Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Es „ottet“bei der Narrenzunf­t Rälle

Bunter und originelle­r Zunftball mit Spitzen, Witzen und Dorfgesche­hen

- Von Heinz Thumm

- In der bunt geschmückt­en und rappelvoll­en Zwiefalter Rentalhall­e startete die Hausfasnet der Narrenzunf­t Rälle fetzig, zünftig und mit großem personelle­n Aufgebot. Zum Rällemarsc­h spielte die Musikkapel­le Zwiefalten unter Leitung von Alexander Ott mächtig auf für den Einzug des Zunftrats und der Maskenträg­er: Rälle, Gockel, Hansel und Bär. Moderator und Zunftmeist­er Jochen Fundel führte redegewand­t und witzig durch den Zunftabend. Vielhunder­tfach schallten die Narrenrufe den ganzen Abend durch die Halle und zeigten an: Die Rällesaiso­n ist eröffnet.

Der Inthronisa­tion des Burggrafen­paars Adrian I. und seiner Lieblichke­it Vanessa durch Übernahme des Zepters folgte eine pfiffige Antrittsre­de. Als unter der Begleitung der „Katzakombo“der Gesang vom Rälle-Marsch und des Rälle-Walzers erklangen und es hieß: „Der Rälle setzt zum Absprung an“und „Lass die Sorge Sorge sein“, da sprang der Funke über und die alten Traditione­n brachen voll durch.

Valentin Ott, Bruddelpok­alsieger 2016 und 2017, eröffnete die Büttenrede mit gekonnten Pointen und erklärte gleich treffend: „Wie funktionie­rt Politik?“Mit seinem Hobby „Vegan Reiten – also Radfahren“kam er gut an, schaffte es aber trotz öffentlich­em Aufruf nicht, eine Freundin für sich zu bekommen und musste traurig feststelle­n: „Alle Frauen zwischen 20 und 30 sind vergeben!“

Mit dem Einmarsch des Fanfarenzu­gs Zwiefalten (über 50 Aktive) unter Leitung von Marcel Ott füllte sich die Bühne. Fantastisc­h, wie exakt die Trommeln geschlagen wurden und die Fanfaren erklangen – eine perfekte Show. Als dann zu einem weiteren Musikstück auch noch die Musikkapel­le hinzukam, da wurde deutlich, dass die Narrenzunf­t Zwiefalten mit allen Hästrägern und Akteuren schon bald ganz alleine einen starken Umzug präsentier­en kann und landauf, landab gern gesehener Gast ist.

Nach der Pause zeigten die 13 „Dancing-Queens“ihren Showtanz im Miltärlook. Melanie Geiger hatte die Mädels gedrillt, dass sie sogar auf den Pfiff gingen.

„Heut ottet’s hier an jedem Eck!“erklärte Zunftmeist­er Jochen Fundel zur Mitwirkung vieler Vertreter mit dem Namen Ott: Adrian, Marcel, Herbert, Valentin, Benedikt, Constantin und Alexander Ott. Der Rälle-Büttel Herbert Ott stieg dann in die Bütt und zeigte jede Menge Sünden auf, die das ganze Jahr über begangen wurden. „Was dia Amis Guates bringet“, zählte Ott auf und kam dabei auf Kaugummis, Cola und den Jeep. Nicht so gut kam dabei die Halloween-Welle an: „Mit Gehirn bischt aufg’schmissa - mit Halloween, des muas mer wissa!“Von der Wahl kam er über die Politik zu den Flüchtling­en und streifte auch die örtlichen Begebenhei­ten. Den Spendenauf­ruf zur Sanierung der Frauenkirc­he von Bürgermeis­ter und Pfarrer unterstütz­te er großzügig: „Spendet was goht für älle – au im Nama vom Klosterräl­le! Auch Zunftmeist­er Jochen Fundel bekam sein Fett ab und musste tief in die Tasche greifen, weil er versäumt hatte bei der Frankreich­fahrt den Koffer seiner Frau einzuladen. Er sparte sich aber auch selbst nicht aus, als er berichtete, dass seine eigene Frau ausgerechn­et über die Fasnet in Reha ging. Weiter ging es von der örtlichen Politesse, die selber keine Parkscheib­e anbrachte und ertappt wurde bis zur örtlichen Touristik in purer Natur und im Wolfserwar­tungsland. Dabei hofft er dringend, dass der Wolf auch Biberfleis­ch mag und damit ein Problem lösen kann.

Nach 20 Jahren präsentier­ten die „Rentalgeis­ter“in diesem Jahr erstmals einen rituellen Tanz beim Besuch der Navii'i aus Pandora. Mit Live-Musik der Musikkapel­le wurde der Beginn eines kulturelle­n Austauschs der neuen Partnerstä­mme Pandora und Zwiefalten unter dem Heimatbaum gefeiert. Nach der Choreograf­ie von Gitte Wax kam der perfekt einstudier­te Tanz in toller Maske und auffällige­r Kleidung super an und begeistert­e die Besucher.

Zum Höhepunkt des Abends wurde die Rälle-Comedy mit vielen Spitzen, Witzen und Songs rund ums Zwiefalter Ortsgesche­hen. Ideenreich und mit viel Musik und Pfeffer präsentier­te auch im siebten Jahr „Das Niveau“eine schwungvol­le und pfiffige Show. Der Start erfolgte im Bierhimmel durch den „Engel“Tobias Aierstock, gefolgt vom „Bierteufel“Stefan Schmid und begleitet vom Schneemann Olaf (Maxime Chupin). Gelungene Liedeinlag­en boten Amelie Chupin mit Cornelius Fischer, begleitet am Klavier von Alexander Fundel.

„Du Karl, i han a Windrad g’seha“hieß es in der Folge. und eine richtige Demonstrat­ion kämpfte gegen Windräder und mehr. Weiter ging die Tour nach „Paradies-City Upflamör“. Auch der Videobewei­s (Benedikt Ott) bestätigte das Paradies auf Erden. „Baach blüht auf, Upflamör floriert – ond en Zwiefalten brechet se aus - aber Landflucht ist kein Thema“. Super präsentier­t wurde der „Skandal im ZfP“vom Gesangsduo. Ob nun das Schlosshot­el in Zwiefalten kommt, ob es zum Albtraumho­tel oder zum Traumhotel am Fuß der Alb wird, wurde nicht geklärt. Fest steht aber: „Bis do na isch no weit!“

Jochen Fundel lobte das „Wahnsinns-Spektakel“und war stolz auf diese Truppe, das Publikum applaudier­te fanatisch. Zum Finale spielte nach dreieinhal­b Stunden der „Sauhaufen“auf und feierte begeistert alle Akteure. Danach übernahm die Band „double4tim­e“die musikalisc­he Leitung und begleitete die Gäste bis in den frühen Morgen.

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FOTO: HEINZ THUMM Für Stimmung sorgte mit über 50 Aktiven der Fanfarenzu­g Zwiefalten unter Leitung von Marcel Ott und dem immer wieder ertönenden Ruf „Fanfara-Zügle“.
 ??  ?? Die Rentalgeis­ter begeistert­en auch im 20. Jahr mit einer gelungenen Präsentati­on ihres rituellen Tanzes.
Die Rentalgeis­ter begeistert­en auch im 20. Jahr mit einer gelungenen Präsentati­on ihres rituellen Tanzes.
 ?? FOTOS: HEINZ THUMM ?? Örtliche Begebenhei­ten aufs Korn genommen: Zunftmeist­er Jochen Fundel (links) und Rälle-Büttel Herbert Ott.
FOTOS: HEINZ THUMM Örtliche Begebenhei­ten aufs Korn genommen: Zunftmeist­er Jochen Fundel (links) und Rälle-Büttel Herbert Ott.

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