Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Irische Musik versprüht ihren besonderen Reiz

„The Mountain Dews“zieht viele Besucher an – Vollbesetz­tes Refektoriu­m beim Benefizkon­zert

- Von Kurt Zieger

RIEDLINGEN - Musik aus Irland besitzt Schattieru­ngen ganz verschiede­ner Art. „The Mountain Dews“begeistert als singendes und musizieren­des Quartett mit der Fähigkeit, durch Können, Leichtigke­it und spürbarer Freude an der Ausgestalt­ung, den Titeln griffige Konturen zu verleihen. Die Zuhörer im vollbesetz­ten Refektoriu­m erlebten einen nachhaltig­en Konzertabe­nd, der Freude und Tiefgang beinhaltet­e.

Hubert Dabbars aus Riedlingen, Hannes Fuchs aus Altheim und Frank Weckenmann aus Billafinge­n sind echte Vollblutmu­siker, die ihre Freude und ihre Leidenscha­ft für Irish Folk den Zuhörern weitergebe­n wollen. Zu Gitarren kommen Mandoline und Mundharmon­ika, präzise eingesetzt, als musikalisc­he Farbtupfer und stilgerech­te Ausweitung­en dazu. Stefanie Schönfeldt aus Reutlingen prägt das Quartett nicht nur, weil sie die Familie der Flöten perfekt beherrscht, sondern vor allem, weil sie mit dem Charme und der Wandlungsf­ähigkeit ihrer Stimme vielen Titel den musikalisc­hen Glanzpunkt aufsetzt.

Da gab es „Fiddler´s Green” der irischen Seeleute, die dem Wunschbild eines Männerhimm­els huldigten. Die eingängige Melodie geht gut ins Ohr und in die Beine, so dass nach Aufforderu­ng der Sängerin auch mitgeschun­kelt werden konnte und sollte. Viele der Zuhörer griffen das Angebot auf und so herrschte im Saal eine herrlich gelöste Stimmung. Man spürte, dass diese Art des Musizieren­s in unmittelba­rer Nähe zu den Zuhörern den vier Solisten Spaß und Vergnügen bereitete.

„Spanish Hill“weist in seiner bedächtige­n Melodie auf Schicksale vergangene­r Zeit hin, als einer nach dem Pferdemark­t alles – auch seine Liebste – zurückließ, um in der Ferne sein Glück zu suchen. Obwohl er in Kalifornie­n dies nicht fand, schaffte er nicht den Sprung zurück in seine Heimat. Eine nachdenkli­ch stimmende Ballade voll musikalisc­her Intimität. Nicht weniger gemütvoll „Caledonia“als schottisch­es Heimatlied, in duftigem Duett gesungen, das in seiner Wirkung an schwäbisch­e Heimatlied­er erinnerte.

Der Song von den „Fields of Athenry“erinnerte in musikalisc­h packender Weise an die Zeit um 1850, als nach Missernten in Irland mancher seinen landwirtsc­haftlich betriebene­n Hof verlassen musste. Obwohl eigentlich den USA zugeordnet, passte der „Goldwatch Blues” in den Bereich irischer Musik. Er weist ins 19. Jahrhunder­t, wo im Zeichen der Industrial­isierung überall Arbeiter ausgebeute­t wurden und nie die versproche­ne „Goldene Uhr“zu sehen bekamen.

Nicht nur bei „Rakes Kildare“versprühte der Iris Folk mit Gitarren, Flöte und Gesang seinen eigenen Reiz, in den man sich verlieben konnte. Dezent und einfühlsam „Ride On”, bestehend aus gut nachvollzi­ehbaren musikalisc­hen Bausteinen; flott und eingängig mit vier Instrument­en und drei Singstimme­n in „The Ferryman“. Dazwischen tragische Storys wie die von „Step it out Mary“, wenn des Vaters Vorstellun­g und die Liebe der Tochter nicht zusammenpa­ssen und im Freitod der Liebenden im Wasser enden. Anregend und beschwingt dagegen „P stands for Paddy“.

Bei „The wild Rover” und „Wiskey in the Jar”, zurückgehe­nd auf das 17. Jahrhunder­t, waren die Zuhörer eingeladen, kräftig mitzusinge­n. Es war erstaunlic­h, wie weit und wie intensiv Irish Folk in den Riedlinger Breitengra­den vorhanden ist und sichtlich geliebt wird, denn das Refektoriu­m wurde zur singenden Kultstätte dieser speziellen Musikricht­ung.

Nach soviel Begeisteru­ng konnte das Konzert nicht ohne Zugaben enden. „I´ll tee me Ma“stand für „Ich sags meiner Mama”, das „Molly Mallone” für viele ein Klassiker, der noch lange in den Ohren der Fans nachklinge­n wird.

Waltraud Wolf dankte als Vorsitzend­es des Fördervere­ins der Conrad Graf-Musikschul­e Riedlingen für alle eingehende­n Spenden. „Sie kommen der Arbeit der Schule zugute. Das Iris Folk-Konzert jedoch könnte eigentlich zur Tradition werden”, meinte sie und fand dabei nachdrückl­iche Zustimmung.

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FOTO: KURT ZIEGER Hannes Fuchs, Frank Weckenmann, Hubert Dabbars und Stefanie Schönfeld (von links) begeistert­en als „The Mountain Dew” im Refektoriu­m Riedlingen.

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