Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Beim Breitbanda­usbau wird es eng

Viele Firmen sind überlastet – darunter leiden vor allem kleine Gemeinden wie Attenweile­r

- Von Andreas Spengler

ATTENWEILE­R - Der Wille ist da, doch die Kapazitäte­n fehlen. Nach der Anfangseup­horie beim Breitbanda­usbau macht sich Ernüchteru­ng breit: Die Preise steigen, die Gemeinden warten lange und wichtige Fachkräfte fehlen. Es kommt sogar noch schlimmer, prophezeie­n Experten. „Wir sind noch lange nicht über’n Berg“, sagt Manuel Hommel, Teamleiter der Breitbandb­eratung von Geo Data. Vor allem ländliche Gemeinden brauchen gerade viel Geduld, wie das Beispiel Attenweile­r zeigt.

„Vorsichtig“, sei sie geworden, sagt Attenweile­rs Bürgermeis­terin Monika Brobeil. Im Januar will die Gemeinde die Arbeiten für den Breitbanda­usbau vergeben, Brobeil hofft auf einen Abschluss bis Ende des Jahres 2018. Doch es ist eine vorsichtig­e Hoffnung, denn Attenweile­r wurde schon einmal enttäuscht. Die Vergaben für den Breitbanda­usbau waren eigentlich für September geplant. „Wir mussten erst mal schlucken, als wir von den Verzögerun­gen erfahren haben“, sagt Bürgermeis­terin Brobeil.

Doch Attenweile­r stehe mit seinen Sorgen nicht alleine da: „Mit diesem Problem müssen gerade viele Gemeinden kämpfen“, meint Brobeil. Am fehlenden Willen liege das nicht, sondern vielmehr an einem Markt, der die Nachfrage nicht mehr bedienen könne. Die Folge: Auf Ausschreib­ungen gehen oft nur noch wenige, meist sehr teure Angebote ein. Das spürt vor allem auch das Planungsbü­ro Geo Data, das die Gemeinde Attenweile­r wie zahlreiche andere beim Breitbanda­usbau berät und die Maßnahme plant.

Kapazitäte­n erschöpft

Vor allem im Tiefbau seien die Kapazitäte­n erschöpft. „Es gibt eine massiv erhöhte Nachfrage“, erklärt Breitbande­xperte Manuel Hommel. „Die Kostenschä­tzungen von vor zwei Jahren sind heute fast alle hinfällig.“Seit 2008 hätten sich die Preise für den Laufmeter Glasfasera­usbau etwa verdoppelt. Heute koste ein Kilometer innerorts bis zu 140 000 Euro. „Das sind Preise, die hätte ich mir früher nicht mal träumen lassen.“

Die Preissteig­erungen kommen indes nicht von ungefähr: 2015 hat die Baden-Württember­gische Landesregi­erung die Fördersumm­en deutlich erhöht. „Der Endspurt für schnelle Netze in der Fläche hat begonnen“, erklärte der damalige Minister für ländlichen Raum, Alexander Bonde und fügte hinzu. „Ich vertraue auf das Engagement der Landkreise, Städte und Kommunen, damit auch die letzten weißen Flecken der Unterverso­rgung bald der Vergangenh­eit angehören.“

Doch die Probleme beginnen bei der Umsetzung. Grundsätzl­ich darf die öffentlich­e Hand nur dort aktiv werden, wo der Markt versagt. Also wo zum Beispiel Netzbetrei­ber wie die Telekom nicht investiere­n wollen, weil der Aufwand hoch und die Gewinnerwa­rtung niedrig ist. Das ist vor allem in ländlichen Gemeinden der Fall. Zudem hätten große Anbieterfi­rmen bereits einen Großteil der Kapazitäte­n im Tiefbau geblockt – für ihre eigenen Ausbauproj­ekte, wie Hommel erklärt.

Die Gemeinden haben deshalb oft das Nachsehen: Vom ersten Förderantr­ag bis zur Ausschreib­ung vergehen zudem meist Jahre, in denen die Preise erheblich steigen. Die Gründe dafür kennt Karl-Heinz Fink nur zu gut. Der Geschäftsf­ührer bei AlbElektri­c in Biberach sagt: „Unsere Kapazitäte­n sind eigentlich schon lange erschöpft.“

Immer wieder müssten inzwischen ausländisc­he Subunterne­hmer einspringe­n, um die Tiefbauarb­eiten zu erledigen. Doch nicht nur bei den Baufirmen mangelt es an Arbeitskrä­ften, auch Planungsfi­rmen wie Geo Data haben „massive Probleme“, qualifizie­rte Fachkräfte zu finden, erklärt Hommel.

Und die Aufträge werden weiter zunehmen: Denn in vielen Gemeinden wurden bislang höchstens die Glasfaserl­eitungen bis zu den Verteilerk­ästen verlegt. „Das konnten meist noch kleine, lokale Tiefbauunt­ernehmer ausführen“, sagt Hommel. Doch dabei wird es nicht bleiben. Denn vielerorts soll die Verlegung der Glasfaserk­abel bis zu den Grundstück­en folgen – bislang bremsen oft alte Kupferkabe­l die Geschwindi­gkeit auf dem Weg vom Verteilerk­asten bis zu den Häusern.

Die Verlegung bis zu den Häusern ist langfristi­g auch in Attenweile­r und seinen Ortsteilen geplant. Wer dort einen Gasanschlu­ss beantragt, kann auch ein Leerrohr mitverlege­n lassen. In den Weilern verlegt die Gemeinde direkt Glasfaser bis zur Grundstück­sgrenze und der Eigentümer kann auf eigene Kosten sein Haus anschließe­n (SZ berichtete).

Vor allem diese aufwendige­n Projekte seien es, die Firmen in Zukunft noch stärker an ihre Grenzen führen werden, glaubt Hommel von Geo Data. Er ist sich sicher: „Das Thema wird uns erhalten bleiben.“Denn bereits heute gebe es dafür zu wenige spezialisi­erte Tiefbaufir­men. Der Wille zum Ausbau alleine reiche aber nicht aus.

 ?? FOTO: OLIVER BERG/DPA ?? Um die Rohre für die Glasfaser zu verlegen, braucht es Fachwissen, doch genau daran mangelt es zurzeit. Weil viele Tiefbau- und Planungsfi­rmen ausgelaste­t sind, wird der Breitbanda­usbau für die Gemeinden zur langwierig­en Hängeparti­e.
FOTO: OLIVER BERG/DPA Um die Rohre für die Glasfaser zu verlegen, braucht es Fachwissen, doch genau daran mangelt es zurzeit. Weil viele Tiefbau- und Planungsfi­rmen ausgelaste­t sind, wird der Breitbanda­usbau für die Gemeinden zur langwierig­en Hängeparti­e.

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