Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
O du frostige
Trotz Gentners Traumtor verliert der VfB auch in Mainz und scheidet im DFB-Pokal aus
MAINZ (dpa/SID/fil) - Der VfB Stuttgart hat den Negativlauf der vergangenen Wochen nicht stoppen können und sein über weite Strecken so erfolgreiches Fußballjahr 2017 mit einer herben Enttäuschung beendet. Beim 1:3 (0:1) im Achtelfinale des DFB-Pokals bei FSV Mainz 05 reichte den Stuttgartern auch ein Traumtor von Kapitän Christian Gentner (41.) nicht zum Sieg. Mainz, zuvor in der Bundesliga fünfmal sieglos, drehte die Partie dank der Tore von Emil Berggreen (62.), Abdou Diallo (71.) und Suat Serdar (90. +3). Dennis Aogo hatte vor dem zwischenzeitlichen Ausgleich der Mainzer durch einen schwach geschossenen Elfmeter das vorentscheidende 2:0 für Stuttgart vergeben. Weihnachten dürfte für Stuttgarts Spieler und Verantwortliche somit eher frostig werden.
„Wahnsinn! Wenn man auswärts solche Möglichkeiten hat, muss man das Spiel gewinnen und nach Hause fahren. Das ärgert uns ungemein“, sagte VfB-Verteidiger Andreas Beck.
Terodde vor Wechsel nach Köln
Beide Mannschaften hatten zahlreiche Ausfälle zu beklagen. So fehlte beim VfB Stürmer Simon Terodde wegen einer Rippenprellung. Terodde, letzte Saison überragender Torschützenkönig in der Zweiten Liga, könnte somit bereits am vergangenen Samstag beim unglücklichen 0:1 gegen den FC Bayern München zum Hinrundenabschluss der Bundesliga sein letztes Spiel für den VfB absolviert haben. Wie der „Express“und die „Bild“übereinstimmend berichten, wechselt der 29-jährige Terodde in der Winterpause zum Bundesligaletzten 1. FC Köln. Beim FC stand Terodde schon zwischen 2009 und 2011 unter Vertrag. Die Ablöse soll zwei Millionen Euro betragen. Auch seinen Spind in Bad Cannstatt soll Terodde bereits geräumt haben. „Er steht wegen einer starken Rückenprellung heute nicht im Kader. Mehr kann ich nicht dazu sagen, das ist heute nicht mein Thema“, sagte Stuttgarts Trainer Hannes Wolf vor dem Anpfiff des Pokalspiels.
Neben Terodde standen dem VfB Daniel Ginczek, Anastasios Donis, Benjamin Pavard und kurzfristig auch Holger Badstuber nicht zur Verfügung. Mainz musste ohne Stammtorwart Rene Adler, Kapitän Stefan Bell, Karim Onisiwo, JeanPhilippe Gbamin, Leon Balogun, Niko Bungert und Philipp Klement auskommen.
Die 22 143 Zuschauer in der Mainzer Arena sahen in der 6. Minute die erste gute Chance der Mainzer durch den Ex-Stuttgarter Alexandru Maxim. In der 26. Minute hatten die Stuttgarter Glück. Obwohl der Ball im Strafraum erst Andreas Beck an die Hand und dann Timo Baumgartl an den Arm sprang, gab Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) keinen Elfmeter. Der Videobeweis steht den Unparteiischen im Achtelfinale nicht zur Verfügung.
Kurz darauf ging es vor beiden Toren hoch her. Zunächst vergab VfB-Offensivmann Berkay Özcan eine Großchance (29.), dann machten es Maxim (30.) und Robin Quaison (31.) auf der Gegenseite auch nicht besser. In der 37. Minute hatte Chadrac Akolo die Möglichkeit zur VfBFührung. Jetzt hatte sich der VfB warmgeschossen. Vier Minuten später spielte Kapitän Christian Gentner einen selbst eroberten Ball mustergültig raus zu Akolo, der den Ball mit der Hacke noch mustergültiger in den Strafraum schoss – von wo Gentner den Ball über einen Umweg an den Pfosten ins Tor schoss.
Das mögliche 2:0 vergab Dennis Aogo durch einen nicht platziert genug geschossenen Handelfmeter (54.). Schon vergangenen Samstag hatte der VfB beim 0:1 gegen Bayern München in letzter Minute einen Elfmeter nicht genutzt. Dennoch lag auch im Anschluss an Aogos Fauxpas ein weiteres VfB-Tor in der Luft. Der Treffer fiel aber auf der Gegenseite durch den kurz zuvor eingewechselten Berggreen. Neun Minuten später drehte Diallo das Spiel. Fortan herrschte im Stadion eher Karnevalsals Weihnachtsstimmung. In der Nachspielzeit machte Serdar alles klar und bescherte dem VfB die fünfte Niederlage und das sechste sieglose Spiel hintereinander. „Am Ende war es für uns bitter, weil wir zu unkonzentriert in den entscheidenden Momenten waren“, sagte Wolf.
Der letzte Eindruck des Jahres ist für den VfB somit ein eher desolater.
Für die Mainzer war dagegen Feiern angesagt. Weil sie hatten, was dem VfB fehlte. „Wir sind total happy. Viertelfinale? Was ist das denn!“, sagte FSV-Sportdirektor Rouven Schröder und ergänzte: „Wir waren die bessere Mannschaft und haben eine klasse Mentalität gezeigt.“