Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
37 Parteieintritte in zwei Wochen
SPD vor Mitgliedervotum über Große Koalition: Auch am Dienstag noch Parteieintritte
BIBERACH - Vor der Mitgliederabstimmung über eine Große Koalition steigen auch im SPD-Kreisverband Biberach die Parteieintritte. 37 neue Mitglieder zählte der Kreisverband in den vergangenen zwei Wochen. Das entspricht einem Plus von zehn Prozent. „An einen solchen Zuwachs innerhalb von 14 Tagen kann ich mich nicht erinnern. Man kann von einer Eintrittswelle sprechen“, sagt der Kreisvorsitzende, der Bundestagsabgeordnete Martin Gerster.
Bis Dienstagabend mussten Neumitglieder in der SPD registriert sein, damit sie beim Mitgliedervotum über die Große Koalition abstimmen dürfen. Auch am Dienstagnachmittag gingen beim Biberacher Kreisverband noch Eintrittsanträge ein. Seit dem außerordentlichen Parteitag am 21. Januar – dem Parteitag, auf dem die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen beschlossen wurde – waren es insgesamt 37. Das berichtete der Bundestagsabgeordnete Martin Gerster. Der Kreisverband wächst damit auf 398 Mitglieder. In den vergangenen Jahren seien die Zahlen rückläufig gewesen, sagt Gerster. „Der Zuwachs ist fantastisch.“Die neuen Mitglieder kämen aus allen Altersgruppen. Die Mehrheit bildeten bei Weitem nicht die ganz Jungen. „Wir haben eher einen Querschnitt der Gesellschaft.“
Meinungen gehen auseinander
Wie sich die Mehrheit des Kreisverbands beim Mitgliedervotum entscheiden wird, lässt sich nach Gersters Einschätzung nicht vorhersagen. Beim jüngsten Mitgliedergespräch habe es die ganze Bandbreite der Meinungen gegeben: von grundsätzlicher Ablehnung, über Ablehnung, weil die Bürgerversicherung nicht kommt, bis zu klarer Zustimmung zur Großen Koalition, um die Chance zu nutzen, etwas in der Regierung durchzusetzen. „Ich könnte nicht sagen, in welche Richtung das Pendel ausschlagen wird“, fasst der Abgeordnete seine Eindrücke zusammen.
Auch bei den Jusos gehen die Ansichten auseinander. Deren Kreisvorsitzende Veronika Hehl berichtet von lebhaften Debatten im Vorstand. „Im Vorstand ist die Mehrheit gegen eine Große Koalition, aber es gibt auch Stimmen dafür“, sagt sie. „Wir sind schon lange am Diskutieren, es ist das Thema Nummer eins.“Die Abstimmung und die Zeit bis dahin werde sicher spannend.
Martin Gerster plädiert für die Große Koalition. Auch wenn er sich direkt nach der Bundestagswahl gegen eine Regierungsbeteiligung der SPD ausgesprochen hatte. „Ich habe damals gesehen, dass es vier Parteien gab, die regieren wollten.“Doch diese Sondierungen seien gescheitert. „Deutschland braucht nun eine stabile Regierung“, argumentiert Gerster. „Ich bin dafür, die Chance wahrzunehmen, in die Regierung zu gehen und zu versuchen, das Maximale aus dem Wahlprogramm umzusetzen. Aber ich sage das mit Nüchternheit und wenig Begeisterung“, so der Abgeordnete. Er schätzt, dass am Ende eine knappe Mehrheit für die Große Koalition stimmen wird. „Aber das ist noch nicht ausgemacht.“
Dass die neuen Mitglieder im Biberacher Kreisverband nach der GroKo-Abstimmung alle so schnell wieder austreten, wie sie eingetreten sind, glaubt Martin Gerster nicht. Bei den gestaffelten Mitgliedsbeiträgen hätten Antragssteller auch höhere Summen eingetragen, berichtet er. „Das zeigt mir, dass es sich nicht um Leute handelt, die nach zwei Monaten wieder gehen wollen. Meine Mitarbeiter hatten auch nicht den Eindruck. Wir denken, dass viele länger dabeibleiben werden.“