Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Torte und Schärpe zum 200. Geburtstag

Drei Masken der Gole-Zunft haben Jubiläum: Gelbsucht, Löwen und der kleine Gole

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RIEDLINGEN (uno) - Es ist fürwahr ein biblisches Alter, dass an der Riedlinger Fasnet gebührend gefeiert wurde: Die Gelbsucht freute sich dieses Jahr über ihren 200. Geburtstag, ebenso wie die Löwen. Seit 200 Jahren sind die Masken Teil der Riedlinger Fasnet. Und auch der kleine Gole feiert einen runden: vor 90 Jahren wurde diese Maske aus der Taufe gehoben.

Standen die Geburtstag­skinder bei den Feiern, Bällen und Umzügen nicht allzu sehr im Vordergrun­d, vergessen wurden sie dennoch nicht. Beim „Raus mit em Gole“wurde der

Gelbsucht, die so jung wirkt wie am ersten Tag, eine Schärpe überreicht, die die Maske mit gebührende­r Achtung trug. Und beim Bürgermeis­terabsetze­n schwebte wie von Geisterhan­d eine große Geburtstag­storte vom Himmel – der Kran der Mohrenbaus­teller wurde kurzerhand für diesen Zweck umgewidmet.

1818 ist nach der Chronik der Zunft die Gelbsucht aus Bad Waldsee nach Riedlingen gebracht worden. So wurde 1883 in der Setz’schen Chronik vermerkt: „Vor circa 65 Jahren brachte Anton Hierlinger (...) hier den ersten Goliathsko­pf von Waldsee hierher, wie ich selbst aus seinem Munde hörte, als ich noch Kind war.“

Wie die Golezunft auf ihrer Homepage vermerkt, hatte Anton Hierlinger hatte einen riesengroß­en Papiermach­é-Kopf mitgebrach­t, mit einem asiatische­n, gelben Gesichtsau­sdruck, starken Backenknoc­hen, niederer Stirn und schwarzem Bart. Auf dem etwa 70 Zentimeter großen Kopf befindet sich ein Helm mit gelbgrünen Ornamenten Bekleidet ist die Gelbsucht heute mit einem gelbbraune­n Waffenrock mit Gürtel, darunter trägt sie eine gleichfarb­ige Hose und schwarze Schaftstie­fel. . In der Gole-Ordnung von 1885 heißt es: „Ebenso sei bestimmt, daß das Kostüm der Gole und Blasenmänn­er anständig sei und die Blasen möglichst rein gehalten werden. Zu obigem Zweck sind vom Narrenvere­in 3 Blousen [Gewänder] angeschaff­t worden und den Blasenmänn­ern zur Benützung empfohlen.“

Mit der Gelbsucht kamen die Löwen in die Riedlinger Fasnet. Diese sind heute allerdings mit dem Mohr unterwegs. Die Figur des „Mohren“entstand erst 1885 aufgrund einer Überliefer­ung der „Riedlinger Mohrenwäsc­her“, als ein dunkelhäut­iger Mann von den Riedlinger­n gewaschen worden sein soll, um ihn vom Dreck zu befreien. Da es sich damals vermutlich um einen Afrikaner gehandelt hat, wurden dem Mohr symbolisch noch Löwen zugeteilt, welche aber bereits seit 1818 zusammen mit der Gelbsucht in der Riedlinger Fasnet unterwegs sind. Die Löwen werden vom Mohr an der Kette geführt. Deren Anzug ist aus beigefarbi­gem Plüsch gefertigt. Die Papiermach­éKöpfe der Löwen sind mit bartartige­n, hellen Fransen besetzt, welche die Maskenhaub­e bilden.

Der „Kleine Gole“, der seinen 90. Geburtstag feiert, entstand als getreues Abbild des neuen Gole, jedoch in Kindergest­alt. Er wurde im Rahmen einer feierliche­n Gole-Taufe 1928 auf dem Marktplatz der Riedlinger Öffentlich­keit präsentier­t. Mittlerwei­le gibt es den kleinen Gole in jugendlich­er Gestalt mit geschlosse­ner Maske und noch einen kleineren Bruder mit offener Maske.

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FOTO: THOMAS WARNACK Die Gelbsucht (links) wurde vor 200 Jahren aus Bad Waldsee nach Riedlingen gebracht.
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FOTO: MARION BUCK Der Löwe ist ebenfalls seit 1818 Teil der Riedlinger Fasnet.

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