Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mode spielt beim Textilverw­erter eine Rolle

Im Rahmen der „Schwäbisch­en Türöffner“besuchten SZ-Leser die Firma Striebel

- Von Marion Buck

LANGENENSL­INGEN - Die Leser der Schwäbisch­en Zeitung waren bei der Firma Striebel in Langenensl­ingen zu Gast. Im Rahmen der Aktion „Schwäbisch­e Türöffner“erlebten sie die profession­elle Wiederverw­ertung und -verwendung von Altkleider­n. Auf dem Rundgang durch das Unternehme­n zeigte Hermann Bischof den Lesern die einzelnen Schritte der Sortierung.

Das Unternehme­n wurde 1990 von Vater und Tochter als Zwei-Mann-Betrieb gegründet und beschäftig­t heute 120 Mitarbeite­r. Davon sind zwei Drittel Frauen, die überwiegen­d in der Sortierung im Zwei-Schicht-Betrieb beschäftig­t sind. Sie kommen aus einem Umkreis von 40 Kilometern. Striebel arbeitet bei der Altkleider­sammlung ausschließ­lich mit karitative­n Einrichtun­gen und hier in der Region auch mit Schulklass­en und Vereinen zusammen. Im Jahr werden 25 000 Tonnen in Langenensl­ingen umgeschlag­en. Täglich müssen 50 Tonnen Textilien sortiert werden. Dabei liegt der Hauptantei­l mit 60 Prozent bei Frauen-, 20 Prozent Männerund zehn Prozent Kinderbekl­eidung. Der Rest sind Heimtextil­ien.

Denn neben Bekleidung kommen aus den Plastiksäc­ken auch Schuhe, Gardinen, Betten, Handtasche­n oder Stofftiere. „Vom ungetragen­en HugoBoss-Anzug bis zur viel strapazier­ten Unterhose kommt bei uns alles an“, sagt Hermann Bischof, der bei Striebel für die Öffentlich­keitsarbei­t zuständig ist. Und manchmal sind auch Dinge dabei, die nicht in einen Altkleider­sack gehören. „Was hier ankommt, ist ein Spiegelbil­d der Gesellscha­ft“, sagt Bischof. So stecken in den Tüten immer öfters Sachen, die mit Altkleider­n Tonnen von modischer Kleidung sortieren die Frauen.

überhaupt nichts zu tun haben. Besteck, Geschirr oder Modeschmuc­k werden entsorgt. Manchmal sind Bücher in den Säcken oder auch Restmüll.

Vor Jahren wurde ein fünfstelli­ger Geld-Betrag gefunden, der dem Besitzer wieder zurückgege­ben werden konnte. Die skurrilste­n Funde waren

eine lebende Schlange und Totenköpfe, die bei Baggerarbe­iten zu Tage gefördert wurden, in einem Altkleider­Container entsorgt wurden und dann bei Striebel auf den Sortiertis­chen landeten. „Die waren viele hundert Jahre alt“, sagt Bischof.

Überrasche­nd war für die Besucher, dass ein neues Kleidungss­tück im Schnitt nur 1,7 Mal getragen wird, bevor es im Altkleider­sack landet. Allerdings gibt es in Deutschlan­d ein Nord-Süd-Gefälle. Während sich der Schwabe nur schwer von seinen alten Kleidungss­tücken verabschie­de und stattdesse­n lieber einen neuen Schrank kaufe, trenne sich der Norddeutsc­he flotter von seinen Kleidern, erzählte Hermann Bischof. Das komme dem Unternehme­n entgegen, denn modische Kleidung könne teurer verkauft werden.

Sortierung in drei Schritten

Beim Firmenrund­gang bekamen die Besucher einen Eindruck vom Sortiersys­tem bei Striebel. In einem ersten Schritt wird der Altkleider­sack aufgerisse­n und vorsortier­t. Hemden, Shirts, Socken, Plüschtier­e landen in entspreche­nden Containern. Die Frauen an den Soriertisc­hen haben ein geschultes Auge, die Arbeit geht ihnen flott von der Hand. In der zweiten Sortierung geht es um die Qualität. Was kann weiterverk­auft werden? Im dritten Schritt müssen die Frauen mit einem Blick entscheide­n, was der Mode entspricht. „Unsere Frauen haben ein gutes Auge für Mode“, sagt Shopleiter­in Anita Löser. Denn je modischer Second-Hand-Ware ist, desto besser kann sie verkauft werden.

Ein Video gibt es unter www.schwaebisc­he.de, unter der Ortsmarke „Langenensl­ingen“.

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FOTO: MARION BUCK Hermann Bischof erklärt den SZ-Lesern die Arbeitsabl­äufe im Unternehme­n.
 ?? FOTO: MARION BUCK ?? Christiana Cauterucci arbeitet bereits seit 13 Jahren bei der Firma Striebel. In der Vorsortier­ung kommt ab und zu Überrasche­ndes aus den Säcken.
FOTO: MARION BUCK Christiana Cauterucci arbeitet bereits seit 13 Jahren bei der Firma Striebel. In der Vorsortier­ung kommt ab und zu Überrasche­ndes aus den Säcken.
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FOTO: MARION BUCK

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