Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schelmen nehmen Turm in Besitz
Narrenzunft Heudorf hatte am Wochenende gleich zwei Mal Grund zum Feiern
HEUDORF - Auf ein 70-jähriges Bestehen kann die Narrenzunft Heudorf am Bussen anstoßen. Aus diesem Grund richtete sie am Wochenende ein Gabeltreffen aus. Doch für die Schelmenzunft nahm die Einweihung ihres neuen Wahrzeichens am Samstagabend einen großen Platz ein. Eine ehemalige Trafostation wurde mit viel Aufwand und Liebe für die Zunft gestaltet, nun geweiht und im großen Rahmen von der Zunft in Besitz genommen.
Die Heudorfer wussten, was für ein Kleinod sie zum einen gerettet und zum anderen für die Zunft geschaffen haben. So war das ganze Dorf auf den Beinen, um an der Weihe und Inbetriebnahme des Schelmenturms mit dabei zu sein. Voraus der Büttel mit der Schelle, die Heudorfer Musikkapelle, alle örtlichen Masken und natürlich die Gabelbrüder und -schwestern. Auch viele Gäste aus der Narretei und Politik wollten sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen.
„Ätsche - Gätsche“, so erschallte es drei Mal aus dem Munde von Zunftmeister Rainer Hölz, während der Turm in die Farben blau, gelb und rot getaucht wurde. Die Hüllen waren gefallen und dann kam zum Vorschein, was dieses närrische Kleinod so speziell macht. Alle Masken der Heudorfer Zunft wie der Schelm, der Büttel, die Garde sowie der Bär samt Bärentreiber schauen aus den Fensterrahmen des Turms heraus. Ein gelungenes Werk. „Auf so eine Idee muaßt zuerscht amol komma“, so der Kommentar des Ehrenpräsidenten der Freien Oberschwäbischen Narrenzünfte, Peter Neudert.
„Wir sind hier zusammen gekommen ganz vornehm, um zu sehen, was geschaffen hat der Schelm“, reimte Zunftmeister Rainer Hölz. Und was sich dann den Anwesenden bot, konnte sich sehen lassen. Doch zu so einem Anlass gehörte es sich auch, dass der Segen der Kirche erteilt wird, was Pfarrer Francis gerne machte: „Keine Angst, Wasser ist genug da.“Ja, es sei kein einfacher Weg gewesen, so Hölz, bis nun der Segen erfolgen konnte. Die Zunft habe viel unternommen, um an Geld und Unterstützung zu kommen, wobei auch die Gemeinde ihren Teil dazu beigetragen hat. Auf jeden Fall habe man einen Platz gefunden, an dem das ganze Jahr über Frohsinn und Freude herrschen sollen. Für den Heudorfer Künstler Konrad Braun war es ein interessanter Auftrag, vor allem, weil er mit einem für ihn neuen Material, nämlich Beton, gearbeitet hat. Aber auch für den Besitzer des Schelmenturmes, Säckelmeister Jochen Beck, war es ein besonderer Tag. Vor sechs Jahren hat er über Eberhard Bossler von der NetzeBW, der ebenfalls anwesend war, den Turm erstanden und nun stehe man vor einem vollendeten Werk. Sein Dank galt allen, die sich an der Verwirklichung des närrischen Wahrzeichens beteiligt hatten. Mit seinem Besuch in Heudorf wolle er die Verbundenheit zur Fasnet im Kreis Biberach und hier speziell im ländlichen Raum zeigen, so der stellvertretende Regierungspräsident Utz Remlinger. „Es ist uns wichtig, bei solchen Veranstaltungen dabei zu sein“, sagte der Politiker. Seine Gratulation bezog sich zum einen auf das 70-jährige Bestehen der Heudorfer Zunft und zum zweiten auf das geschaffene kulturelle Kleinod, den Schelmenturm.
Ein herzliches Willkommen entbot auch „Heudorfs (Dürmentingens) Bürgermeister“Dietmar Holstein der großen Narrenschar und sein Lob: „Der Schelm hat sich ein besonderes Geschenk gemacht.“Er ergänzte: „Alles ischt d’rbei guat verloffa, d’r Künstler Braun hot sich selbst übertroffa“, so das Gemeindeoberhaupt. Dieser Abend sei für Heudorf ein ganz besonderer Moment: „Jetzt lauft’s wie es lauft, ihr werdet seha.“Ja, Recht hat der Schultes. Zunftmeister Harald Burgmeister brachte es im Vorfeld schon auf die Reihe: „Dieses Bauwerk soll unsere Geschichte zeigen und das in einem Turm – so was hat es noch nie geben und darauf sind wir alle stolz.“
„Auf so eine Idee muaßt zuerscht amol komma“Peter Neudert