Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Jeder fünfte Schüler raucht Wasserpfeife
Süße Aromen und gesellige Atmosphäre lassen mehr Jugendliche zu Shishas greifen
HAMBURG/RAVENSBURG (tbb) - In Deutschland rauchen laut einer aktuellen DAK-Untersuchung mehr Jugendliche Shisha als angenommen. Demnach haben von den Schülern der Klassenstufen fünf bis zehn 22 Prozent bereits Wasserpfeife geraucht. Die Gefahren würden oft unterschätzt, warnt Krebsforscherin Katrin Schaller. Wasserpfeifenrauch sei nicht weniger krebserregend als jener von Zigaretten.
RAVENSBURG - Jeder fünfte Schüler der Mittelstufe hat Erfahrungen mit Shishas. Das geht aus einer Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit hervor, die am am Dienstag in Hamburg vorgestellt wurde. Dabei unterschätzen die Schüler die Folgen für den Körper – auch weil das gemeinschaftliche Qualmen als in gilt.
Sechs Prozent der Schüler zwischen Klasse fünf und zehn konsumieren mindestens einmal im Monat und damit regelmäßig Tabak aus einer Wasserpfeife, so die Studie der DAK-Gesundheit – obwohl auch das Rauchen von Wasserpfeifen in der Öffentlichkeit erst ab 18 Jahren erlaubt ist. Der Anteil der regelmäßigen Raucher steigt bereits ab Klasse sieben deutlich an und verfünffacht sich innerhalb von drei Schuljahren. Während in Klasse sieben erst zwei Prozent der Schüler mindestens einmal im Monat Wasserpfeife rauchen, sind es in Klasse neun schon zehn Prozent. 15 Prozent der Zehntklässler rauchen regelmäßig Shisha, wobei das mehr Jungen (19 Prozent) als Mädchen tun (zwölf Prozent). Für die Studie wurden knapp 7000 Schüler in sechs Bundesländern repräsentativ befragt.
Aroma verharmlost das Risiko
Für Katrin Schaller, die am deutschen Krebsforschungszentrum im Bereich Krebsprävention arbeitet, sind die Gründe für den hohen Konsum unter Jugendlichen klar. „Wenn man mal an einer Shishabar vorbeigeht, dann riecht das weniger nach Rauch sondern eher nach Gummibärchen“, sagt sie. Die Wasserpfeifen wirken dadurch harmloser, „die Aromen überdecken den unangenehmen Tabak- und Rauchgeschmack.“
Dabei ist das Rauchen von Wasserpfeifen nicht weniger krebserregend als Zigarettenkonsum, stellt die Expertin klar. „Viele Leute glauben, dass das Wasser die Schadstoffe herausfiltert. Das ist aber nicht der Fall“, sagt sie. Das Wasser kühle den Rauch lediglich ab. Ein Problem: Bei Wasserpfeifen nimmt der Raucher ein deutlich größeres Volumen auf als bei Zigaretten. 500 Milliliter bei der Shisha, 50 Milliliter bei der Zigarette. „Pro Zug kann die Konzentration einzelner Schadstoffe bei Wasserpfeifen deutlich höher sein als bei Zigaretten“, so Schaller. Eine Zigarette sei zudem nach zehn Minuten aufgebraucht, an der Shisha rauche man häufig länger. Aber, so räumt sie ein: man müsse auch bedenken, dass Wasserpfeifen meist deutlich seltener geraucht werden als Zigaretten.
Für Jugendliche gibt es noch ein weiteres Problem. Denn fatal ist für die jungen Raucher, dass Lunge und Gehirn sich bis in das junge Erwachsenenalter entwickeln und empfindlich auf die Giftstoffe reagieren können. Auch das Krebsrisiko dürfe nicht unterschätzt werden.
Gefährliches Kohlenmonoxid
Der Tabak verschwelt beim Shisharauchen langsam – im Gegensatz zur Zigarette, wo er verbrennt. Das sorgt für eine erhöhte Konzentration an hochgiftigem Kohlenmonoxid, das die Raucher einatmen. Zuletzt hatten mehrere Ärzte deswegen Alarm geschlagen und Krankenhäuser berichteten von einer steigenden Zahl von Vergiftungsfällen. Immer wieder kommt es außerdem vor, dass Raucher in Shishabars kollabieren oder über Übelkeit klagen, weil die Bars zu schlecht durchlüftet werden. Im schlimmsten Fall kann dies zum Ersticken führen.
Neben strengeren Gesetzen fordert Katrin Schaller gleich hohe Steuern wie bei gewöhnlichen Zigaretten, um die Attraktivität von Shishas für jugendliche Konsumenten zu senken. „Gerade für Wasserpfeifentabak wäre das eine sinnvolle Maßnahme“, sagt die Heidelberger Expertin für Krebsprävention. Momentan wird Tabak für Wasserpfeifen noch wie regulärer Pfeifentabak besteuert und ist damit deutlich günstiger und für Jugendliche somit erschwinglicher.