Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Berlin muss ein Zeichen setzen
Wie steht es um die Umsetzung des Weltklimaabkommens von Paris? In Bonn steht das jetzt auf dem Prüfstand. So groß die Euphorie im Dezember 2015 zunächst gewesen war, als die historische Vereinbarung zustande kam, so stark ist inzwischen die Ernüchterung. Auch wenn Washington den von Präsident Donald Trump verkündeten Ausstieg aus dem Abkommen relativiert hat, macht der amerikanische Rückzieher die Realisierung viel schwieriger.
Die Zeit drängt im Kampf gegen den Klimawandel. Das in Paris vor zwei Jahren vereinbarte Ziel, die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 deutlich unter zwei Grad halten zu wollen und den Ausstoß von Treibhausgasen dauerhaft zu reduzieren, ist mit den getroffenen Vereinbarungen und freiwilligen Maßnahmen kaum einzuhalten. Gerade jetzt kommen Deutschland und seiner Klimakanzlerin eine besondere Verantwortung zu. Die künftige Bundesregierung sollte ein Zeichen setzen, unter Beweis stellen, dass Klimaschutz kein Risiko ist, sondern Chancen bietet, auch wirtschaftliche.
Dabei ist Deutschland vom selbstgesteckten Ziel, den klimaschädlichen Kohlendioxid-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zum Niveau von 1990 zu senken, weit entfernt und dürfte wohl scheitern. Die Jamaika-Partner stehen vor einer schwierigen Gratwanderung: Kohleausstieg ja, aber nicht ohne Rücksicht auf die Beschäftigten und die wirtschaftliche Entwicklung. Verkehrswende ja, aber bitte undogmatisch und durchdacht. Im Ziel, die Pariser Vereinbarungen einzuhalten, sind sich Union, FDP und Grüne einig. Jetzt müssen sie einen gemeinsamen Weg finden, der dorthin führt. Ob an den internationalen Konferenztischen oder bei der Regierungssondierung in Berlin – es gilt, keine Zeit zu verlieren und endlich entschlossen zu handeln. Jahr für Jahr werden neue Wärmerekorde verzeichnet. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Existenz menschlichen Lebens auf der Erde. Die Zeit für kleinste gemeinsame Nenner ist längst vorbei. Eile ist geboten und Gefahr im Verzug.