Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Neuer Trainer, altes Leid
Gomez rettet Stuttgart bei Rückkehr einen Punkt – Korkut hofft dennoch auf einen Schub
WOLFSBURG - Mario Gomez hörte sich die Frage an, legte den Kopf etwas schief, überlegte kurz, lächelte und sagte dann doch nichts. Weder Rückendeckung noch kritische Worte wollte der Matchwinner in Bezug auf Tayfun Korkut nach dem 1:1 (1:0) seiner Stuttgarter bei seinem ExClub Wolfsburg verteilen. Und das, obwohl der Torschütze dafür gesorgt hatte, dass der Nachfolger von Hannes Wolf nach den „turbulenten Wochen“(Ron-Robert Zieler) einen halbwegs gelungenen VfB-Einstand feiern konnte. „Ich habe mir vorgenommen über den Trainer in der Öffentlichkeit nicht mehr zu reden“, erklärte er. Die Weigerung ist durchaus nachzuvollziehen – immerhin ist Korkut bereits der vierte Übungsleiter, unter dem Gomez in dieser Saison trainiert; nicht unbedingt zu seinem Gefallen. „Natürlich verändert er etwas, sonst bräuchten wir keinen Trainer. Aber ich möchte mich auf das Sportliche konzentrieren“, sagte Gomez schließlich doch noch.
Fünf Neue in der Startelf
Was Gomez mit Veränderung meint, bekamen die Stuttgarter Fans schon beim Blick auf die Aufstellung zu sehen. Sechs Tage nach Dienstantritt des Neutrainers wartete er mit fünf personellen Veränderungen in der Startelf auf, neben Augsburg-Zugang Eric Thommy spielten etwa auch die Routiniers Andreas Beck und Dennis Aogo wieder; dass Kapitän Christian Gentner, sonst defensiver Mittelfeldspieler, als eine Art verkappter Sturmpartner von Gomez auftrat, überraschte zudem.
Doch stürmischen ersten 20 Minuten des VfB folgte das Tor der Hausherren durch Divock Origi (24.) und eine verkorkste Phase bis zur Pause. „Der Trainer wollte das anders“, sagte Gomez, „in der Halbzeit hat er das noch mal angesprochen, und dann haben wir ein paar Kleinigkeiten verändert.“Die Hereinnahme von Stürmer Daniel Ginczek tat das Übrige. Es entwickelte sich eine halbwegs unterhaltsame zweite Hälfte, über deren fußballerisches Niveau sich aber streiten lässt.
Gomez profitierte vom generellen Aufwärtstrend, sein Abstaubertor (60.) war sein erstes Tor für den VfB seit sieben Jahren. Gomez bejubelte den Treffer gegen seine Ex-Kollegen ausdauernd. „Es ist doch eine Selbstverständlichkeit, dass man sich über ein solches Tor freut. Auch und gerade im Abstiegskampf“, erklärte er, „die Zeit hier war schön, aber jetzt bin ich zu 100 Prozent VfBler“, sagte der Torjäger. Seine Wünsche auf den Punkt gebracht: „Der VfB muss, der VfL darf drin bleiben.“
Doch der Weg dahin wird für den VfB noch lang werden, Mainz auf Relegationsplatz 16 hat nur einen Punkt weniger. „Wir sind noch ganz am Anfang der Arbeit“, betonte Korkut. „Wenn man die ganze Situation betrachtet, in der die Mannschaft vor dem Spiel steckte, dann muss man mit der Leistung und dem Punkt zufrieden sein. Wir können das als Schub mitnehmen“, so der Trainer, der in der Woche einige Kritik der Fans aushalten musste, die noch immer Unverständnis über die Entlassung von Wolf zeigen.
Reschke rechtfertigt sich
Unter dem Strich bleiben zwei entgangene Punkte gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf und einige wirklich harsträubende Minuten – die mit der Steigerung in Hälfte zwei jedoch leicht kaschiert wurden. „Durch die letzten Wochen strotzen wir nicht vor Selbstvertrauen“, versuchte Torwart Zieler eine Erklärung und schob nach: „Es werden noch 13 schwierige Spiele.“
Etwas warme Worte konnte sich der Trainer dann wenigstens bei Sportvorstand Michael Reschke abholen. „Es waren intensive Tage für den Trainer. Die nächste Woche wird nun nochmal wichtig sein, und dann kann man erste Schlüsse ziehen“, so Reschke. Am Sonntag erachtete der Manager es noch für nötig, seine Entscheidung zu erklären. „Wenn man so lange im Geschäft ist wie ich, kann man Trainer einschätzen und weiß mehr als das in der Öffentlichkeit vielleicht rüberkommt. Die Entscheidung für dieses Trainerteam ist mit einer tiefen Überzeugung nach Gesprächen mit Tayfun getroffen worden“, sagte er bei Sky.