Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Trompete und Orgel harmonieren
Hermann Ulmschneider und Elmar Springer schwelgen in der Klangwelt des Barocks
RIEDLINGEN – Barocke Klänge von Trompete und Orgel bereiten Zuhörern stets Freude. Hermann Ulmschneider (Trompete) und Elmar Springer mit Heimvorteil an der Riedlinger Orgel gestalteten in der St. Georgskirche ein mit viel Beifall gewürdigtes Konzert. Neben barocken und romantischen Klängen zum Zuhören war das Publikum auch zum Mitsingen bekannter Weisen eingeladen.
Bis zum Fest Lichtmess am 2. Februar gehört das weihnachtliche Licht des Christbaums zum Altarraum der St. Georgskirche. Auf dieser Grundlage lud Springer als Riedlinger Organist die erfreulich vielen Besucher des Konzerts ein, im Programmheft vorgedruckte Weihnachtslieder mitzusingen. Nach klangvollem Vorspiel war „Tochter Zion“als Konzertauftakt vorgesehen. Das Angebot, vorgedruckte Strophen mitzusingen, wurde von den Zuhörern gerne angenommen.
Mit einem klangschönen Adagio beginnt Georg Friedrich Händel ein aus vier Sätzen bestehendes Concertino. Hermann Ulmschneider ließ dazu mit großem Atem melodische Bogen erklingen. Auf diesen, die Seele erhebenden Prolog, folgte ein zum Barock passendes tänzerisches Minuet in heiterem Dreiertakt. Orgel und Trompete korrespondierten mit angenehmen Themen, um in der nachfolgenden Sarabande den melodiösen Passagen den notwendigen Raum zu geben. Unerwartet getragen trotz virtuoser Verzierungen danach das Finale in einem beglückenden Miteinander der beiden Solisten.
Jean-Baptiste Loeillet war ein Zeitgenosse von Händel. Zwei melodiöse Largo-Sätze prägen seine Sonate in CDur. Im ersten Largo cantabile steigt dank Ulmschneiders Interpretationskunst der weiche Klang seiner Trompete mühelos in bewundernswerte Höhen. Diese Fähigkeit kennzeichnet auch das Largo espressivo.Vor allem die Enden einzelner melodischer Einheiten lässt er bewusst ausschwingen als Gegenpol zu zwei herrlich befreienden Allegro-Sätzen voll barocker Lebensfreude. Hier jubelte die Trompete in Verbindung mit beweglicher Mitgestaltung durch die Orgel. Klar formulierte Themen ließen sich durch die stufenartige Anordnung der Komposition mühelos verfolgen. Beide Solisten wetteiferten im besten Sinne des Wortes in barocker Fröhlichkeit bis zum strahlenden Schlussakkord.
Nicht nur beim kunstvollen, vielfach in sich verschlungenen Vorspiel zu „Adeste fidelis“im deutschen Text als „Nun freut euch, ihr Christen“nutzte Elmar Springer den Heimvorteil, um die Registervielfalt seiner ihm wohlvertrauten Orgel den Zuhörern zu offerieren.
Dezente Klänge der Orgel und einfühlsame Klangphasen der Trompete weiteten die beiden Solisten mit einem Andante von Oskar Frederik Lindberg zu einem Blick in die musikalischen Sphären der Romantik. Transparente Orgelklänge bereicherten die ungestört verklingenden Enden der Trompetenpassagen einzelner musikalischer Zeilen.
Johann Christoph Pepusch aus Berlin und Musikdirektor in London hingegen gilt wieder als gern gespielter Vertreter des Barock. Mit einem breit angelegten Largo beginnt er sein D-Dur-Konzert. Helle Orgelregister vereinen sich mit der Klarheit der Trompete zu angenehmem Zuhören. Nach einem flotten Marsch fern jeglicher taktgebundener Schwere war das abschließende Menuett von Freude und tänzerischer Leichtigkeit geprägt.
In der vorgestellten D-Dur-Suite bildet Händel mit einer beschwingten Ouverture voll virtuos gestalteter Ideen und einem klangvollen Marsch die Klammer um drei in der Barockzeit beliebte Tanzformen. Zu einer Aire passten eine freudig hüpfende Gigue mit perlenden Klangpassagen und eine unbeschwert lebensbejahende Bourree.
Melodisch große Bogen der Trompete und die spezifisch ausgelotete Mitgestaltung der Orgel galten als werkgetreue Interpretation des Nachtgebets von Josef Gabriel Rheinberger. Dies diente zugleich als Hinführung zur gesungenen weihnachtlichen Weise „O du fröhliche“. Herzlicher langanhaltender Beifall lohnte das niveauvolle Konzert.