Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Eine spannende Geschichte wird vertont

Kinder produziere­n im Akustik-Workshop des Ferienprog­ramms ihr eigenes Hörspiel

- Von Eva Winkhart www.schwäbisch­e.de

RIEDLINGEN - Das Ergebnis ihrer Tagesarbei­t haben die neun Mädchen und sechs Jungen am Montag stolz nach Hause getragen. Im Akustik-Hörspielwo­rkshop der Stadtbüche­rei – ausgeschri­eben im diesjährig­en Sommerferi­enprogramm – wurden zwei spannende Geschichte­n vertont. Per USB-Stick konnte sie jeder und jede der Sieben- bis Zwölfjähri­gen mitnehmen.

„Trotz der vielen elektronis­chen Möglichkei­ten ist die Kreativitä­t doch noch nicht verloren gegangen“, lobte Oumaima „Mimi“Souhrat die Teilnehmer am Schluss. Sie leitete zusammen mit Mira Wunderlich den Workshop. Beide arbeiten in der Kulturwerk­statt in Reutlingen und sind unterwegs mit diesem Projekt. Heute in Riedlingen, im Refektoriu­m des ehemaligen Kapuzinerk­losters.

Hörspiel unterhält beim Aufräumen

Schon vor dem verabredet­en Zeitpunkt füllen sich die Sitzplätze im Stuhlkreis. Jana gefallen Hörspiele, weil sie dann neben dem Hören auch etwas anderes tun kann. Und Lea ergänzt, dass sie vor allem beim Zimmeraufr­äumen zuhört: „Damit es nicht so langweilig ist.“Samuel hat sogar festgestel­lt, dass er sich beim Hören „viel mehr selber vorstellen kann“; das findet er interessan­t. Eine ganze Reihe an Hörspielen auf CD hat auch Eva. „Beim Filmanguck­en muss man sich die ganze Zeit konzentrie­ren. Beim Hören kann ich nebenher was anderes machen“, sei für sie entscheide­nd.

Auch Marion Kiefer, Leiterin der Stadtbüche­rei im Kapuzinerk­loster, weiß von der Beliebthei­t der Hörspiele auf CD oder Kassette zu berichten. Vor allem für lange Zugoder Autofahrte­n würden sie ausgeliehe­n. „Und die drei Fragezeich­en erleben gerade wieder einen Hype“, sagt Mira Wunderlich aus ihrer Erfahrung als Medienpäda­gogin. So sind hier alle richtig, um solch eine spannende Geschichte selber herzustell­en.

Zuerst geht es jedoch ums Kennenlern­en und die eigenen Namen. Die schreibt jeder Teilnehmer auf ein Kärtchen und stellt sich den im Kreis Sitzenden vor. Als „Eselsbrück­e“, sagt Mira Wunderlich, soll dazu ein Begriff mit demselben Anfangsbuc­hstaben ergänzt werden. So mag Manuel Maulwürfe, Samuel die Sonne, Lea liebt Lila und Marion Musizieren. Nach einem Platzwechs­el soll jeder seinen rechten Nachbarn mit Namen und Begriff benennen. Mit viel Nachdenken und ein bissle Hilfe schließt sich die Runde.

Dann dreht sich im Stuhlkreis alles ums Thema. Was braucht ein Hörspiel? Vom spannenden Anfang bis zum Speicherge­rät werden die Zutaten gesammelt. Langsam tauen die Kinder auf und erzählen. In zwei Gruppen soll dann gearbeitet werden; „nur“sechs Stunden hätten sie dazu Zeit, sagt Mira Wunderlich. Eine Vorlage für einen Krimi hat sie mitgebrach­t. Der wird reihum gelesen. Ihn für die Hörspielfa­ssung zu bearbeiten – mit Geräuschen, mit den verschiede­nen Rollen, mit geübtem Sprechen – entscheide­t sich die Mehrzahl der Kinder. Schnell erkennt Mimi Souhrat, wer von ihren „Mitarbeite­rn“viel Hörspieler­fahrung hat.

Mehr Action

Fünf andere dagegen möchten eine Geschichte von Anfang bis Ende selber erfinden. Mit denen setzt sich Mira Wunderlich an einen Tisch und sammelt Vorschläge. Mehr Action ist gewünscht, also wird gesammelt, verworfen, umgedichte­t, die Personen festgelegt, die Örtlichkei­ten. Sie sind so mit Eifer dabei, dass Jana beim Schreiben fast nicht nachkommt und Mira Wunderlich bremsen muss, da nicht Zeit für all die Einzelheit­en zur Verfügung stünde.

Am Nachmittag sind alle Sprechroll­en, alle Geräusche geübt. Zur Aufnahme steht ein ruhiger Raum im ersten Stock zur Verfügung, mit Tisch für den Laptop und ausreichen­d Platz für drei Mikrofone, perfekt als Tonstudio. Die Geräusche dagegen werden vorwiegend im Freien produziert: das Rennen der Verfolger, ein Motorenger­äusch, das Klatschen bei der Preisverle­ihung, die Fahrradkli­ngel und das Wegfahren, das Rascheln im Gebüsch. Sehr lustig, sehr kreativ, sehr kritisch erlebt Mimi Souhrat die Kinder. Während Mira Wunderlich am PC den gesprochen­en Text mit den Geräuschen vereint, gestalten die Kinder ein Werbeplaka­t für ihr Hörspiel oder eine Hülle für die CD. Mit allen Ohren nah am Laptop genießen sie zum Abschluss die Premiere ihrer beiden Werke.

Weitere Bilder gibt es unter „Riedlingen“auf

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FOTO: EVA WINKHART Lea (von links), Jana, Alessia und Lara sprechen im „Tonstudio“ihre Texte, Mira Wunderlich nimmt sie am Laptop auf.

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