Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
85-Jährige um mehrere 10 000 Euro gebracht
Telefonbetrüger schlagen erneut zu – Sie geben sich als Polizeibeamte aus
LANDKREIS REUTLINGEN (ots) - Eine neue Welle von Anrufen falscher Polizeibeamter ist am Dienstagabend über die Landkreise Reutlingen, Esslingen und Tübingen hinweg gerollt. Die Polizei zählte annähernd 50 Betrugsversuche, die bei den Dienststellen nach und nach angezeigt wurden. Nach den bisherigen Erkenntnissen konnten die Kriminellen in mindestens einem Fall Beute machen. Eine 85-jährige Nellingerin war dabei um Bargeld und Wertgegenstände in einem Gesamtwert von mehreren 10 000 Euro gebracht worden.
Die Masche der Täter ist altbekannt und beschäftigt die Polizei seit geraumer Zeit. Ausgangspunkt eines jeden Betrugsversuchs ist der Anruf eines angeblichen Polizeibeamten, Staatsanwalts oder einer anderen Amtsperson bei den fast ausschließlich älteren Opfern.
Äußerst redegewandt und in der Regel in einwandfreiem, akzentfreiem Deutsch wird den Senioren vorgegaukelt, dass die Polizei kürzlich einige Einbrecher festgenommen habe, die Listen und Notizen bei sich führten, die den Namen und die Anschrift der Angerufenen beinhalten.
Den Opfern wird dabei ein Schreckensszenario skizziert, dass auch sie demnächst in das Visier dieser Einbrecherbande geraten könnten oder aber schon sind. Während die Täter ihren Opfern in der Vergangenheit stets angeboten haben, deren Wertsachen abzuholen und vorübergehend in sichere Verwahrung zu nehmen, trat im Falle der 85 Jahre alten Frau aus Nellingen ein etwas abgeändertes Vorgehen ans Tageslicht.
Hier wurde der Seniorin vorgegaukelt, dass die Polizei davon ausgeht, dass Einbrecher bereits in ihrer Wohnung gewesen seien, um zu prüfen, was es bei ihr zu holen gäbe. Wenn ihre Wertsachen jetzt noch da seien, könnte eine Sicherung von Fingerabdrücken zu einer Überführung der Einbrecher führen. Dazu sei es erforderlich, dass Beamte die Gegenstände abholen und daran auf der Dienststelle Spuren sichern. Dies sei schon nach etwa einer halben Stunde erledigt, sodass die Wertsachen wieder an das Opfer zurückgegeben werden können. Um ein größtmögliches Vertrauen aufzubauen, vereinbarte der Anrufer im Fall der 85-jährigen Nellingerin sogar ein Kennwort, das der vermeintliche Beamte, der die Wertsachen in der Folge zur Spurensicherung abholte, selbstverständlich nennen konnte.