Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Derzeit zwei Pacht-Interessenten
Seit Oktober gibt es keinen Pächter mehr – Golezunft auf der Suche nach einer Lösung für die Fasnet
Seit Oktober hat die Riedlinger Stadthalle keinen Pächter mehr.
RIEDLINGEN - Seit Oktober hat die Stadthalle in Riedlingen keinen Pächter mehr. Zwar ist die Verpachtung längst ausgeschrieben und es gibt auch Interessenten, doch bis zur Fasnet wird es wohl noch keine Lösung geben. Dementsprechend ist die Narrenzunft Gole derzeit selbst auf der Suche nach einer Lösung. Man sei durchaus angespannt, sagt Christoph Selg von der Narrenzunft, aber auch optimistisch, dass es eine Lösung gibt.
Fasnet ist die Hochzeit für die Nutzung der Riedlinger Stadthalle. Innerhalb von rund zehn Tagen finden dort drei Bälle der Zunft, dazu eine große Bewirtung nach dem Umzug und Kinderbälle statt. Das will vorbereitet und bewirtet werden. Dass die Zunft dies selbst stemmt, funktioniert nicht. Denn die Mitglieder der Zunft seien bei den Bällen ja selbst im Einsatz, sagt Selg.
Vor drei Jahren, in der Fasnetssaison 2015, war das Problem schon einmal gegeben. Auch damals gab es keinen Pächter der Stadthalle. Damals sind HGR und RGW eingesprungen und haben die Bewirtung übernommen und damit das Problem gelöst. Für die Fasnet 2018 ist die Zunft nun auf der Suche nach einer Lösung. Es wurde bereits eine Vielzahl von Gesprächen geführt und Kontakte geknüpft, erläutert Selg. Vereine, aber auch professionelle Dienstleister seien angesprochen worden. Es seien „vielversprechende Gespräche“, so Selg.
Dass eine Verpachtung durch die Stadt bis zum Beginn der Fasnet noch gelingen könnte, ist eher unwahrscheinlich. Denn die Saison beginnt früh. Kappenabend ist bereits am 3. Februar. Und noch ist der Entscheidungsprozess noch nicht so weit gediehen. Im November wurde ausgeschrieben, Rückmeldungen waren bis zum 26.November möglich. Zwei Interessenten hätten sich gemeldet, sagt Marc Andl vom Steuer- und Liegenschaftsamt. Von den beiden werden nun weitere Angaben und Informationen eingefordert, ehe der Gemeinderat eine Entscheidung treffen kann. Dies ist wohl frühestens im Januar möglich.
In der Ausschreibung wird nach einem langfristigen Pächter gesucht. Es werde erwartet, dass „der Betreiber neben eigenen Aktivitäten rund um die Stadthalle die Veranstaltungen der Stadt Riedlingen und der Vereine unterstützt sowie eigene Veranstaltungen durchführt. Insbesondere ist gewünscht, dass der Pächter besondere Angebote formuliert und die Halle als Veranstaltungszentrum der Stadt Riedlingen betreibt“, wie es in der Anzeige heißt. Von den Bewerbern wird ein Nachweis der Sachkunde erwartet, mehrjährige Berufserfahrung im Gastronomiegewerbe, kaufmännische Erfahrung und ein schlüssiges Geschäfts- und Nutzungskonzept. Auch die Pflege und Reinigung obliegt dem Pächter.
Falsch eingeschätzt
Letzter Pächter war Jürgen Matzner, der auch das Lichtspielhaus betreibt. Er hat zunächst selbst gekündigt, letztlich hat ihm aber dann die Stadt die Kündigung ausgesprochen, so dass er seit Ende Oktober raus ist. Sein Konzept, mit dem er vor zweieinhalb Jahren angetreten ist, hat nicht so funktioniert, wie er es erhofft hatte. „Ich habe das falsch eingeschätzt“, gibt Matzner zu. Auch er habe Fehler gemacht. Matzner wollte Synergieeffekte durch die gleichzeitige Übernahme des Hirschs in der Lange Straße nutzen. Doch das hat sich als Trugschluss erwiesen. „Es war zeitlich nicht möglich, die Lokalitäten so zu betreiben, dass es funktioniert“, sagt Matzner – der unumwunden zugibt, dass er zeitweise überfordert war. „Ich hätte früher die Reißleine ziehen sollen“, sagt er. Denn mit Pacht und Nebenkosten musste er monatlich rund 1100 Euro stemmen.
Eigentlich, so der Plan wollte er auch Kulturangebote in der Stadthalle anbieten. Tourneetheater hat er angefragt, drei hätten auch Interesse gezeigt und sich die Halle vor Ort angesehen. Doch das nostalgische Gebäude ist, was die technische Ausstattung angeht, nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Weder Lichttechnik noch Musikanlage entsprechen den aktuellen Anforderungen der Veranstalter. Daher hätten alle abgelehnt.
Zwar gab es auch Vereinsveranstaltungen und Hochzeiten in der Halle. Doch die Vereine wollten am liebsten selbst die Bewirtung übernehmen, so dass auch hier kein Gewinn zu erwirtschaften war. Manchmal habe er den Eindruck gehabt, nur noch „Hausmeister zu sein“.