Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Erinnerung an Buchauer Synagoge
Stunde des Schweigens auf Jüdischem Friedhof am Donnerstag, 9. November
BAD BUCHAU (sz) - Im November 1938 verlor die jüdische Gemeinde Buchau ihre Synagoge. Heute erinnern nur noch eine Trauerweide an ihrem früheren Platz und einige Steine auf dem jüdischen Friedhof an sie. In die Geschichte ist dieser 9. November als „Reichskristallnacht“eingegangen. Am diesjährigen 9. November, Donnerstag, um 18 Uhr soll an die Geschehnisse vor 79 Jahren bei einer Stunde des Schweigens auf dem Jüdischen Friedhof in Buchau erinnert werden.
Der Begriff „Reichskristallnacht“ist eine Verherrlichung der Ereignisse, die damals in Deutschland vor sich gingen. Auch in Buchau kam es zu zerschlagenen Fensterscheiben und zur Brandlegung in der Synagoge. Der Vorwand für die Ausschreitungen war das Attentat des Juden Herschel Grünspan, der am 7. November 1938 in Paris den deutschen Gesandtschaftsrat, Ernst vom Rath, erschossen hatte.
Die Buchauer Synagoge, die auch Gotteshaus für viele umliegende Orte war, wurde von einem Kommando aus Ochsenhausen angezündet. Die Feuerwehr rückte aus und das Feuer war schnell gelöscht. Aus Briefen, die diese Nacht schildern, weiß man, dass bei dieser Löschaktion neben der Feuerwehr auch Juden und Christen Seite an Seite arbeiteten. Auch der damalige Bürgermeister Hugo Öchsle war an der Löschaktion beteiligt. Deswegen ist in dieser Nacht nicht viel passiert.
Für die SA-Standarte Ochsenhausen war das Misslingen Grund genug, in der Nacht vom 10. auf 11. November wieder nach Buchau zu kommen und erneut Feuer zu legen. Die Feuerwehr durfte in dieser Nacht nur die angrenzenden Gebäude sichern. Die Synagoge, die einst als Prunkstück in der Mitte der Stadt stand, ist ausgebrannt und war eine Ruine. Als „ein Schandfleck im Stadtbild“wurde das Gotteshaus nun bezeichnet. Die Buchauer Juden mussten selber für die Kosten der Sprengung aufkommen.
Alle die sich daran erinnern wollen und durch ihr Erinnern ein Signal dafür setzen möchten, dass nie wieder Gotteshäuser brennen sollen und Menschen verfolgt werden, weil sie einer anderen Religion angehören, sind herzlich eingeladen.