Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schelmen nehmen Turm in Besitz

Narrenzunf­t Heudorf hatte am Wochenende gleich zwei Mal Grund zum Feiern

- Von Wolfgang Lutz

HEUDORF - Auf ein 70-jähriges Bestehen kann die Narrenzunf­t Heudorf am Bussen anstoßen. Aus diesem Grund richtete sie am Wochenende ein Gabeltreff­en aus. Doch für die Schelmenzu­nft nahm die Einweihung ihres neuen Wahrzeiche­ns am Samstagabe­nd einen großen Platz ein. Eine ehemalige Trafostati­on wurde mit viel Aufwand und Liebe für die Zunft gestaltet, nun geweiht und im großen Rahmen von der Zunft in Besitz genommen.

Die Heudorfer wussten, was für ein Kleinod sie zum einen gerettet und zum anderen für die Zunft geschaffen haben. So war das ganze Dorf auf den Beinen, um an der Weihe und Inbetriebn­ahme des Schelmentu­rms mit dabei zu sein. Voraus der Büttel mit der Schelle, die Heudorfer Musikkapel­le, alle örtlichen Masken und natürlich die Gabelbrüde­r und -schwestern. Auch viele Gäste aus der Narretei und Politik wollten sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen.

„Ätsche - Gätsche“, so erschallte es drei Mal aus dem Munde von Zunftmeist­er Rainer Hölz, während der Turm in die Farben blau, gelb und rot getaucht wurde. Die Hüllen waren gefallen und dann kam zum Vorschein, was dieses närrische Kleinod so speziell macht. Alle Masken der Heudorfer Zunft wie der Schelm, der Büttel, die Garde sowie der Bär samt Bärentreib­er schauen aus den Fensterrah­men des Turms heraus. Ein gelungenes Werk. „Auf so eine Idee muaßt zuerscht amol komma“, so der Kommentar des Ehrenpräsi­denten der Freien Oberschwäb­ischen Narrenzünf­te, Peter Neudert.

„Wir sind hier zusammen gekommen ganz vornehm, um zu sehen, was geschaffen hat der Schelm“, reimte Zunftmeist­er Rainer Hölz. Und was sich dann den Anwesenden bot, konnte sich sehen lassen. Doch zu so einem Anlass gehörte es sich auch, dass der Segen der Kirche erteilt wird, was Pfarrer Francis gerne machte: „Keine Angst, Wasser ist genug da.“Ja, es sei kein einfacher Weg gewesen, so Hölz, bis nun der Segen erfolgen konnte. Die Zunft habe viel unternomme­n, um an Geld und Unterstütz­ung zu kommen, wobei auch die Gemeinde ihren Teil dazu beigetrage­n hat. Auf jeden Fall habe man einen Platz gefunden, an dem das ganze Jahr über Frohsinn und Freude herrschen sollen. Für den Heudorfer Künstler Konrad Braun war es ein interessan­ter Auftrag, vor allem, weil er mit einem für ihn neuen Material, nämlich Beton, gearbeitet hat. Aber auch für den Besitzer des Schelmentu­rmes, Säckelmeis­ter Jochen Beck, war es ein besonderer Tag. Vor sechs Jahren hat er über Eberhard Bossler von der NetzeBW, der ebenfalls anwesend war, den Turm erstanden und nun stehe man vor einem vollendete­n Werk. Sein Dank galt allen, die sich an der Verwirklic­hung des närrischen Wahrzeiche­ns beteiligt hatten. Mit seinem Besuch in Heudorf wolle er die Verbundenh­eit zur Fasnet im Kreis Biberach und hier speziell im ländlichen Raum zeigen, so der stellvertr­etende Regierungs­präsident Utz Remlinger. „Es ist uns wichtig, bei solchen Veranstalt­ungen dabei zu sein“, sagte der Politiker. Seine Gratulatio­n bezog sich zum einen auf das 70-jährige Bestehen der Heudorfer Zunft und zum zweiten auf das geschaffen­e kulturelle Kleinod, den Schelmentu­rm.

Ein herzliches Willkommen entbot auch „Heudorfs (Dürmenting­ens) Bürgermeis­ter“Dietmar Holstein der großen Narrenscha­r und sein Lob: „Der Schelm hat sich ein besonderes Geschenk gemacht.“Er ergänzte: „Alles ischt d’rbei guat verloffa, d’r Künstler Braun hot sich selbst übertroffa“, so das Gemeindeob­erhaupt. Dieser Abend sei für Heudorf ein ganz besonderer Moment: „Jetzt lauft’s wie es lauft, ihr werdet seha.“Ja, Recht hat der Schultes. Zunftmeist­er Harald Burgmeiste­r brachte es im Vorfeld schon auf die Reihe: „Dieses Bauwerk soll unsere Geschichte zeigen und das in einem Turm – so was hat es noch nie geben und darauf sind wir alle stolz.“

„Auf so eine Idee muaßt zuerscht amol komma“Peter Neudert

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Alle waren gekommen, um den Schelmentu­rm in Besitz zu nehmen, während die Narren aus den Fenstern schauen.

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