Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Gruschtschubladen und frivole Bettszenen
140 Jahre Freiwillige Feuerwehr Betzenweiler: „Hillus Herztropfa“brillieren in der ausverkauften Mehrzweckhalle
- Die Freiwillige Feuerwehr Betzenweiler feierte am Wochende ihre Gründung vor 140 Jahren, die Jugendfeuerwehr ihr 15jähriges. Das Duo „Hillus Herztropfa“präsentierte auf Einladung der Feuerwehr mit ihrem neuen Programm „Huat ab – D’Altschwoba kommet“Mundart in bester Manier.
Schon kurz vor Beginn in der restlos ausverkauften Mehrzweckhalle unterhielt das Duo mit witzigen Bemerkungen zum Programm das Publikum. Hillu räumte dabei sogar von einigen Tischen das Geschirr ab. Schon die Begrüßung war ein Programmpunkt für sich, der gleich in Streit ausartete, weil Lena (Hillu Stoll) das Mikrofon einschalten wollte. Eigentlich war das Duo immer am streiten, aber streiten auf schwäbisch heißt nicht unbedingt, dass man richtig streitet, nur weil man dem Partner seine Meinung sagt.
Zum Auftakt erklang das „Gruschtschubladenlied“, wobei sich mancher im Saal angesichts der gleichen Schublade zu Hause ertappt fühlte. Immer wieder stichelte Maddeis (Franz Auber) über die Kleinwüchsigkeit seiner Partnerin, die aber gelassen konterte: „Schöne Blumen wachsen langsamer als Unkraut.“Die alltäglichen Herausforderungen auf der schwäbischen Alb kamen auf schlagfertige und herrlich lustige Weise zum Ausdruck. Im fliegenden Kleiderwechsel, aber immer zum Sketch passend, waren die Klamotten den beiden auf den Leib geschnitten – ob der schwarze Frack, die zerlumpte Pennerbekleidung oder gegen Ende sogar in der lustigen Bettszene, in der beide im Nachthemd auf der Bühne standen.
Umwerfend war die Szene im Lokal: Lena agierte als Bäuerin und Bedienung, Maddeis als Tourist oder „Heckescheißer“, wie die Touristen aus der Landeshauptstadt genannt wurden. Einen gemütlichen und ungefährlichen Wanderweg suchend, bekam die Touristin eine einfache Auskunft. „Lauf do, wo de meiste Kuhflada send, do ka jedes Rindvieh laufa.“Lachsalven löste auch die unendliche Debatte um ein angenommenes Urlaubsziel aus. Sogar in Frauenkleidern konnte Maddeis die Zuhörer im Saal überzeugen. Allerdings meinte der, dass Frauenschuhe einfach nur unbequem seien und man am Abend dann die Füße auswuchten müsse.
Toll gemacht war die frivole Bettszene, die Einblicke in das Nachtleben auf der schwäbischen Alb gab und dabei das Zwerchfell der Besucher strapazierte. Maddeis kommt stark angetrunken bereits im Nachthemd nach Hause. Das sei praktisch, meint er. Wenn er sich ausziehe, um ins Bett zu gehen, sei er gleich angezogen. Nach knapp drei Stunden wurde dann das Schlusslied „Auf em Land isch halt schee“nach der Melodie von „Guten Abend, gute Nacht“gesungen. Aber ohne Zugabe, die zudem wortgewaltig und manchmal recht zweideutig war, ging es dann doch nicht. Der Schlussapplaus war mehr als verdient.