Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Star Alliance für Maschinenbauer
Carl Zeiss gründet mit weiteren Partnern digitalen Marktplatz Adamos
RAVENSBURG - Eine Allianz unter Mitführung der Carl Zeiss AG will Maschinen- und Anlagenbauern bei der digitalen Vernetzung ihrer Geschäftsmodelle helfen. Dazu hat der Optik- und Messtechnikspezialist aus Oberkochen zusammen mit dem Werkzeugmaschinenhersteller DMG Mori Seiki, dem Maschinen- und Anlagenbauer Dürr, dem Softwarespezialisten Software AG sowie der chinesischen ASM Pacific Technology die IT-Plattform Adamos gegründet. Adamos, das im Rahmen eines Gemeinschaftsunternehmens geführt wird, ist ein digitaler Marktplatz, auf dem Werkzeugmaschinenhersteller sowie Maschinen- und Anlagenbauer ihren Kunden Lösungen für die digital vernetzte Produktion anbieten können.
„Bei dem wichtigen Thema Industrie 4.0 muss der Maschinenbau selbst aktiv werden“, sagte DMGMori-Chef Christian Thönes. Thönes zufolge starte die Plattform offiziell zum 1. Oktober mit 200 Mitarbeitern und 30 Apps. Ziel ist es, Adamos zu einem branchenweit führenden Marktplatz auszubauen. Vernetzte Produktion und integrierte Zuliefererketten gelten in der Maschinenbaubranche als nächster großer Schritt, der Kosten senken und den Kunden etwa eine schnellere Belieferung ermöglichen soll.
Einladung an Wettbewerber
Ausdrücklich haben die fünf Gründungsmitglieder weitere Wettbewerber zur Teilnahme an Adamos eingeladen. „Wir sind offen für neue Partner“, sagte Thönes. Für Interessenten, die sich nicht als weitere Gesellschafter an Adamos beteiligen wollen, liegen die Kosten bei 300 000 Euro. Damit sollen insbesondere kleinere und mittelgroße Maschinenund Anlagenbauer angesprochen werden, für die Industrie-4.0Anwendungen finanziell und technologisch allein nicht zu stemmen sind. Einen ähnlichen Vorstoß hatte der Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf aus Ditzingen mit seiner digitalen Geschäftsplattform Axoom vor rund zwei Jahren gemacht.
Wie Ralf Dieter, Vorstandschef von Dürr, erklärte, wolle man auf Adamos Anwendungen zur Verfügung stellen, mit denen sich Maschinen und Fabriken digital steuern ließen. Dieter sprach von einer „Star Alliance“der Maschinenund Anlagenbauer. Im Sinn haben die Gründungsmitglieder dabei vor allem drei Bereiche: der effizientere Betrieb von Maschinen, die Steuerung ganzer Fabriken sowie Lösungen im Bereich des Service oder der Wartung von Maschinen und Anlagen wie beispielsweise eine vorausschauende Instandhaltung. Zeiss ist nach Auskunft von Finanzchef Thomas Spitzenpfeil mit seiner Sparte industrielle Messtechnik an der Allianz beteiligt.
Als Vorteile von Adamos führte Software-Chef Karl-Heinz Streibich die hohe Datensicherheit ins Feld. Jeder Partner habe auf der Plattform einen eigenen Datenraum, der für andere Partner nicht zugänglich sei. Nach den Worten von DMG-Chef Thönes habe die Software AG zudem zugesichert, sich als Plattformbetreiber und Datenmanager nicht zwischen die Maschinen- und Anlagenbauer und deren Endkunden zu schieben und Geschäfte, die sich aus der Nutzung von Kundendaten ergeben, selbst zu machen – eine Befürchtung, die viele Firmen bei Industrie-4.0-Anwendungen umtreibt.
Die Firmen halten jeweils ein Fünftel am Gemeinschaftsunternehmen. Insgesamt seien zum Start 60 Millionen Euro investiert worden, von denen durch die Einbringung der Software ein Großteil von der Software AG stammt. Jeweils drei Millionen Euro hätten die vier Industriepartner beigesteuert.