
Wir haben aktuell keinen Handwerksberuf im Bereich der Kreishandwerkerschaft Biberach, in dem alle Ausbildungsplätze belegt wären.
Wer macht klassischerweise eine Ausbildung im Handwerk?
Klassischerweise sind das Werkrealund Realschüler. Zunehmend stellen wir aber fest, dass auch Abiturienten eine Ausbildung absolvieren. Inzwischen haben über zehn Prozent der Auszubildenden ein Gymnasium besucht. Diese Bandbreite zeigt, dass das Handwerk allen unterschiedlichen Schulabgängern etwas zu bieten hat.
Mancher denkt sich: Im Handwerk kriegt man schon immer noch was, egal wie schlecht die Noten sind...
Der liegt falsch. Die Ausbildungen sind in den vergangenen Jahren anspruchsvoller geworden. Das betrifft sowohl die fachlichen Inhalte als auch den Umgang mit Kunden, man muss seinen Betrieb auch gut repräsentieren können.
Was sind bei den jungen Leuten die Favoriten unter den Handwerksberufen?
Kfz-Mechatroniker und Friseurin stehen nach wie vor hoch im Kurs. Aber auch Elektroniker, Zimmerer, Anlagenmechaniker, Fachverkäufer Lebensmittel, Schreiner, Metallberufe oder Maler sind gefragt.
Und was ist mit Bäcker? Das frühe Aufstehen ist nicht jedermanns Sache …
Bäcker haben andere Arbeitszeiten als viele andere Berufe. Aber wer in einer Firma im Schichtbetrieb arbeitet, beginnt gegebenenfalls auch früh. Wer sich mit den Arbeitszeiten des Bäckers anfreundet, stellt die Vorteile fest: Er hat am Nachmittag frei, während andere noch arbeiten müssen. Im Sommer ist er dann bereits im Freibad. Ein Beruf, der oft falsch eingeschätzt wird, ist auch der des Metzgers. Der Beruf fordert heute viel Kreativität, denn ein großer Teil der Betriebe hat zusätzlich einen Cateringservice und auch auf die Präsentation der Waren im Geschäft wird viel Wert gelegt.
Das Handwerk bietet zurzeit viele Lehrstellen an. Bleibt das so in Zukunft?
Auf absehbare Zeit ist zu erwarten, dass der Ausbildungsbedarf hoch bleibt und die Verantwortlichen entsprechend Ausbildungsplätze schaffen. Das Handwerk benötigt die Nachwuchskräfte, das Durchschnittsalter der Belegschaften ist relativ hoch. Ein weiteres Thema sind Betriebsnachfolgen. Viele Betriebe werden in den nächsten Jahren übergeben werden, da braucht es gut ausgebildete Leute. Hier bietet das Handwerk jungen Leuten Chancen.