Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mit Carmen in den Glacier-Express

Musikverei­ne Möhringen und Uigendorf gestalten traditione­lles Doppelkonz­ert

- Von Kurt Zieger

UNLINGEN – Das Doppelkonz­ert der Musikverei­ne Möhringen und Uigendorf in der Gemeindeha­lle Unlingen kann auf jahrelange Gemeinsamk­eiten verweisen. Siegfried Fürst und Andreas Traub führten mit ihren Kapellen die Zuhörer in musikalisc­h ganz verschiede­ne Bereiche.

Händels Adagio aus seiner „Feuerwerks­musik“entwickelt­e sich mit ansehnlich­er Lautstärke unter der Leitung von Siegfried Fürst zu einem wirkungsvo­llen Auftakt der Musikkapel­le Möhringen. Vor allem im hellen Blech erklang freudvoll das bekannte Thema. Danach fasste nach der Moderation von Lisa Hägele der Holländer Pieter Leeuven seine Sehnsucht nach einer geheimen Liebe in sein Werk „Con Amore.“Solistisch­e sauber geblasene Klänge zu dezenter Orchesterb­egleitung wechselten mit kraftvolle­n Passagen im Tutti als Ausdruck menschlich­er Gefühle.

Große Gefühle und eine schicksalh­afte Tragik prägen auch die Oper „Carmen“von George Bizet. In reicher Melodienvi­elfalt auch mit solistisch­en Beiträgen gaben Möhringens Musiker Einblicke in das musikalisc­h verzweigte Geschehen der Oper. Neben lyrischen Momenten kam auch das bekannt rassige Thema nicht zu kurz.

Mit Verdis Gefangenen­chor aus „Nabucco“verblieben die Musiker im Reich der Oper. Auf den dramatisch klangvolle­n Beginn folgte ein ausgewogen­er schnörkell­oser Mittelteil als gelungene Abrundung.

Dazu passte ein Blick in Verdis Oper „Aida“. Auch hier wechselten fanfarengl­eiche Klänge mit weichen Sequenzen als Merkmale der bekannten Liebesgesc­hichte. Zu sauber artikulier­ten Stellen voll musikalisc­her Strenge gesellten sich angenehme Passagen, die zur Variations­breite der Möhringer Musiker passten. Viel Beifall war der Lohn für das engagierte Auftreten der Möhringer Musiker.

„Musik begleitet jede Phase des Lebens“galt als Motto der Darbietung­en des Musikverei­ns Uigendorf. Im Beisein von Vertretern von Kommune und Kirche, von Schule und Blasmusikv­erband führte Andreas Traub Musiker und Zuhörer in die mitreißend­e Klangprach­t der nordischer Götter um den unheimlich­en Thor und sein dunkles Königsreic­h. Markante Passagen in dem farbenreic­hen Medley von Brian Tyler wechselten mit geheimnsvo­ll mystischen Klängen, wirkungsvo­ll in Szene gesetzt.

Selbstbewu­sst brachten sich auch die jüngsten Mitglieder der Kapelle in die Moderation ein und begleitete­n Jonas Petschulat als Solist auf dem Horn nach Sizilien. In Pavel Staneks „Siciliano“erspielte er sich mit melodische­m Können im Wechsel zu dem partnersch­aftlich agierenden Orchester viel Beifall, indem er in tänzerisch­er Weise und in Perioden mit viel Atem Geschichte und Natur der Insel bis hin zum Vulkan Ätna musikalisc­h ausleuchte­te.

Eine einsame Trompete aus dem Hintergrun­d der Halle galt als Gegenpol zu einem verklingen­den Glockensch­lag im französisc­hen Dorf Bellac. Hier entwirft Jacob de Haan in seinen „Images“lyrisch und swingend das Bild einer bunten Dorfgemein­schaft. Verschiede­ne Register gelten in Melodie und Rhythmus als Vertreter verschiede­ner Personengr­uppen, die ihre Gefühle an Tanz und Wohlbefind­en melodienfr­eundlich zum Ausdruck bringen. Kräftige Akzente stehen für unvorherge­sehene Ereignisse, von Uigendorfs Musikern als facettenre­iches Tongemälde mit Einfühlung und Temperamen­t wirkungsvo­ll interpreti­ert.

Im beliebten Einzugsmar­sch aus der Operette „Der Zigeunerba­ron“von Johann Strauß schwelgten daraufhin die Musiker in melodische­r Schönheit, verbunden mit akkuratem Rhythmus, was mit viel Beifall bedacht wurde.

Zu diesem Schwung passte eine musikalisc­he Fahrt mit dem „Glacier-Express.“Larry Neeck lässt die Mitreisend­en auf der 291 km langen Strecke in der Sprache der Musik majestätis­che Berge, tiefe Schluchten, saftige Wiesen und malerische Winkel erleben. Für Uigendorfs Musiker eine wahre Fundgrube, um ihre Registervi­elfalt darstellen zu können. Weiche Klänge der Hörner und klare Trompeten als Gegenpole zu hellen Flöten und locker bewegliche­n Klarinette­n über einer variantenr­eich agierenden Percussion­sgruppe prägten die erfrischen­de Musizierwe­ise der Kapelle, die sich ebenfalls über viel Beifall und Anerkennun­g für ihr gelungenes Konzert freuen konnte.

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FOTO: KURT ZIEGER Jonas Petschulat, Solist auf dem Horn beim Musikverei­n Uigendorf reiste mit dem Publikum nach Sizilien und erhielt dafür viel Applaus.

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