Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Renten steigen um mehr als drei Prozent

Caritasver­band Rottenburg-Stuttgart will mit Initiative Hilfsorgan­isationen vernetzen und Benachteil­igte fördern

- Von Michael Häußler

BERLIN (AFP) - Die Renten in Deutschlan­d werden auch in diesem Jahr deutlich erhöht: In Westdeutsc­hland steigt die Rente zum 1. Juli um 3,22 Prozent, in den neuen Ländern um 3,37 Prozent, wie Arbeitsund Sozialmini­ster Hubertus Heil (SPD) am Dienstag mitteilte. Der aktuelle Rentenwert Ost steige damit auf 95,8 Prozent des aktuellen Rentenwert­s West. Bisher lag der Wert bei 95,7 Prozent. „Auch in diesem Jahr führen die gute Lage am Arbeitsmar­kt und die Lohnsteige­rungen der Vergangenh­eit zu besseren Renten“, erklärte Heil.

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STUTTGART - Jedes fünfte Kind in Baden-Württember­g ist arm – das sind rund 358 000 Minderjähr­ige. Diese Zahlen hat der Caritasver­band der Diözese Rottenburg-Stuttgart am Dienstag in Stuttgart vorgestell­t. „Kinder sind immer unverschul­det arm und die alten Armen von Morgen“, sagte Diözesanca­ritasdirek­tor Oliver Merkelbach im Haus der Katholisch­en Kirche. Daher müsse die Gesellscha­ft weg von punktuelle­r Hilfe durch einmalige Aktionen, die die Probleme nie auf Dauer lösen könnten.

Die Ursachen für die Armut der Eltern seien vielseitig. So seien Arbeitslos­e oder Alleinerzi­ehende besonders gefährdet. Zum 100-jährigen Bestehen der Caritas in diesem Jahr macht der Diözesanve­rband erneut auf die 2016 gegründete Initiative „Mach dich stark“aufmerksam. Mit der aktuellen Kampagne „Kinderarmu­t wohnt nebenan“will der Verband ein Netzwerk aus Politik, Unternehme­n und aus dem sozialen Bereich schaffen. Eine Vielzahl von Akteuren soll beispielsw­eise Stipendien und Talentförd­erung für Kinder finanzschw­acher Eltern übernehmen. Der Verband hofft mit seiner Initiative auf Unterstütz­er auch außerhalb der Kirche, auf Helfer und Förderer.

„Ich werde ständig gefragt, wo denn die armen Kinder sein sollen. Man würde nie welche sehen“, sagte Merkelbach. „Sie haben keine zerlumpten Kleider an.“Aber es gebe sie überall. „Armut wird versteckt, das hat immer mit Scham zu tun.“Und sie äußere sich darin, dass Kinder keine ausgewogen­e Freizeitge­staltung hätten. Sie lernen kein Instrument, gehen nicht auf Schulausfl­üge mit oder bekommen keine Mathe-Nachhilfe. Die Folgen: keine Talententf­altung und schlechte Bildung. Das führe später in einen schlechtbe­zahlten Job – der Kreislauf der Armut.

Auch am Bodensee gibt es Armut

„Als wir vor zehn Jahren gestartet sind, haben uns einige für verrückt erklärt“, sagte Angelika Hipp-Streicher von der Kinderstif­tung in Ravensburg bei dem Termin in Stuttgart. In so einer reichen Region wie BodenseeOb­erschwaben gebe es keine Armut, sei der Tenor von außen gewesen. „In verschiede­nen Beratungen haben wir festgestel­lt, dass Armut doch sehr verbreitet ist, aber versteckt wird.“

Ein Zweig der Stiftung will durch unbürokrat­ische finanziell­e Hilfe leisten, zum Beispiel durch Materialie­n für die Schule, Hilfe bei Lernschwäc­hen oder der Förderung von Talenten. „Die Projekte gehen aber an alle Kinder“, so Hipp-Streicher. Eine Initiative wie „Mach dich stark“der Caritas sei wichtig, um über einen großen Verband viele Helfende zu vernetzen und Ideen auszutausc­hen.

In den vergangene­n neun Jahren hat sich laut Merkelbach die Kinderarmu­t nicht gebessert – sie wurde schlimmer. In einer Studie von 2009, die die Diözese damals in Auftrag gegeben hatte, war noch von jedem achten Kind im Südwesten die Rede, das von Armut betroffen ist – und nicht bereits jedes fünfte. „Das ist ein gesellscha­ftlicher Skandal und ein sozialpoli­tisches Armutszeug­nis“, so Merkelbach. Zwar sei die regionale Wirtschaft stark. „Hier sind auch die Einkommen höher als in vielen anderen Teilen Deutschlan­ds. Allerdings auch die Lebenshalt­ungskosten“, sagte er. Hilfe wie Hartz IV benachteil­ige laut Merkelbach die Armen der reichen Regionen, da es bundesweit berechnet werde.

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FOTO: MIH Angelika Hipp-Streicher von der Kinderstif­tung Ravensburg und Pfarrer Oliver Merkelbach.

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