Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Lothar Jäger ist der neue Bruddelkönig
Zwiefalter Bruddler üben Kritik an Politik
ZWIEFALTEN - Viel zu bruddeln hatten die Redner in der Rentalhalle in Zwiefalten am Fasnetsdienstag. Von Witzen über Begegnungen im Freibad bis hin zur Kritik an der bevorstehenden „GroKo“: Wer auf der Bühne in der Bütt stand, gab seinen Senf zu verschiedenen Themen ab. Den Titel holte sich in diesem Jahr Lothar Jäger, der wortgewannt in seinem Beitrag die aktuelle Politik und die immer strengeren Auflagen für Veranstaltungen anprangerte.
Los ging’s nach dem musikalischen Auftakt durch den Fanfarenzug damit, dass Büttel Herbert Ott die Regularien der Bruddelsupp vortrug. Dazu zählte mit Paragraf zwei etwa „a Kappa auf d Grend na ghört, dass jeder woiß, wo’s Gsicht aufhört“. Wer sich nicht an die Hutpflicht hielt, muss dem Büttel Strafe zahlen. Nach jeder Rede durfte zudem das Lied „oimol bruddla, oimol schnupfa, oimol rutscha, hä hä hä“nicht fehlen. Ebenso wie eine Nase voll Schnupftabak.
Mit einem „Rälle hui“wurde die Bühne dann für die Bruddler freigegeben. Diese betrat zuerst Zeremonienmeister Gerold Hofmaier. Er habe das Freibad in Zwiefalten für sich wiederentdeckt. Nur die militanten Aquajogger dort stießen ihm sauer auf: „Da wirst du gnadenlos niedergejoggt.“Auch nahm er ironisch „tiefschürfende Gespräche“im Schwimmbad aufs Korn. Aber auch von einem Fernsehbeitrag über Zwiefalten und einen verlorenen Ehering in der Teetasse hatte er etwas zu berichten. Mit dem Spruch „bei Kuttla und Schnupfa lassen wir ab den Druck“öffnete er danach die Bühne für weitere Redner.
Als erstes durfte der Titelverteidiger, Valentin Ott, in die Bütt. Doch der hielt sich ganz kurz, weil er noch arbeiten müsse. Und das tat er nach kurzer Zeit auch: Er entledigte sich seiner Weste und seines Hemds. Darunter zeigte sich ein Arbeitsoberteil. Dazu schnürte er sich noch eine rote Schürze um und ging an den Essensausschank der Halle. Damit nahm er sich zurück und machte nach zwei Jahren des Titelgewinns in Folge die Bühne frei für andere Bruddler.
Danach kam Lothar Jäger auf die Bühne. Er übte Kritik an den derzeitigen politischen Geschehnissen in Deutschland, schaute aber auch nach England und in die USA. Den Politikern hier gab er den Tipp: „Sondiert weiter mit dem Bestreben, die vier Jahre kommissarisch zu überleben“. Die Dauer der Koalitionsverhandlungen würde durch weitere Vorkommnisse gestreckt. „Was die SPD noch mehr schlaucht: Martin Schulz ist abgetaucht“, meinte Jäger dazu. Auch kritisierte er die immer strengeren Sicherheitsauflagen für Veranstaltungen, etwa an der Fasnet.
Justin Fundel ging mit jugendlichen Themen in die Bütt. So besprach er etwa verschiedene „Hashtags“oder das Jugendwort des Jahres „vong“. Aber auch das Thema der schnapsfreien Fasnet oder das vermeintliche Sternzeichen „KeinBock“nahm er auf die Schippe.
Einen kurzen Vortrag brachte Bruno Auchter bei seinem Stieg in die Bütt ein, bei der er neuen Krättaweibern das Schnupftabakschnupfen beibrachte. Ebenso hielt sich Vero Bobke kurz und dankte in ihrer Lobrede für die in der Fasnet zusammengekommenen Spenden für ein Kunstprojekt.
Tobias Aierstock übte Kritik an anderen Bruddlern. Witze seien zwar besser, wenn man so tue, als habe man sie selbst erlebt. Noch besser sei es aber, wenn die erzählten Geschichten wirklich echt seien. In seinem Beitrag ging es mal um eine Feldweg-Maut, aber auch um politische Koalitionen. So gab er der Jamaika-Koalition den Namen „Schwampel“. Eine Koalition aus schwarz, rot und gelb könne man zudem als „Eissandwich“bezeichnen. Und außerdem könne man sich auf ihn bei politischen Fragen verlassen. Immerhin habe er schon zwei Staffeln der Politthriller-Serie „House of Cards“gesehen.
Der Landtagsabgeordnete Andreas Glück (FDP) verkündete: „Wer an der Fasnet taugt, der taugt’s ganze Jahr“. Mit der Gitarre stimmte er danach ein Lied an: „Mir im Süden stellen die hochwertigeren Kraftfahrzeuge her. Mir im Süden brauen das bessere Bier.“Darin verglich er die verschiedenen Bundesländer mit den Schwaben. Zunftmeister Jochen Fundel fragte den FDP-Mann nach seinem Auftritt in Anspielung auf die beendeten Jamaika-Verhandlungen, ob bei ihm das Motto „Lieber nicht schnupfen als falsch schnupfen“gelte.
Schwere Entscheidung
Die Entscheidung sei der Jury nicht leichtgefallen, meinte Zeremonienmeister Gerold Hofmaier vor der Verkündigung des Siegers. Als Lothar Jäger dann zum Bruddelkönig gekürt wurde und den Pokal überreicht bekam, meinte der im Witz: „Das ist schon super: Niemand hört mir zu, aber wählen tut man mich.“Zum Abschluss gab es dann für alle Bruddler auf der Bühne noch einen Schluck Sekt aus dem Siegerpokal und eine Runde Schnupftabak.