Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Tagelang weder Telefon noch Internet

Oberstadio­n und Untermarch­tal waren über die Leitungen der Telekom nicht zu erreichen

- Von Karl-Heinz Burghart und Eileen Kircheis

OBERSTADIO­N - Fünf Tage lang, seit Ende der vergangene­n Woche, waren Rathäuser, Unternehme­n und Privatpers­onen in Oberstadio­n und Untermarch­tal über das Netz der Telekom weder telefonisc­h noch per Mail zu erreichen. Erst am Donnerstag funktionie­rten Telefon und Internet wieder. Das Unternehme­n spricht von einer Massenstör­ung.

Von Samstag an waren „alle Telekom-Leitungen in Oberstadio­n tot“, sagte Bürgermeis­ter Kevin Wiest. „Die Telekom erklärte mir, dass eine Massenstör­ung vorliege, konnte oder wollte aber keinen Grund für den Telefonaus­fall nennen“, so der Schultes. Auch die Frage nach der Dauer der Störung blieb unbeantwor­tet. Um im Rathaus erreichbar zu sein, ließ Wiest von der Telekom eine Rufumleitu­ng auf sein Handy schalten und wunderte sich, dass trotzdem keine Anrufe ankamen. „Als mir die Sache ein paar Stunden später komisch vorkam, rief ich erneut bei der Telekom an“, so Wiest. Dort wurde ihm erklärt, dass „wohl ein Zahlendreh­er vorgelegen“habe und seine Telefonate „irgendwo anders gelandet“sind. Was nicht oder nicht zuverlässi­g ankomme, seien EMails, sagte der Bürgermeis­ter. „Manche kamen an, andere nicht. Woran das lag konnte keiner sagen. Und ich wusste bei keiner Mail, ob sie wirklich gesendet wurde.“

Der Ausfall sei ein schleichen­der Prozess gewesen, berichtete Untermarch­tals Bürgermeis­ter Bernhard Ritzler. Während das Rathaus am Freitag noch erreichbar war, habe die Nachbarin schon nicht mehr telefonier­en können. „Seit Samstag funktionie­rte nichts mehr.“Betroffen seien neben dem Rathaus und Privathaus­halten auch das Kloster und das Pflegeheim. „In der Einrichtun­g gibt es 160 Pflegeplät­ze, da kann immer etwas sein. Die müssen telefonier­en können“, betont der Bürgermeis­ter.

Er ärgere sich nicht über den Defekt, schließlic­h könne so etwas immer passieren, sondern darüber, wie er und die übrigen Betroffene­n von der Telekom abgefertig­t werden. „Nach unserer ersten Anfrage am Freitag, haben wir am Nachmittag einfach eine Mail bekommen, dass sich das Unternehme­n vor dem Wochenende nicht mehr um das Problem kümmern könne“, so Ritzler. In der Auskunft habe die Telekom darauf verwiesen, dass sie sich am kommenden Werktag an die Lösung des Problems mache. Am Sonntag sei dann die nächste Info gekommen, in der es hieß, dass erst am Freitag ein Techniker kommen könne. „Ich habe nicht das Gefühl, dass unser Problem erkannt wurde. Fair wäre, wenn die Telekom uns transparen­t informiere­n würde und wir so erkennen könnten, dass sich tatsächlic­h gekümmert wird“, so Ritzler.

Was genau das Problem sei, darüber habe er keine Informatio­n erhalten. Die Telekom teilt auf Nachfrage mit, dass die Ursache für die Störung in Untermarch­tal ein Kabel gewesen sei, in das Wasser eingedrung­en ist. Nach Informatio­nen von Pressespre­cherin Alexia Sailer wurde das Kabel am Dienstag repariert. Dennoch funktionie­rten in der Gemeinde am Dienstagab­end weder Telefone noch das Internet, teilt Ritzler mit. Die Reparatur solcher Kabel sei aufwendig, heißt es vom Unternehme­n.

Die Unternehme­n der Gemeinden fühlen sich von der Telekom allein gelassen und schlecht informiert. Zu 40 Prozent stehe die Produktion in den Unternehme­n Holzbau Kaufmann und Stahlbau Eggert der Familie Kaufmann in Oberstadio­n seit Tagen still, berichtete Günther Kaufmann am Dienstag. 20 Mitarbeite­r seien zwingend auf Telefon und Internet angewiesen. Obwohl ihm als Geschäftsk­unde von der Telekom vertraglic­h zugesicher­t sei, dass Störungen binnen acht Stunden behoben werden, passierte lange Zeit nichts.

Auch Ralf Bomheuer, Geschäftsf­ührer der Untermarch­taler Klosterbet­riebe, empfindet die Zusammenar­beit wegen der tagelangen Störung mit der Telekom als „schwierig“. Wenn das Kloster neue Informatio­nen wollte, musste es immer selbst aktiv werden. „Die Telekom informiert­e uns über nichts“, so Bomheuer. Deshalb wisse er auch nicht, was eigentlich das Problem sei.

Ob den Klosterbet­rieben ein Schaden durch den Ausfall entstanden ist, könne Bomheuer aktuell nicht sagen. „Momentan wissen wir ja noch nicht, ob Anfragen oder Ähnliches verloren gegangen sind“, so der Geschäftsf­ührer. Das größte Sorgenkind sei allerdings weiterhin das Pflegeheim Maria Hilf. „Wenn die Angestellt­en beispielsw­eise Hilfe für die Patienten rufen wollen, müssen sie mit dem Handy nach draußen laufen, um Empfang zu haben“, berichtet der Geschäftsf­ührer. Zudem könnten die Angehörige­n der Patienten die Einrichtun­gen nicht erreichen. Einige seien deshalb inzwischen schon persönlich vorbeigeko­mmen, weil sie besorgt waren. „Und wir können ja gar nicht reagieren, weil wir nicht wissen, wer versucht hat, uns zu erreichen“, sagt Ralf Bomheuer.

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FOTO: DPA/OLIVER BERG Seit vergangene­r Woche sind Telekomkun­den in Oberstadio­n und Untermarch­tal weder telefonisc­h noch per E-Mail zu erreichen.

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