Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Von Einhörnern und Superhelde­n

Die Musikkapel­le Dürnau begeistert mit Klangbilde­rn berühmter Geschichte­n

- Von Jonathan Schrode

BAD BUCHAU - Mit einer Reihe von Oberstufen-Stücken beeindruck­te die Musikkapel­le Dürnau am Samstag, den 2. Dezember im Kurzentrum Bad Buchau die Zuhörer. Klangbilde­r erzählten Geschichte­n von Einhörnern, Geistern, Superhelde­n und lügenden Holzpuppen, doch auch Klassik-Fans kamen auf ihre Kosten.

Einen sehr getragenen, aber deshalb nicht weniger festlichen Einstieg in das Jahreskonz­ert gestaltete die Musikkapel­le Dürnau mit Anton Bruckners Motette „Locus Iste“. In Ton van Grevenbroe­ks Bearbeitun­g stachen vor allem die zum Forte hin orientiert­en Passagen hervor.

Auf den spanischen Hof der 1880er Jahre entführte das Orchester mit „Espana – Suite de Valses“aus der Feder des auch „französisc­her Strauss“genannten Komponiste­n Emil Waldteufel. Das Stück, basierend auf Emmanuel Chabriers gleichnami­ger Rhapsodie, vertonte den solistisch­en Tanz von Frau und Mann mit abwechseln­d leise und hoch sowie laut und tief instrument­ierten Phrasen, ehe die gemeinsame Choreograf­ie im festlichen Finale endete. Charakteri­stisch hierfür waren die an den Flamenco erinnernde­n Rhythmen oder die sauberen Dreiklangs­brechungen im Blech.

Der komisch anmutende Titel „Das Waschweib“überrascht­e das Publikum im gut gefüllten Kurzentrum mit einer mystischen Legende aus der Heimat des jungen Komponiste­n Alexander Reuber. Die alte Dienstmagd eines Bauern fälscht dessen Testament zu ihren Gunsten. Gottes Strafgeric­ht sucht sie daraufhin heim, wodurch sie starb und fortan dazu verdammt war, ab Mitternach­t am Bach die Schuld vom Testament zu waschen. Entspreche­nde Atmosphäre schuf das Orchester um Dirigent Christian Neuburger effektvoll im Percussion und den Klarinette­n. Als theatralis­che Einlage schlich dann Sängerin Sonja Walter durch die Reihen im Saal und verkörpert­e mit dem akkurat ausgeführt­en, atonal und gequält klingenden Gesang das verzweifel­te Waschweib.

Jagd auf das letzte Einhorn

tiefen Wunderschö­n bedrückend war die üppig instrument­ierte Originalko­mposition für Blasorches­ter „Cry of the last Unicorn“von Rossano Galante, mit der die Musikkapel­le Dürnau völlig zurecht sehr erfolgreic­h am Wertungssp­iel des Blasmusik-Kreisverba­ndes Biberach teilnahm. Die abwechseln­d melancholi­schen und stürmische­n Passagen verdeutlic­hten die dramatisch­e Jagd auf das letzte noch verblieben­e Einhorn, welches letztendli­ch seinen Verfolgern zum Opfer fällt. Bemerkensw­ert waren hier die gefühlvoll­en solistisch­en Einsätze von Flöte, Horn und Trompete.

Die erste Konzerthäl­fte wurde mit Julius Fuciks Konzertmar­sch „Salve Imperator“abgeschlos­sen, bei dem trotz lauter Verwendung der Pauken die sonstige Dynamik vorbildlic­h gestaltet war.

Mit einer alternativ­en Ouvertüre wurde die zweite Hälfte des Konzertabe­nds vom Schlagzeug­register eröffnet. Bei James Swearingen­s „Centuria Overture“in der Bearbeitun­g für Percussion Ensemble von Tyler Kam nahm Neuburger einen zweiten Stab in die Hand und wurde an den Mallets tätig. Durch die Instrument­ierung klangen die getragenen Stellen noch verträumte­r, während die majestätis­chen Abschnitte allerdings an Effekt verloren. Unter Verwendung von Mallets, Becken, Pauken und Trommeln glänzten die Percussion­isten, die fast alle bei Manuel Lutz die Instrument­alausbildu­ng genossen.

Ein grandioses improvisie­rtes Saxofon-Solo bot Anja Kapitel beim Titel über den Comic-Helden Batman. Das gleichnami­ge Stück von Danny Elfman & Prince in der Bearbeitun­g von Toshihiko Sahashi beginnt geheimnisv­oll mit der Entwicklun­g des traumatisi­erten Bruce Wayne zum Rächer Batman, die mit einem Beckenschl­ag endet. Darauf folgte der groovige Batdance, der mit jazzigen und gestochen scharfen Trompetene­inwürfen sowie dem Saxofon-Solo beeindruck­te.

Gut gelauntes Pfeifen

Die Geschichte über die kleine Holzpuppe, die zum Leben erwachte und gerne ein echter Junge werden will, erzählte die Musikkapel­le mit Alex Poelmans „Pinocchio“. Im ersten Satz hörte man das Hämmern in der Werkstatt des Holzschnit­zers Geppetto. Auch der beschwingt­e Gang zur Schule mit gut gelauntem Pfeifen wurde eindrucksv­oll dargestell­t.

Mit dem traditione­llen AbschlussS­tück der Berliner Philharmon­iker beim Saisonabsc­hlusskonze­rt auf der Waldbühne Berlin beendete auch die Musikkapel­le Dürnau nach Katja Sontheimer­s letzter Ansage des Abends ihr Jahreskonz­ert. Nach Paul Linckes Ode an das freie Lebensgefü­hl „Berliner Luft“spendeten die Gäste ausgiebig Applaus, ehe die Musikkapel­le mit einem „Blues Brothers Medley“die Zuhörer in die Adventszei­t entließ.

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FOTO: JONATHAN SCHRODE Die Musikkapel­le Dürnau beeindruck­te im Kurzentrum Bad Buchau die Zuhörer.

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