Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Potenzial für ein modernes Stadthotel
Gutachter schlägt 60 Betten-Haus auf dem Stadthallenareal vor.
RIEDLINGEN - Riedlingen hat das Potenzial für ein gehobenes Mittelklassehotel mit 60 Zimmern. Zu diesem Schluss kommt Stefan Karrer in seinem Hotelgutachten, das er am Montagabend im Gemeinderat vorgestellt hat. Als Standort für ein solches Stadthotel mit moderner Architektur empfiehlt Karrer das Stadthallenareal. Diesem Standortvorschlag schloss sich der Gemeinderat bei einer Gegenstimme an.
Seit den Schließungen der beiden größten Riedlinger Hotels, des Mohren und der Brücke, fehlt es in der Stadt an Übernachtungsmöglichkeiten. Das Hotelgutachten, das von der Leader-Aktionsgruppe bezuschusst wurde, sollte nun die Realisierungschancen für ein neues Hotel in Riedlingen ausloten samt beigefügter Wirtschaftlichkeitsberechnung und Standortempfehlung. Zudem sollte es Handlungsempfehlungen für vorhandene Beherbergungsbetriebe in der Raumschaft geben.
Karrers Fazit für die Umsetzung eines Hotelprojekts in Riedlingen ist positiv. „Nach grundsätzlicher Auffassung (...) ist ein Drei-Sterne-superior Stadthotel am Standort Riedlingen wirtschaftlich zu betreiben, wenn es gelingt, in stringentes Konzept mit griffigem Alleinstellungsmerkmal umzusetzen“, heißt es im Gutachten.
Die Empfehlungen des Gutachters sind präzise. Er schlägt ein professionell geführtes Mittelklassehotel mit mindestens 50 und maximal 70 modernen Zimmern vor. Das Hotel soll ein breites Kundenspektrum bedienen – es soll sich sowohl an Geschäftsreisende, als auch an Individualtouristen als auch Gruppenreisende wenden. Auch Tagungsgäste sollen angesprochen werden. Daher schlägt er auch Tagungsräume mit 300 Quadratmetern und einen Wellnessbereich vor. Dazu ein Restaurant „feinbürgerlicher Gastronomie“, sowohl für interne als auch für externe Gäste.
Als Standort legt sich der Gutachter auf das Stadthallenareal fest. Die Lage an der Donau in der Kernstadt sei „prädestiniert“und „prominent“. Die Nähe zur Altstadt und ausreichende Parkplätze sind wichtige Kriterien. Aber vor allem die Nähe zum Fluss hält Karrer, der selbst Gastronom ist und aus einer Gastronomenfamilie stammt, für entscheidend. Das Thema „Fluss“sollte sich im Betriebskonzept wiederfinden und auch im Marketing und im Vertrieb. „Mit dem Claim ’fließend erleben’ soll ein junges, digitales, naturnahes Hotelkonzept“beworben werden.
Die Raumschaft Riedlingen habe ein Tourismuspotenzial, ist sich der Gutachter sicher: Donauradwanderweg, Outdoor-Möglichkeiten wie Kanu fahren, Stand Up Paddling oder Klettern und dazu Destinationen in der Raumschaft wie die Heuneburg oder die Thermalbäder. Ein Hotel öffnet aus einer Sicht auch die Möglichkeit Pauschalen und Kurz-UrlaubsPakete zu schnüren. Und ein neues Hotel als „touristisches Aushängeschild“in der Region hätte positive Effekte auf die ganze Raumschaft: höhere touristische Frequenz, Ausstrahlungseffekte, Erhöhung der Kaufkraft, die Arbeits- und Urlaubsregion gewinnt an Attraktivität und der Ansiedlung weiterer Betriebe im Umfeld.
Karrer hat auch eine betriebswirtschaftliche Planung beigefügt, die sich aus vergleichbaren Objekten ableitet. Er gebt von einem Jahresumsatz von rund zwei Millionen Euro aus, die erwirtschaftet werden können – zur Hälfte im Hotelbetrieb, zur anderen Hälfte aus dem Restaurantbetrieb. Er geht von 25 Arbeitsplätzen aus und von einer Bettenauslastung von 68,1 Prozent.
Belastbare Zahlen
Diese Zahl rief im Gremium doch Zweifel hervor. Im Landesschnitt liege die Bettenauslastung laut statistischem Bundesamt bei 37,1 Prozent, sagte Manfred Schlegel. Wie er dann auf 68 Prozent für Riedlingen komme? Er habe für jede einzelne Zielgruppe und Monat eine Auflistung gemacht und wenn es professionell betrieben wird, dann seien „68 Prozent absolut realistisch“.
Allerdings hat Karrer auch Faktoren benannt, die das Konzept zum Scheitern bringen können. So sei ein professioneller Betreiber Voraussetzung, zudem braucht es aus seiner Sicht die Zusage der örtlichen Unternehmen dieses Hotel zu belegen und vor allem müsse der Bevölkerung die Schwellenangst genommen werden, das Restaurant zu nutzen.