Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Tagelang weder Telefon noch Internet
Oberstadion und Untermarchtal waren über die Leitungen der Telekom nicht zu erreichen
OBERSTADION - Fünf Tage lang, seit Ende der vergangenen Woche, waren Rathäuser, Unternehmen und Privatpersonen in Oberstadion und Untermarchtal über das Netz der Telekom weder telefonisch noch per Mail zu erreichen. Erst am Donnerstag funktionierten Telefon und Internet wieder. Das Unternehmen spricht von einer Massenstörung.
Von Samstag an waren „alle Telekom-Leitungen in Oberstadion tot“, sagte Bürgermeister Kevin Wiest. „Die Telekom erklärte mir, dass eine Massenstörung vorliege, konnte oder wollte aber keinen Grund für den Telefonausfall nennen“, so der Schultes. Auch die Frage nach der Dauer der Störung blieb unbeantwortet. Um im Rathaus erreichbar zu sein, ließ Wiest von der Telekom eine Rufumleitung auf sein Handy schalten und wunderte sich, dass trotzdem keine Anrufe ankamen. „Als mir die Sache ein paar Stunden später komisch vorkam, rief ich erneut bei der Telekom an“, so Wiest. Dort wurde ihm erklärt, dass „wohl ein Zahlendreher vorgelegen“habe und seine Telefonate „irgendwo anders gelandet“sind. Was nicht oder nicht zuverlässig ankomme, seien EMails, sagte der Bürgermeister. „Manche kamen an, andere nicht. Woran das lag konnte keiner sagen. Und ich wusste bei keiner Mail, ob sie wirklich gesendet wurde.“
Der Ausfall sei ein schleichender Prozess gewesen, berichtete Untermarchtals Bürgermeister Bernhard Ritzler. Während das Rathaus am Freitag noch erreichbar war, habe die Nachbarin schon nicht mehr telefonieren können. „Seit Samstag funktionierte nichts mehr.“Betroffen seien neben dem Rathaus und Privathaushalten auch das Kloster und das Pflegeheim. „In der Einrichtung gibt es 160 Pflegeplätze, da kann immer etwas sein. Die müssen telefonieren können“, betont der Bürgermeister.
Er ärgere sich nicht über den Defekt, schließlich könne so etwas immer passieren, sondern darüber, wie er und die übrigen Betroffenen von der Telekom abgefertigt werden. „Nach unserer ersten Anfrage am Freitag, haben wir am Nachmittag einfach eine Mail bekommen, dass sich das Unternehmen vor dem Wochenende nicht mehr um das Problem kümmern könne“, so Ritzler. In der Auskunft habe die Telekom darauf verwiesen, dass sie sich am kommenden Werktag an die Lösung des Problems mache. Am Sonntag sei dann die nächste Info gekommen, in der es hieß, dass erst am Freitag ein Techniker kommen könne. „Ich habe nicht das Gefühl, dass unser Problem erkannt wurde. Fair wäre, wenn die Telekom uns transparent informieren würde und wir so erkennen könnten, dass sich tatsächlich gekümmert wird“, so Ritzler.
Was genau das Problem sei, darüber habe er keine Information erhalten. Die Telekom teilt auf Nachfrage mit, dass die Ursache für die Störung in Untermarchtal ein Kabel gewesen sei, in das Wasser eingedrungen ist. Nach Informationen von Pressesprecherin Alexia Sailer wurde das Kabel am Dienstag repariert. Dennoch funktionierten in der Gemeinde am Dienstagabend weder Telefone noch das Internet, teilt Ritzler mit. Die Reparatur solcher Kabel sei aufwendig, heißt es vom Unternehmen.
Die Unternehmen der Gemeinden fühlen sich von der Telekom allein gelassen und schlecht informiert. Zu 40 Prozent stehe die Produktion in den Unternehmen Holzbau Kaufmann und Stahlbau Eggert der Familie Kaufmann in Oberstadion seit Tagen still, berichtete Günther Kaufmann am Dienstag. 20 Mitarbeiter seien zwingend auf Telefon und Internet angewiesen. Obwohl ihm als Geschäftskunde von der Telekom vertraglich zugesichert sei, dass Störungen binnen acht Stunden behoben werden, passierte lange Zeit nichts.
Auch Ralf Bomheuer, Geschäftsführer der Untermarchtaler Klosterbetriebe, empfindet die Zusammenarbeit wegen der tagelangen Störung mit der Telekom als „schwierig“. Wenn das Kloster neue Informationen wollte, musste es immer selbst aktiv werden. „Die Telekom informierte uns über nichts“, so Bomheuer. Deshalb wisse er auch nicht, was eigentlich das Problem sei.
Ob den Klosterbetrieben ein Schaden durch den Ausfall entstanden ist, könne Bomheuer aktuell nicht sagen. „Momentan wissen wir ja noch nicht, ob Anfragen oder Ähnliches verloren gegangen sind“, so der Geschäftsführer. Das größte Sorgenkind sei allerdings weiterhin das Pflegeheim Maria Hilf. „Wenn die Angestellten beispielsweise Hilfe für die Patienten rufen wollen, müssen sie mit dem Handy nach draußen laufen, um Empfang zu haben“, berichtet der Geschäftsführer. Zudem könnten die Angehörigen der Patienten die Einrichtungen nicht erreichen. Einige seien deshalb inzwischen schon persönlich vorbeigekommen, weil sie besorgt waren. „Und wir können ja gar nicht reagieren, weil wir nicht wissen, wer versucht hat, uns zu erreichen“, sagt Ralf Bomheuer.