Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Beim Breitbandausbau wird es eng
Viele Firmen sind überlastet – darunter leiden vor allem kleine Gemeinden wie Attenweiler
ATTENWEILER - Der Wille ist da, doch die Kapazitäten fehlen. Nach der Anfangseuphorie beim Breitbandausbau macht sich Ernüchterung breit: Die Preise steigen, die Gemeinden warten lange und wichtige Fachkräfte fehlen. Es kommt sogar noch schlimmer, prophezeien Experten. „Wir sind noch lange nicht über’n Berg“, sagt Manuel Hommel, Teamleiter der Breitbandberatung von Geo Data. Vor allem ländliche Gemeinden brauchen gerade viel Geduld, wie das Beispiel Attenweiler zeigt.
„Vorsichtig“, sei sie geworden, sagt Attenweilers Bürgermeisterin Monika Brobeil. Im Januar will die Gemeinde die Arbeiten für den Breitbandausbau vergeben, Brobeil hofft auf einen Abschluss bis Ende des Jahres 2018. Doch es ist eine vorsichtige Hoffnung, denn Attenweiler wurde schon einmal enttäuscht. Die Vergaben für den Breitbandausbau waren eigentlich für September geplant. „Wir mussten erst mal schlucken, als wir von den Verzögerungen erfahren haben“, sagt Bürgermeisterin Brobeil.
Doch Attenweiler stehe mit seinen Sorgen nicht alleine da: „Mit diesem Problem müssen gerade viele Gemeinden kämpfen“, meint Brobeil. Am fehlenden Willen liege das nicht, sondern vielmehr an einem Markt, der die Nachfrage nicht mehr bedienen könne. Die Folge: Auf Ausschreibungen gehen oft nur noch wenige, meist sehr teure Angebote ein. Das spürt vor allem auch das Planungsbüro Geo Data, das die Gemeinde Attenweiler wie zahlreiche andere beim Breitbandausbau berät und die Maßnahme plant.
Kapazitäten erschöpft
Vor allem im Tiefbau seien die Kapazitäten erschöpft. „Es gibt eine massiv erhöhte Nachfrage“, erklärt Breitbandexperte Manuel Hommel. „Die Kostenschätzungen von vor zwei Jahren sind heute fast alle hinfällig.“Seit 2008 hätten sich die Preise für den Laufmeter Glasfaserausbau etwa verdoppelt. Heute koste ein Kilometer innerorts bis zu 140 000 Euro. „Das sind Preise, die hätte ich mir früher nicht mal träumen lassen.“
Die Preissteigerungen kommen indes nicht von ungefähr: 2015 hat die Baden-Württembergische Landesregierung die Fördersummen deutlich erhöht. „Der Endspurt für schnelle Netze in der Fläche hat begonnen“, erklärte der damalige Minister für ländlichen Raum, Alexander Bonde und fügte hinzu. „Ich vertraue auf das Engagement der Landkreise, Städte und Kommunen, damit auch die letzten weißen Flecken der Unterversorgung bald der Vergangenheit angehören.“
Doch die Probleme beginnen bei der Umsetzung. Grundsätzlich darf die öffentliche Hand nur dort aktiv werden, wo der Markt versagt. Also wo zum Beispiel Netzbetreiber wie die Telekom nicht investieren wollen, weil der Aufwand hoch und die Gewinnerwartung niedrig ist. Das ist vor allem in ländlichen Gemeinden der Fall. Zudem hätten große Anbieterfirmen bereits einen Großteil der Kapazitäten im Tiefbau geblockt – für ihre eigenen Ausbauprojekte, wie Hommel erklärt.
Die Gemeinden haben deshalb oft das Nachsehen: Vom ersten Förderantrag bis zur Ausschreibung vergehen zudem meist Jahre, in denen die Preise erheblich steigen. Die Gründe dafür kennt Karl-Heinz Fink nur zu gut. Der Geschäftsführer bei AlbElektric in Biberach sagt: „Unsere Kapazitäten sind eigentlich schon lange erschöpft.“
Immer wieder müssten inzwischen ausländische Subunternehmer einspringen, um die Tiefbauarbeiten zu erledigen. Doch nicht nur bei den Baufirmen mangelt es an Arbeitskräften, auch Planungsfirmen wie Geo Data haben „massive Probleme“, qualifizierte Fachkräfte zu finden, erklärt Hommel.
Und die Aufträge werden weiter zunehmen: Denn in vielen Gemeinden wurden bislang höchstens die Glasfaserleitungen bis zu den Verteilerkästen verlegt. „Das konnten meist noch kleine, lokale Tiefbauunternehmer ausführen“, sagt Hommel. Doch dabei wird es nicht bleiben. Denn vielerorts soll die Verlegung der Glasfaserkabel bis zu den Grundstücken folgen – bislang bremsen oft alte Kupferkabel die Geschwindigkeit auf dem Weg vom Verteilerkasten bis zu den Häusern.
Die Verlegung bis zu den Häusern ist langfristig auch in Attenweiler und seinen Ortsteilen geplant. Wer dort einen Gasanschluss beantragt, kann auch ein Leerrohr mitverlegen lassen. In den Weilern verlegt die Gemeinde direkt Glasfaser bis zur Grundstücksgrenze und der Eigentümer kann auf eigene Kosten sein Haus anschließen (SZ berichtete).
Vor allem diese aufwendigen Projekte seien es, die Firmen in Zukunft noch stärker an ihre Grenzen führen werden, glaubt Hommel von Geo Data. Er ist sich sicher: „Das Thema wird uns erhalten bleiben.“Denn bereits heute gebe es dafür zu wenige spezialisierte Tiefbaufirmen. Der Wille zum Ausbau alleine reiche aber nicht aus.