Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Dreßen dahoam: „Schau’n mer mal“
GARMISCH-PARTENKIRCHEN (SID) Kitzbühel? War da was? Ja, gibt Thomas Dreßen zu, „es ist wahrscheinlich schwer zu glauben“, aber er, nun ja, er persönlich habe jetzt nicht oft an Kitzbühel gedacht in den vergangenen Tagen. Allenfalls wenn er mal den Fernseher eingeschaltet hat, denn die wuchtige goldene Gams, die er für seinen sensationellen Sieg auf der Streif bekam, hat er erst mal daneben hingestellt – „ich habe noch keine Zeit gehabt, einen Platz zu finden“. Immer mit der Ruhe.
Sollte irgendwer die Befürchtung hegen, da flippe jetzt einer aus, weil er das berühmteste Skirennen gewonnen hat, der dürfte überrascht sein. Ja, sagt der erst 24 Jahre alte Mittenwalder, „mir fällt es noch ein bisschen schwer, das zu glauben, aber ich denke, nach der Saison habe ich dann genug Zeit“. Immer mit der Ruhe also.
Klar, auch Thomas Dreßen hat schon gemerkt, dass sein Handy fast explodiert ist vor lauter Nachrichten, dass auch die Kommentare auf Facebook derart zugenommen haben, dass er unmöglich auf alle antworten kann. Dass er bereits nach einem ersten Trainingslauf TV-Interviews geben muss, ist auch diesem Sieg geschuldet, dem ersten eines Deutschen auf der Streif seit 39 Jahren. Dreßen aber hat es gelassen hingenommen, das Handy legte er die zuletzt zur Seite.
Auch wenn es langweilig klingt: Thomas Dreßen denkt erst mal nur von Rennen zu Rennen. Und das bedeutet: Am Samstag (11.45 Uhr/ARD und Eurosport) wird zunächst mal die Weltcup-Abfahrt auf der Kandahar in Garmisch gestartet. Am Donnerstagmittag fand der erste Trainingslauf statt, Dreßen fuhr die siebtbeste Zeit, er war 1,79 Sekunden langsamer als der Südtiroler Christof Innerhofer.
„Am Samstag“, sagte er danach, „hat es super gepasst.“Will heißen: Er war in Kitzbühel in der Lage, seine Leistung abzurufen, als es darauf ankam. „Das passiert durch Training, Vorbereitung, Durchspielen im Kopf “, erklärt er. Aber das heiße nicht, dass es am kommenden Samstag zwangsläufig wieder passen wird. Man müsse sich „jeden Tag aufs Neue mit der Strecke anfreunden, seine Stärken ausspielen und möglichst an den Schwächen arbeiten“. Und dann? „Schau’n mer mal, was rauskommt.“
Garmisch, sein Heimrennen, sagt Thomas Dreßen, sei „nicht viel weniger herausfordernd als Kitzbühel“. Und in Garmisch hat seit 26 Jahren kein Deutscher mehr die Abfahrt gewonnen. Der letzte war: Markus Wasmeier.