Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Offene Zukunft
HGR und RGW stehen vor einem Umbruch – Eine Fusion der Verbände ist angedacht
HGR und RGW stehen vor dem Umbruch – Vorsitzende kandidieren nicht mehr.
RIEDLINGEN - Ungewisse Zeiten bei den Riedlinger Gewerbeverbänden. Sowohl bei der Riedlinger Gemeinschaftswerbung (RGW) als auch beim Riedlinger Handels- und Gewerbeverein (HGR) wollen die beiden langjährigen Vorsitzenden nicht mehr kandidieren. Eine Fusion ist angedacht, aber noch nicht beschlossen. Die Zukunft ist ungewiss.
Über lange Jahre gab es Kontinuität beim HGR und beim RGW. Seit zehn Jahren führt Frank Oster die Einzelhändler, die sich in der RGW zusammengeschlossen haben. Seit Mai 2012 steht Kornelia Eisele dem HGR vor. Und zudem ist sie seit Gründung des gemeinsamen Dachverbands, dem Riedlinger City- und Marketingverein (RCM) im September 2015 auch dessen Vorsitzende.
Doch nun haben sowohl Oster als auch Eisele angekündigt, dass sie ihr Amt abgeben und bei den anstehenden Versammlungen nicht mehr kandidieren wollen. „Zehn Jahre sind einfach genug“, sagt Frank Oster. Auch die Lust und der Spaß an dieser Tätigkeit sei nicht mehr das gleiche wie am Anfang, es sei Zeit das Amt zu übergeben. Dabei will sich Oster nicht komplett zurückziehen. Er wird sich weiter für Projekte engagieren. So könnte er sich vorstellen weiterhin im Flohmarkt-Vorbereitungsteam mitzuwirken.
Die beiden Vorsitzenden wollen ein bestelltes Haus hinterlassen. Dazu sind Strukturveränderungen angedacht – sprich eine Fusion der Verbände wird vorbereitet, über die die Mitglieder abstimmen müssen. Damit käme ein langjähriger Annäherungsprozess zum Abschluss. Und es gäbe dann nur noch eine Stimme des Gewerbes in der Stadt. In welcher Form eine Fusion stattfinden könnte, dazu laufen hinter den Kulissen die Gespräche, dazu werden die rechtlichen Rahmenbedingungen abgeklopft.
Am einfachsten wäre wohl eine Fusion unter dem Dach des RCM, weil beide Verbände Mitglied sind und der Verein schon besteht. Unter diesem Dach könnten sich zwei Fachgruppen „Gewerbe“und „Handel“ausbilden. Diese Variante hatte Frank Oster bei der Hauptversammlung vergangenes Jahr vorgeschlagen. Allerdings ist die Stadt dritter Partner beim RCM – ein Interessenskonflikt wäre vorprogrammiert, wenn künftig der RCM einzige Stimme der Wirtschaft wäre. Denn dessen Aufgabe ist es, die Interessen der Gewerbetreibenden zu vertreten – auch gegen die Stadt. Wenn diese weiter Partnerin im RCM wäre, ist dies schwierig. „Die derzeitige Konstruktion des RCM beruht auf der Situation, dass wir zwei Verbände historisch haben. Wenn sich das ändert kann die Konstruktion hinterfragt werden“, heißt es dazu von Bürgermeister Marcus Schafft.
Aber auch inhaltlich müssen Überlegungen angestellt werden. Denn das Stadtmarketing ist ja nicht ureigenste Aufgabe eines Gewerbeverbands, auch wenn sich HGR und RGW in den vergangenen sechs Jahren intensiv um dieses Feld gekümmert haben. Doch letztlich müssen die Mitglieder und Einzelhändler entscheiden, ob und in welchem Maße sich der Verein künftig auf diesem Feld – auch finanziell – engagieren will.
Um möglichen Nachfolgern „Druck“zu nehmen und die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen, gibt es bereits Überlegungen. So ist es etwa Ziel, dass sich für die RGWVeranstaltungen jeweils Projektteams bilden, die die Abwicklung eigenständig übernehmen. Zudem gibt es auch Überlegungen, dass eine hauptamtliche Kraft die Geschäftsführung und vielleicht auch Citymanagmentaufgaben in Teilzeit/auf Stundenbasis übernimmt, um einen Vorstand zu entlasten. Allerdings müsste die Stadt dann auch ihr finanzielles Engagement definieren.
Definierte Aufgaben
„Im Ehrenamt ist generell die Belastung in den letzten Jahren gestiegen. Von daher tun die Gewerbevereine auch gut daran über eine Hauptamtlichkeit im operativen Betrieb nachzudenken“, sagt Bürgermeister Marcus Schafft. Wenn beide Fragen (Fusion und Hauptamtlichkeit) durch die Vereinsmitglieder positiv beantwortet wären, wäre dies Anlass, mit diesen neuen Strukturen die bisherige Regelung mit der Stadt neu zu definieren. „Aus meiner persönlichen Sicht böte sich dann eine direkte Bezuschussung, eine Betrauung mit zu definierenden Aufgaben und eine Verschlankung der mittlerweile gut funktionierenden Zusammenarbeit zwischen Handel und Stadt an“, so Schafft.
Struktur und Personal – vieles ist bei den Gewerbeverbänden noch offen. Aber sollte es keine Nachfolger für sie geben, werden Eisele und Oster ihre Ämter zumindest kommissarisch weiterführen – denn andernfalls würden die Vereine abgewickelt. „Wir sind uns der Verantwortung schon bewusst“, so Kornelia Eisele.