Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Verzögerung der Dopingstudie für Prokop ein „Skandal“
BERLIN (SID/dpa) - Für die Verschleppung der brisanten DopingStudie aus dem Jahr 2011 durch den Leichtathletik-Weltverband hat Clemens Prokop kein Verständnis. „Das ist mehr als ärgerlich, man könnte es auch einen Skandal nennen“, sagte der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Bei einer Befragung bei der WM im südkoreanischen Daegu und den regionalen Spielen in Doha hatten mindestens 30 Prozent der damaligen Starter zugegeben, Dopingmittel genommen zu haben. Bei den zeitgleich vorgenommenen klassischen Dopingkontrollen wurde nur ein Bruchteil der Dopingfälle erkannt: 0,5 Prozent der Tests bei der WM und 3,6 Prozent bei den PanArabischen-Spielen waren positiv. Die Studie mit den erschreckenden Ergebnissen war von Wissenschaftlern der Universität Tübingen und der Harvard Medical School erstellt worden, ihre Veröffentlichung dann aber jahrelang blockiert worden. „Mit der Unterlassung der Veröffentlichung ist verhindert worden, dass man viel früher wichtige Maßnahmen im Anti-Doping-Kampf hätte ergreifen können“, kritisierte Prokop. Ob aktuell das Doping-Problem mit dem des Jahres 2011 noch zu vergleichen ist, ist für Prokop fraglich. „Wir arbeiten hier mit Dunkelziffern und nicht mit wissenschaftlich nachweisbaren Zahlen. Ich weiß nicht, ob die Dunkelziffer noch so hoch ist, ausschließen kann ich es nicht“, sagte er.
Derweil hat die Nationale Anti Doping Agentur (Nada) die Vorwürfe zurückgewiesen. Perikles Simon, CoAutor der Studie, hatte die Strukturen im deutschen Anti-Doping-Kampf angeprangert. „Wir sehen nicht alles so schwarz wie Herr Simon“, sagte Nada-Vorstand Lars Mortsiefer: „Es hat sich in den letzten Jahren im Doping-Kampf einiges getan, vor allem was Transparenz und Unabhängigkeit einzelner Einrichtungen angeht. Es ist kein Gemauschel der Verbände mehr“, so Mortsiefer. Mortsiefer wollte die Zahlen der Studie allerdings auch nicht abwerten: „Das ist eine Warnung an die Verbände. Es muss sich weiter etwas tun, vor allem beim Ausbau eines international ausgeglichenen Kontrollsystems sowie bei Fragen zum Compliance.“