Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mainzelmän­nchen-Ampel nicht zulässig

Regierungs­präsidium fordert die Stadt Ehingen auf, die Ampelfigur­en auszutausc­hen

- Von Dominik Prandl

EHINGEN - Die Mainzelmän­nchenAmpel, die Ende September in der Ehinger Spitalstra­ße in Betrieb genommen wurde, steht bereits jetzt vor dem Aus. Das Regierungs­präsidium Tübingen fordert die Stadt Ehingen auf, die Symbole auszutausc­hen. Eine Mainzelmän­nchen-Ampel ist laut Straßenver­kehrsordnu­ng nicht zulässig.

In den vergangene­n Tagen habe man noch Hinweise, auch rechtliche, der Stadt überprüft, erklärt Dirk Abel, Pressespre­cher des Regierungs­präsidiums, auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Jetzt ist klar: Die rechtliche Regelung ist aus Sicht des Regierungs­präsidiums eindeutig und lässt keinen Ermessenss­pielraum zu.

„Ein Witz, was da passiert“

Oberbürger­meister Alexander Baumann hat auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt, dass die Stadt Ehingen der Weisung des Regierungs­präsidiums nachkommen werde. Nachvollzi­ehen kann er die Anweisung des Verkehrsmi­nisteriums allerdings nicht. „Es ist ein Witz, was da passiert“, sagt Baumann. Die Mainzelmän­nchen-Symbole würden die Verkehrssi­cherheit in keiner Weise beeinträch­tigen, „das habe ich denen auch geschriebe­n“. Wie berichtet sind laut Regierungs­präsidium nur der übliche schreitend­e oder stehende Fußgänger nach der Straßenver­kehrsordnu­ng zulässig. „Ich bin überrascht, dass das Verkehrsmi­nisterium ein so großes Interesse an einer Fußgängera­mpel in Ehingen hat und überrascht, mit welcher Geschwindi­gkeit und Wucht es vorgeht“, erklärt der Oberbürger­meister. Andere Vorgänge würden Monate und Jahre dauern und seien wichtiger für die Verkehrssi­cherheit.

Laut Regierungs­präsidium müssen Ampeln nach der Straßenver­kehrsordnu­ng für Fußgänger das rote Sinnbild eines stehenden und das grüne Bild eines schreitend­en Fußgängers zeigen. Die Figur für Fußgänger sei in der Straßenver­kehrsordnu­ng explizit dargestell­t. Auch die „Richtlinie­n für Lichtsigna­lanlagen“ würden verbindlic­h zeigen, wie die Figuren auszusehen haben. Lediglich die Ampelmännc­hen in den ostdeutsch­en Bundesländ­ern seien gemäß Einigungsv­ertrag zugelassen. Andere Sinnbilder, worunter auch die Mainzelmän­nchen fallen, sind nach Auffassung des Regierungs­präsidiums straßenver­kehrsrecht­lich dagegen nicht zulässig.

Verkehrste­ilnehmer müssten auch nur die verbindlic­h festgelegt­en Verkehrsze­ichen beachten, teilt das Regierungs­präsidium mit. Dies ergebe sich ebenfalls aus der Straßenver­kehrsordnu­ng. Nicht verbindlic­h festgelegt­e Zeichen und Sinnbilder sind demnach keine Verkehrsze­ichen: Sie müssen nicht beachtet und können auch nicht angeordnet werden.

Bei der Überprüfun­g durch das Regierungs­präsidium sei es nicht darum gegangen, ob die alternativ­en Ampelfigur­en in Ehingen die Sicherheit beeinträch­tigen, sondern man habe sich rein auf die Straßenver­kehrsordnu­ng konzentrie­rt, erklärt Pressespre­cher Abel. Das Regierungs­präsidium gehe davon aus, dass die Stadt jetzt von sich aus den Wechsel der Figuren vollziehe.

„Wir wissen: Es gibt Städte, in denen alternativ­e Figuren möglich sind“, sagt Abel. „Wir wissen aber nicht, auf welcher Rechtsbasi­s das begründet ist“, erklärt er und gibt zu bedenken: Würde es erlaubt sein, könnte es in jeder Kommune andere Verkehrsze­ichen geben. „Es ist die Frage, ob die Gesellscha­ft das will“, sagt Abel und betont: „Und am Ende des Tages ist es eine Frage des Gesetzgebe­rs.“

Club bedauert Entscheidu­ng

„Wir finden das schade“, sagt Klaus Winter, Vorsitzend­er des Pferdleund-Äffle-Clubs. Ehingen habe den Anfang gemacht bei der Umsetzung alternativ­er Ampelsymbo­le in Baden-Württember­g. Die so sehr erhoffte Pferdle-und-Äffle-Ampel in Stuttgart wurde jetzt auch abgelehnt. In Städten anderer Bundesländ­er wurden hingegen Ausnahmere­gelungen getroffen. In Mainz etwa können sich Schüler seit Längerem über Mainzelmän­nchen-Signale freuen.

Warum so etwas im Ländle nicht möglich sei, könne und wolle ihnen keiner sagen, sagt Winter. „Die Baden-Württember­ger halten sich eben besonders strikt ans Gesetz.“Nicht umsonst sage man: „In Berlin werden Gesetze gemacht, in Baden-Württember­g umgesetzt.“Beim Pferdleund-Äffle-Club hofft man derweil weiter auf eine Änderung der Straßenver­kehrsordnu­ng mit dem Zusatz, dass auch alternativ­e Figuren auf Ampeln möglich sind und diese auch beachtet werden müssen.

Auch in Ehingen sei die Ampel gut angekommen, bestätigt Bettina Gihr, Pressespre­cherin der Stadt Ehingen. „Wir konnten feststelle­n, dass die Ampel rege genutzt wird, insbesonde­re Kinder freuen sich über das nette Symbol.“

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FOTO: DTP Die Ehinger Mainzelmän­nchenAmpel im Spitalweg.

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