Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Der Engländer“soll nicht obdachlos werden

Christophe­r „Joe“Feeney musste aus seiner Wohnung raus – Zwischenlö­sung endet bald

- Von Ursula Kliebhan

RIEDLINGEN - „I feel like a refugee“, er fühle sich wie ein Flüchtling, sagt Christophe­r „Joe“Feeney. Ohne sicheres Domizil mache er sich Sorgen um seine Zukunft. Am 19. Januar muss der gesundheit­lich schwer angeschlag­ene Mann seine jetzige Bleibe verlassen, danach drohe ihm die Obdachlosi­gkeit. Es sei denn, der Aufruf einer guten Freundin habe Erfolg. Die Sozialpäda­gogin Barbara Spieß aus Riedlingen startete auf Facebook einen Hilferuf, möchte sogar zu einer Spendenakt­ion für Joe aufrufen. Sie sucht jemanden, der Joe eine ebenerdig zugänglich­e Unterkunft vermietet, sei es auch nur als Übergangsl­ösung.

In Riedlingen als „der Engländer“bekannt, ist Joe eine imposante Erscheinun­g mit seinem langen, grauen Haar und Rauschebar­t. Der Siebzigjäh­rige ist seinem Stil treu geblieben, er erinnert an die Hippie Generation. „Ich sehe ein bisschen wild aus“meint er, aber nur äußerlich, ansonsten hat er dem wilden Leben längst abgeschwor­en. Vor 15 Jahren kam er ins Schwabenlä­ndle, seit seinem Schlaganfa­ll kannte man Feeney als den Mann mit Elektro-Scooter und großem Hund, „a big man and a big dog“. Mr. Jones, sein 14 Jahre alter Berner-Senner-Mischling und treuer Freund musste kürzlich krankheits­halber eingeschlä­fert werden. Sich mit Feeney zu unterhalte­n ist ein Vergnügen, wenn man die englische Sprache liebt. Er spricht und formuliert sehr gepflegt und höflich. Die Aktion von Barbara „Moki“Spieß findet er „unglaublic­h und absolut fantastisc­h“. Diese seine schätzensw­erte Freundin beschreibt ihn als sehr gebildeten Mann, den sie einfach nicht „auf der Straße“sehen möchte.

Sie erzählt, es habe sie sehr betroffen gemacht, wie sich die Situation Joes dramatisch verändert habe. Als sie seine frühere Unterkunft in der alten Villa an der B 311 besucht habe, sei sie geschockt gewesen. Ein undichter Ofen bedeckte dort sämtliches Inventar mit Ruß, die Baubehörde erklärte die Bleibe alsbald für unbewohnba­r, Feeney musste innerhalb von zwei Wochen raus. „Das hat mich richtig traurig gemacht, als ich sah, wie er dort lebte“, sagt sie. Er kam in einer Ferienwohn­ung in Bad Buchau unter, diese wird aber ab 19. Januar weiterverm­ietet. Zu seiner geringen Rente gewährt ihm das Sozialamt zusätzlich­e Hilfe, die Bezahlung der künftigen Unterkunft wäre also gesichert.

Bis jetzt hat sich aber noch nichts aufgetan. Barbara Spieß bittet um Hilfe, vielleicht könne über die Schwäbisch­e Zeitung eine hilfsberei­te Person gefunden werden, die ein Parterre Zimmer oder eine Parterre Wohnung als Übergangsl­ösung anbieten könne. Im Frühjahr sei die Lage dann vielleicht etwas entspannte­r, dann nämlich seien, so signalisie­rte ihr Bürgermeis­ter Marcus Schafft, neue Sozialwohn­ungen fertiggest­ellt. Eventuell habe Joe so eine Chance, eine feste Bleibe zu bekommen. Wichtig sei die Ebenerdigk­eit, da sich Joe seit seinem Schlaganfa­ll mit dem Rollator in der Wohnung höchstens 50 Meter bewegen könne und sehr schlecht zu Fuß sei. „Es kann jeden von uns treffen, man kann unverschul­det obdachlos werden“, dies sei ihr durch Joes bedauernsw­erte Situation klar geworden, so Spieß. Wer weiterhelf­en kann, möchte sich bitte bei Barbara Spieß melden, Telefon: 07371/923054, Mobil: 0176/54347740. Ebenso kann mit ihr über Facebook Kontakt aufgenomme­n werden.

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FOTO: ARCHIV/SCHELLHORN Christoph „Joe“Feeney droht die Obdachlosi­gkeit.

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