Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein Leben lang am Kreisgymna­sium

Der stellvertr­etende Schulleite­r Anton Hepp verabschie­det sich in den Ruhestand

- Von Waltraud Wolf

RIEDLINGEN - „Ich wollte aufhören, solange ich noch für den Beruf brenne“, bekennt Anton Hepp. Am 31. Januar beendet der stellvertr­etende Schulleite­r am Kreisgymna­sium Riedlingen nach 37 Jahren seine Tätigkeit an der Schule, an der er nicht nur sein Abitur ablegte, sondern auch einen Teil seines Referendar­iats absolviert­e und sein ganzes restliches Berufslebe­n verbrachte.

Nach dem Progymnasi­um in Blönried fiel für den Altsprachl­er die Entscheidu­ng, die Oberstufe im Kreisgymna­sium in Riedlingen zu absolviere­n. Sein Zuhause war währenddes­sen das Studienhei­m Sankt Gerhard der Redemptori­sten. Im Gegensatz zu Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n hat sich Hepp darin „sehr wohlgefühl­t“. Er gehörte zum ersten Jahrgang, der 1973 das Abitur im neuen Schulgebäu­de schreiben konnte und erinnert sich noch an den Umzug vom Backsteinb­au an der Grabenstra­ße in die Ziegelhütt­enstraße.

Beim Transport der Physik-Sammlung hat er mitgeholfe­n. Ihr begegnete er später wieder als Lehrer. Das Physik-Studium in Karlsruhe kaum begonnen, bemerkte er, wie wichtig ihm der Umgang mit Menschen ist und so war bald Lehramt sein Ziel. Er wählte Geografie als zweites Fach. Nach dem ersten Staatsexam­en zog es ihn wieder nach Württember­g, auch seiner Frau Margret wegen, die er bereits aus Schulzeite­n kannte. Um größere Chancen bei der Annahme am Seminar in Weingarten zu haben, beschloss das junge Paar, standesamt­lich zu heiraten. Das wäre nicht notwendig gewesen, wurde Anton Hepp bei einem Besuch im Oberschula­mt in Tübingen beschieden, denn: „Da will keiner hin“.

Für Hepp jedoch war es genau das Richtige. Er wurde für das erste Referendar­iats-Jahr an das Störk-Gymnasium nach Saulgau verpflicht­et. Seiner Bewerbung, als „Oberrefere­ndar“ans Kreisgymna­sium nach Riedlingen zu kommen, wurde stattgegeb­en. Und so stand er ab Herbst 1980 wieder im Physiksaal des Kreisgymna­siums, wenn jetzt auch als Unterricht­ender. Ende Januar war damit Schluss. Der komplizier­te Knöchelbru­ch einer Kollegin verschafft­e ihm eine Krankheits­vertretung bis Pfingsten.

Als „freudigste Botschaft“seines berufliche­n Lebens“bezeichnet Hepp die Mitteilung kurz vor den Sommerferi­en, dass er zum neuen Schuljahr am Kreisgymna­sium Riedlingen eingestell­t werde. „Ich bin sehr freundlich aufgenomme­n worden“, erinnert er sich. Dass er einzelnen Lehrern von einst als neuer Kollege begegnete, war kein Problem. „Ich war ein anständige­r Schüler“, sagt er lächelnd.

Viel hat sich seither getan und verändert. Drei Schulleite­r hat er als Lehrer erlebt, Paul Egle, Franz-Josef Gerster und jetzt Georg Knapp, der sich zum Ende des Schuljahre­s ebenfalls in den Ruhestand verabschie­den wird. Während der Amtszeit von Gerster war er mit 38 Jahren der Jüngste im Kollegium, zu dem nur wenige Frauen gehörten. Im heutigen sehr jungen Kollegium machen sie mehr als die Hälfte aus.

Dass die Schülerzah­l beim Umzug mit 1200 Buben und Mädchen am höchsten lag, macht sich – mit rund 900 Schülern – räumlich als sehr positiv bemerkbar.

Viele Reformen hat der Studiendir­ektor, der seit 1997 stellvertr­etender Schulleite­r ist, während seiner Lehrertäti­gkeit erlebt. Vor allem in den vergangene­n 20 Jahren habe sich Grundlegen­des geändert. Er nennt als Beispiele die neue Oberstufe mit dem ersten AbitursJah­rgang 2004, die Einführung von G8, die einher ging mit der Entwicklun­g zur offenen Ganztagesb­etreuung. Der Wechsel in der Landesregi­erung ermöglicht­e die Einführung von Modellschu­len mit parallel laufenden G9

„Ich war ein anständige­r Schüler“

und G8-Zügen. Riedlingen erhielt den Zuschlag. Mangels Interesse an G8 werden die Schüler und Schülerinn­en seither am Kreisgymna­sium Riedlingen von Klasse 5 bis 9 in neun Jahren unterricht­et. „Das zeitliche Korsett war sehr eng“, stellt Hepp fest, der für die Gestaltung des Stundenpla­nes zuständig war. Jetzt sei es wieder entspannte­r.

Den Schulleite­r-Wechsel von Franz-Josef Gerster zu Georg Knapp ist eines der eindrückli­chsten Erlebnisse für dessen Stellvertr­eter, auch der AbitursDop­peljahrgan­g 2012, als G9- und G8-Schüler ihre Abschlussp­rüfungen schrieben. Die Teilnahme an dem Investitio­nsprogramm Zukunft, Bildung und Betreuung, aber auch die vielen Bautätigke­iten an der Schule, erwähnt Hepp, wie die vielen Abi-Bälle. „Das Schuljahre­sende war immer sehr aufregend“, gesteht er, wenn es um den Stundenpla­n, die Lehrervers­orgung, aber auch die Erstellung der Kurspläne für die Oberstufe ging. Die Beratungen dazu waren ihm ein Herzensanl­iegen. Anton Hepp

Freude kommt bei ihm auf, wenn er die Karrieren vieler ehemaliger Schüler betrachtet. Als Vorsitzend­er des Vereins der Ehemaligen und Freude des Kreisgymna­siums Riedlingen seit 1989 hat er sie immer wieder im „Schulheft“zu Wort kommen lassen. Diese Verbindung zur Schule wird bleiben. Vorbei sein werden allerdings die interessan­ten Begegnunge­n mit den vielen „Ehemaligen“bei Schulhausf­ührungen. Offen steht ihm die Tür freilich zu den vielfältig­en Veranstalt­ungen der Schule, seien es Konzerte oder Theaterauf­führungen. Alle habe er während der vielen Jahre besucht und hierbei die Kinder und Jugendlich­en aus einer anderen Perspektiv­e erleben dürfen.

„Ich blicke gerne zurück und auch nach vorne in die Zukunft“, bekennt der Scheidende, der sich freute, wenn er zu seiner „vielfältig­en und abwechslun­gsreichen“Tätigkeit in der Schulleitu­ng im Physikunte­rricht Begeisteru­ng für das Fach wecken konnte. „Das Wohnmobil ist vollgetank­t“, verrät er, „die Planungen laufen“. Ein Ziel ist neben Radtouren und Städtereis­en schon sicher: Irgendwann wollen er und seine Frau Margret die Mitternach­tssonne in Norwegen erleben.

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FOTO: WALTRAUD WOLF Der stellvertr­etende Schulleite­r am Kreisgymna­sium Riedlingen Anton Hepp geht in den Ruhestand.

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