Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Revolution im Handball
Champions League soll einen neuen Modus bekommen
HAMBURG (SID) - Revolution statt kleiner Reform: Die viel kritisierte Handball-Champions-League erhält ein neues Gesicht. Spätestens ab 2019 sollen die europäischen Top-Teams nach Informationen des SID ähnlich wie im Basketball in einer klar strukturierten Europaliga gegeneinander antreten. Kommt es zu einer Einigung zwischen Spitzenclubs und europäischem Dachverband EHF, wird der Sieger nach einer regulären Saison mit Hin- und Rückspiel in Play-offSpielen ermittelt.
Die EHF wollte das Thema nicht kommentieren, lud aber zu einem Pressetermin am Sonntag. Vor dem Champions-League-Auftakt des THW Kiel gegen Top-Favorit Paris St. Germain (17.15 Uhr/Sky) soll über die „Pläne für die neue Saison“informiert werden. Zuletzt hatte es heftige Kritik am aktuellen Modus der Königsklasse gegeben.
Das neue Konzept sieht eine eingleisige Staffel mit zwölf Teams vor, für die sich grundsätzlich die Meister der internationalen Top-Ligen qualifizieren. Aus der relativ starken Bundesliga wird wohl auch der Vizemeister startberechtigt sein. Am Ende der regulären Saison spielen dann die besten acht Teams im K.o.-System den Titel aus – dem Viertelfinale folgt das Final Four in Köln, das in seiner jetzigen Form unangetastet bleibt.
„Will man den Handball in Europa nicht langsam sterben lassen, geht es nur in einem attraktiveren Modus“, sagte THW-Geschäftsführer Thorsten Storm. Eine Elite-Liga, „eine Art NBA des Handballs“, hatte zuletzt bereits Kiels Coach Alfred Gislason vorgeschlagen. „Die europäischen Topspieler wünschen sich das alle. Wir werden eine ganzjährige europäische Liga in den nächsten Jahren sehen“, sagte Storm.
Um die sechs zusätzlichen Partien für die ohnehin schon auf dem Zahnfleisch gehenden Spieler zu kompensieren, soll das Pensum der Nationalmannschaften in der Qualifikation für große Turniere heruntergefahren werden. Zudem gibt es Gedankenspiele zu einer erneuten Reform des DHB-Pokals, die Champions-LeagueStarter könnten dort möglicherweise aussetzen.
Zwar bräuchten die Bundesligisten die Einführung solch einer Europaliga „am wenigsten“, meint Storm. Doch andere internationale Top-Clubs seien aufgrund ihrer schwachen nationalen Ligen auf diesen Wettbewerb angewiesen. „Ansonsten könnte es passieren, dass sich ein Weltclub wie Barcelona irgendwann abmeldet“, so Storm. Eine Gesamtentwicklung „unseres Sports“könne „nicht außerhalb Frankreichs und Deutschlands aufhören“.
Die jetzige Form des Wettbewerbs, da sind sich zumindest die deutschen Clubs seit der Reform 2015 einig, hat keine Zukunft mehr. Zum einen sorgen der komplizierte Modus mit zwei Vorrundengruppen à acht Teams und zwei à sechs Teams sowie die verzwickten Qualikriterien für das Achtelfinale für Unmut. Zum anderen hat die Terminhatz aufgrund des neuen TV-Vertrags in Deutschland mit festen Spieltagen donnerstags und sonntags eine neue Qualität erreicht.