Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Chance für raschen Breitbandausbau
Gemeinderat Dürmentingen genehmigt überplanmäßige Ausgaben von 160 000 Euro
DÜRMENTINGEN - Mit dem symbolischen Spatenstich gibt am Freitag die Energiegenossenschaft Dürmentingen das Startsignal für den Ausbau ihres Nahwärmenetzes. Diese Maßnahme nimmt die Gemeinde zum Anlass, zeitgleich auch den Breitbandausbau voranzutreiben. Der Gemeinderat hat dafür überplanmäßigen Ausgaben bis zu 160 000 Euro zugestimmt.
„2018 ist Dürmentingen Großbaustelle“, kündigte Bürgermeister Dietmar Holstein an. Dies sei eine große Chance, beim Breitbandausbau dem Ziel der Gesamtversorgung und des Lückenschlusses näherzukommen. Bei Abstimmungsgesprächen mit der Energiegenossenschaft sei die Verwaltung allerdings „mit etwas anderen Kosten konfrontiert worden als bisher erwartet“, berichtete Bürgermeister Dietmar Holstein am Montag dem Gemeinderat. Die Firma Netze Südwest hat für die Mitverlegung von Leerrohren bei Erschließungsmaßnahmen bisher 13,98 Euro pro laufendem Meter in Rechnung gestellt, unabhängig von der Anzahl der Kabelbündel. Hausanschlüsse werden pauschal für 349 Euro angeboten. Die anteiligen Kosten für den Leitungsgraben im Zuge des Ausbaus der Nahwärmeversorgung sind nun mit 37,71 Euro pro Meter veranschlagt. Hinzu kommen pauschale Kosten von zwölf Prozent für Baubegleitung, die Ausfürhungsplanung, Vermessung und Dokumentation.
Hauptamtsleiter Wolfgang Lang führte aus, dass der Gemeinderat bei seinem Grundsatzbeschluss vor rund zwei Jahren noch nicht von acht Kilometern örtlichem Breitbandnetz, sonden „vielleicht von vier Kilometern“ausgegangen war. Umgesetzt beziehungsweise noch am Laufen sind das überörtliche Backbone Riedlingen – Uttenweiler, das den Dürmentinger Haushalt mit 28554 Euro belastet, die die Mitverlegung beim Nahwärmenetz der Neuen Energie Dürmentingen (5488 Euro), die Mitverlegung in Hailtingen (41 680 Euro) und in Heudorf (28 443 Euro). Mit der überörtlichen Mitverlegung des Backbones entlang der Trasse der Firma Gasline (24 154 Euro) wird demnächst begonnen. Bereits abgezogen sind dabei die Zuwendungen; die Brutto-Förderquote liege zwischen rund 55 und 82 Prozent.
2018 steht im Haushalt ein Betrag von 120 000 Euro für die Mitverlegung beim Ausbau des Nahwärmenetzes zur Verfügung. Die „optimale Trasse“mit einer Gesamtlänge von 8286 Meter kostet rund 530 000 Euro; abzüglich einer „optimalen“Förderung von 280 000 Euro verbleibt ein Eigenanteil der Gemeinde von 280 000 Euro und damit eine außerplanmäßige Ausgabe von 160 000 Euro. Beschränke man sich auf eine reduzierte Variante mit 6000 Metern Trassenlänge, so Lang, müssten 115 000 Euro über Plan finanziert werden.
„2018 ist Dürmentingen Großbaustelle“, sagte Dürmentingens Bürgermeister Dietmar Holstein zum bevorstehenden Ausbau der Nahwärmeversorgung
Der Haushaltsplan war erst vor wenigen Wochen verabschiedet worden. „Eine Haushaltsplan ist eben nur ein Plan“, kommentierte Bürgermeister Holstein: „Das kann auch mal abweichen.“Er appellierte, den Synergieeffekt mit den anstehenden Tiefbauarbeiten zu nutzen: „Später reißen wir wieder alles auf“. Als rein kommunale Maßnahme, hatte Hauptamtsleiter Lang vorgerechnet, würde trotz höherer Förderung der Breitbandausbau das Dreifache kosten – bei aktuellen Tiefbaupreisen.
Der Gemeinderat sprach sich einstimmig für die Mitverlegung und die überplanmäßige Ausgabe aus. „Eine historische Chance“sieht Wolfgang Kettnaker. Zur Attraktivität einer Gemeinde gehörten nicht nur die Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch schnelles Internet. Mit der Maßnahme wird die Grundlage für flächendeckende Breitbandversorgung neben den Teilorten Hailtingen und Heudorf auch im Kernort geschaffen. Zwei Drittel der Gemeinde sei an der Breitbandtrasse, „wenn wir mit der Maßnahme fertig sind“, so Holstein.