Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Ein Schaffer“wird zum Mohr gewaschen
Waschweiber küren Güthner Hübler zum „echten Riedlinger“
RIEDLINGEN - Das Geheimnis ist gelüftet: Günther Hübler ist am Mittwochabend zum „echten Riedlinger Mohren“gewaschen worden. Jahr für Jahr wird diese Ehre jemandem zuteil, „die vieles leistet“. Dieses Jahr haben die Wäschweiber den Schaffer, Feuerwehrmann, emsigen Bauherrn und langjährigen Träger der Traditionsmaske des Mohren gekürt. Damit wird Hübler nun selber zum Mohr – zum Ehrenmohr.
Hübler gehört nun einem illustren Personenenkreis an. Erst 13 Personen vor ihm wurden für diese Wäsche auserkoren, die 2005 nach dem „Gole raus“von der Laufgruppe der Wäschweiber wieder ins Leben gerufen wurde. „Ich freue mich sehr und bin schon stolz darauf. Das ist eine große Ehre in diesen Club aufgenommen zu werden“, sagte Hübler über die Auszeichnung.
Wer zum Mohr gewaschen wird, bleibt im Vorfeld ein Geheimnis. Und wie immer tasteten sich die Wäschweiber auf der Bühne langsam an die auserwählte Person heran. Es sei dieses Jahr jemand aus Norddeutschland, ein „Fischkopf“. „Der hat ja bestimmt gar nichts mit der Fasnet zu tun“, beklagte ein Wäschweib. Doch weit gefehlt. Denn das „Flüchtlingskind“Günther Hübler, das in Schleswig geboren wurde, kam mit eineinhalb Jahren nach Riedlingen. Und er sei auch, wie es für einen Riedlinger gehört, automatisch zur Fasnet gekommen. So war er fünf Jahre ein Löwe und hat dann 20 Jahre lang bis 2014 die Maske des Mohren getragen. Aber noch heute ist Hübler immer wieder als Boppele auf der Fasnet unterwegs.
Aber bekannt geworden ist er vor allem wegen seiner Leidenschaft für die Feuerwehr. Deshalb wurde er von den Wäschweibern als „Grisu“bezeichnet. Und was so ein Grisu tun will, demonstrierten hernach ein paar Kinder auf der Bühne, als sie mit einer Feuerwehrpumpe zwei Fackeln auslöschten, die eine verkleideter Drache in der Hand hielt.
Aber im Gegensatz zum kleinen Drachen, der Feuerwehrmann werden wollte, ist Hübler einer geworden – einer mit Leib und Seele, ein „Vollblutfeuerwehrmann, der sein ganzes Leben so komischen Feuerwehrgrimsgrams“, gesammelt habe. Allerdings reiche sein Grimsgrams bis hin zu einem Feuerwehroldtimer.
Dafür habe der gelernte Elektriker zusammen mit seinen Schwiegersöhnen, quasi im Alleingang, eine alte Scheune umgebaut und daraus ein Feuerwehrmuseum gemacht. „Für arme Kinder kannsch nix, aber für faule Schwiegersöhne“, kommentierte dies eines der Wäschweiber, die auch am Schluss noch eine Idee parat hatten: „Was hältst du davon, wenn wir ein Waschweibermuseum bauen?“Hübler zeigt sich, im Zuber sitzend angetan: „Eine Spitzenidee.“
Aber auch die eine oder andere Anekdote hatten die Waschweiber über den 67-jährigen Hübler ausgegraben. Etwa, dass er sich mal beim zum Schaffen so geärgert habe, dass er sein Dienstfahrrad samt Elektromaterialien in die Donau geworfen hat. Ob das so stimmt? Sei’s drum: Sein Aufstieg zum echten Riedlinger Mohr hat dies nicht verhindert. Und so gratulierte ihm auch Zunftmeister Thomas Maichel auf dem vollbesetzten Weibermarkt. „Als Schaffer“sei er weitbekannt. Einer der viel für Riedlingen getan habe. Daher erhielt auch ganz offiziell die Urkunde aus der Hand des Zunftmeisters.