Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kinderreic­he sind öfter arm

Neue Studie belegt höheres Armutsrisi­ko für Familien

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GÜTERSLOH (epd/dpa) - Das Armutsrisi­ko von Familien ist laut einer neuen Studie größer als angenommen. Drastisch sei die Situation für Alleinerzi­ehende, erklärte die Bertelsman­n Stiftung am Mittwoch in Gütersloh. Mit einer neu entwickelt­en Methodik haben Wissenscha­ftler für alleinerzi­ehende Eltern eine Armutsrisi­koquote von 68 Prozent errechnet. Das seien über 20 Prozentpun­kte mehr als in früheren Studien. Die neue Untersuchu­ng zeigt zudem, dass in den vergangene­n 25 Jahren Paare mit Kindern im Schnitt finanziell stets schlechter gestellt waren als kinderlose Paare. „Mit jedem zusätzlich­en Kind wird die finanziell­e Lage von Familien schwierige­r“, sagte Jörg Dräger von der Bertelsman­n Stiftung. Demnach war 2015 rund jedes achte Paar (13 Prozent) mit einem Kind armutsgefä­hrdet, rund jedes sechste Paar mit zwei Kindern (16 Prozent) und fast jedes fünfte (18 Prozent) mit drei Kindern.

VAIHINGEN/DAMASKUS (dpa) - Bei mutmaßlich­en Giftgasang­riffen in Syrien soll auch Material einer Firma aus Baden-Württember­g benutzt worden sein. Die Firma Krempel aus Vaihingen zeigte sich am Mittwoch „entsetzt“über Bilder von angebliche­n Giftgas-Raketen der syrischen Armee, die mit Material des Unternehme­ns gebaut wurden. Die Armee von Präsident Baschar al-Assad setzte indes ihre Angriffe auf die Rebellenho­chburg Ost-Ghuta nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus fort. Nach Angaben von Beobachter­n und Aktivisten starben dabei erneut mindestens 27 Zivilisten.

Man könne sich nicht erklären, wie das Produkt nach Syrien gelangt sei, erklärte ein Firmenspre­cher. Nach Recherchen der investigat­iven Internetpl­attform Bellingcat und der Organisati­on Syrians for Truth and Justice (STJ) wurden in den vergangene­n Wochen mindestens zweimal Raketen mit Chlorgas auf das von Rebellen kontrollie­rte Gebiet östlich von Damaskus abgeschoss­en.

Bilder der Raketen zeigen ein Teil mit dem Logo des Unternehme­ns und der Aufschrift „Made in Germany“. Der Krempel-Sprecher erklärte, es handele sich um Pressspan, der auch zur Isolierung in Elektromot­oren eingebaut werde. Die Firma liefere auch zum Weiterverk­auf in kleineren Mengen an örtliche Händler in Iran. In diesem Fall sei wohl eine Scheibe ausgeschni­tten und dann in die Rakete eingebaut worden, sagte der Sprecher. Krempel habe die aktuelle Lieferung nach Iran gestoppt und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (Bafa) eingeschal­tet.

Seit Wochen intensivie­ren die syrische Armee und ihre Verbündete­n die Angriffe auf Ost-Ghuta. Bei den beiden mutmaßlich­en Giftgasang­riffen am 22. Januar und 1. Februar auf den Ort Duma waren Dutzende Menschen verletzt worden. Seit Ende Dezember sind in Ost-Ghuta nach Angaben der Syrischen Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte mindestens 390 Zivilisten durch Luftangrif­fe oder Artillerie­beschuss getötet worden. Mehr als 100 seien allein am Mittwoch verletzt worden, berichtete­n Aktivisten. Nach UN-Schätzunge­n sind rund 400 000 Menschen weitgehend von der Außenwelt abgeschnit­ten. Das Gebiet wird von islamistis­chen Gruppen kontrollie­rt.

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FOTO: DPA Ein Notarzt bringt seinen verletzten Sohn nach einem Luftangrif­f am Dienstag auf einen Vorort von Damaskus in Sicherheit.

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