Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Urlaubszeit: Früh gebucht ist halb gewonnen?!
Im Januar bereits genau wissen, wohin die Reise im September führt – herrlich! Volksweisheiten, Sprichwörter und sonstige Plattitüden – an dieser Stelle immer gerne bemüht – helfen auch bei diesem Thema weiter. Deshalb: Verschiebe nicht auf morgen, was du heute kannst besorgen, sollte nicht nur bei unangenehmen Dingen gelten, sondern auch für die schönsten Wochen des Jahres – den Urlaub. Und außerdem weiß doch jeder: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Heißt in diesem Falle: noch günstige Flüge buchen, noch freie Auswahl bei den Hotelzimmern haben, noch Spezialwünsche äußern können. Last-minute-Angebote nutzen bedeutet dagegen oft, den letzten Platz im altersschwachen Flieger zu kriegen, statt in Friedrichshafen in Frankfurt-Hahn morgens um halb fünf oder kurz vor Mitternacht zu starten, statt im Strandhotel ein geräumiges Zimmer mit Meerblick zu beziehen, in der dritten Reihe im Kämmerchen neben dem Aufzug mit Sicht auf den Hinterhof zu logieren.
Wer frühzeitig plant, verbringt Jahr für Jahr einen Traumurlaub ohne Pleiten, Pech und Pannen. Vor Ort ist immer noch genügend Zeit für die so hoch gerühmte Spontaneität. Überhaupt: Vorfreude ist schließlich die schönste Freude. Die darf doch ruhig ein Weilchen andauern. Denn der Urlaub selbst ist dann doch so schnell vorbei.
s.haefele@schwaebische.de
Ach, es ist schon seltsam, manche Leute tun nichts lieber als planen, To-do-Listen führen, Kalender ausfüllen,
Sachen erledigen, Termine abhaken.
Dafür ist so ein Jahresanfang natürlich herrlich – so viel unausgefüllte Zeit, die unverzüglich verbucht und gefüllt werden will. Nicht für mich, danke. Und schon gar nicht, wenn es um die schönste Zeit geht.
Schlimm genug, dass das Leben sonst schon im Pflichtund Terminkorsett steckt. Das muss nicht pausenlos so gehen. Urlaub ist schließlich nicht die Fortsetzung des Alltags mit anderen Mitteln. Sondern eine Auszeit, in der Ungeplantes und Ungewohntes seinen Platz hat. Wie soll das gehen, wenn schon über ein halbes Jahr vorher die Schlossführung gebucht und die Essenszeiten festgelegt sind? Nein, ich muss nicht die Erste sein, die sich auf Malle einbucht oder wo auch immer die Betten jetzt schon knapp werden. Sicher findet sich auch im Laufe des Jahres noch ein schönes Reiseziel oder eine günstige Gelegenheit, die ich jetzt noch gar nicht im Blick habe. Man muss dem Zufall auch seine Chance geben. Und wenn wir schon bei schlauen Sprüchen sind, bitte sehr: „Immer wenn der Mensch anfängt, seine Zukunft zu planen, fällt im Hintergrund das Schicksal lachend vom Stuhl.“Das sollte man auch einkalkulieren.
Vorfreude ist die schönste Freude. Von Simone Haefele
Dem Zufall eine Chance geben.
Von Petra Lawrenz
p.lawrenz@schwaebische.de