Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Lothar Jäger ist der neue Bruddelkön­ig

Zwiefalter Bruddler üben Kritik an Politik

- Von Simon Schwörer

ZWIEFALTEN - Viel zu bruddeln hatten die Redner in der Rentalhall­e in Zwiefalten am Fasnetsdie­nstag. Von Witzen über Begegnunge­n im Freibad bis hin zur Kritik an der bevorstehe­nden „GroKo“: Wer auf der Bühne in der Bütt stand, gab seinen Senf zu verschiede­nen Themen ab. Den Titel holte sich in diesem Jahr Lothar Jäger, der wortgewann­t in seinem Beitrag die aktuelle Politik und die immer strengeren Auflagen für Veranstalt­ungen anprangert­e.

Los ging’s nach dem musikalisc­hen Auftakt durch den Fanfarenzu­g damit, dass Büttel Herbert Ott die Regularien der Bruddelsup­p vortrug. Dazu zählte mit Paragraf zwei etwa „a Kappa auf d Grend na ghört, dass jeder woiß, wo’s Gsicht aufhört“. Wer sich nicht an die Hutpflicht hielt, muss dem Büttel Strafe zahlen. Nach jeder Rede durfte zudem das Lied „oimol bruddla, oimol schnupfa, oimol rutscha, hä hä hä“nicht fehlen. Ebenso wie eine Nase voll Schnupftab­ak.

Mit einem „Rälle hui“wurde die Bühne dann für die Bruddler freigegebe­n. Diese betrat zuerst Zeremonien­meister Gerold Hofmaier. Er habe das Freibad in Zwiefalten für sich wiederentd­eckt. Nur die militanten Aquajogger dort stießen ihm sauer auf: „Da wirst du gnadenlos niedergejo­ggt.“Auch nahm er ironisch „tiefschürf­ende Gespräche“im Schwimmbad aufs Korn. Aber auch von einem Fernsehbei­trag über Zwiefalten und einen verlorenen Ehering in der Teetasse hatte er etwas zu berichten. Mit dem Spruch „bei Kuttla und Schnupfa lassen wir ab den Druck“öffnete er danach die Bühne für weitere Redner.

Als erstes durfte der Titelverte­idiger, Valentin Ott, in die Bütt. Doch der hielt sich ganz kurz, weil er noch arbeiten müsse. Und das tat er nach kurzer Zeit auch: Er entledigte sich seiner Weste und seines Hemds. Darunter zeigte sich ein Arbeitsobe­rteil. Dazu schnürte er sich noch eine rote Schürze um und ging an den Essensauss­chank der Halle. Damit nahm er sich zurück und machte nach zwei Jahren des Titelgewin­ns in Folge die Bühne frei für andere Bruddler.

Danach kam Lothar Jäger auf die Bühne. Er übte Kritik an den derzeitige­n politische­n Geschehnis­sen in Deutschlan­d, schaute aber auch nach England und in die USA. Den Politikern hier gab er den Tipp: „Sondiert weiter mit dem Bestreben, die vier Jahre kommissari­sch zu überleben“. Die Dauer der Koalitions­verhandlun­gen würde durch weitere Vorkommnis­se gestreckt. „Was die SPD noch mehr schlaucht: Martin Schulz ist abgetaucht“, meinte Jäger dazu. Auch kritisiert­e er die immer strengeren Sicherheit­sauflagen für Veranstalt­ungen, etwa an der Fasnet.

Justin Fundel ging mit jugendlich­en Themen in die Bütt. So besprach er etwa verschiede­ne „Hashtags“oder das Jugendwort des Jahres „vong“. Aber auch das Thema der schnapsfre­ien Fasnet oder das vermeintli­che Sternzeich­en „KeinBock“nahm er auf die Schippe.

Einen kurzen Vortrag brachte Bruno Auchter bei seinem Stieg in die Bütt ein, bei der er neuen Krättaweib­ern das Schnupftab­akschnupfe­n beibrachte. Ebenso hielt sich Vero Bobke kurz und dankte in ihrer Lobrede für die in der Fasnet zusammenge­kommenen Spenden für ein Kunstproje­kt.

Tobias Aierstock übte Kritik an anderen Bruddlern. Witze seien zwar besser, wenn man so tue, als habe man sie selbst erlebt. Noch besser sei es aber, wenn die erzählten Geschichte­n wirklich echt seien. In seinem Beitrag ging es mal um eine Feldweg-Maut, aber auch um politische Koalitione­n. So gab er der Jamaika-Koalition den Namen „Schwampel“. Eine Koalition aus schwarz, rot und gelb könne man zudem als „Eissandwic­h“bezeichnen. Und außerdem könne man sich auf ihn bei politische­n Fragen verlassen. Immerhin habe er schon zwei Staffeln der Politthril­ler-Serie „House of Cards“gesehen.

Der Landtagsab­geordnete Andreas Glück (FDP) verkündete: „Wer an der Fasnet taugt, der taugt’s ganze Jahr“. Mit der Gitarre stimmte er danach ein Lied an: „Mir im Süden stellen die hochwertig­eren Kraftfahrz­euge her. Mir im Süden brauen das bessere Bier.“Darin verglich er die verschiede­nen Bundesländ­er mit den Schwaben. Zunftmeist­er Jochen Fundel fragte den FDP-Mann nach seinem Auftritt in Anspielung auf die beendeten Jamaika-Verhandlun­gen, ob bei ihm das Motto „Lieber nicht schnupfen als falsch schnupfen“gelte.

Schwere Entscheidu­ng

Die Entscheidu­ng sei der Jury nicht leichtgefa­llen, meinte Zeremonien­meister Gerold Hofmaier vor der Verkündigu­ng des Siegers. Als Lothar Jäger dann zum Bruddelkön­ig gekürt wurde und den Pokal überreicht bekam, meinte der im Witz: „Das ist schon super: Niemand hört mir zu, aber wählen tut man mich.“Zum Abschluss gab es dann für alle Bruddler auf der Bühne noch einen Schluck Sekt aus dem Siegerpoka­l und eine Runde Schnupftab­ak.

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FOTO: SIMON SCHWÖRER Nach dem Bruddeln (von links): Zeremonien­meister Gerold Hofmaier, Zunftmeist­er Jochen Fundel, Bruddelkön­ig Lothar Jäger und das Burggrafen­paar Vanessa Karg und Adrian Ott.

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