Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Rat sieht noch viele offene Fragen
Gemeinderat sieht sich beim Stadthallenareal unter Druck gesetzt.
RIEDLINGEN - In der Gemeinderatssitzung am Montag soll der aktuelle Stand zur Überplanung des Stadthallenareals öffentlich diskutiert werden. Eigentlich. Denn aus den Reihen des Gemeinderats gibt es einen Antrag, diesen Punkt abzusetzen und den Themenkomplex in einer Sondersitzung zu behandeln. Hintergrund: Angesichts der umfangreichen Tagesordnung ist aus Sicht einiger Räte nicht ausreichend Zeit, um die Thematik umfassend zu diskutieren. Die Verwaltung geht davon aus, dass der Punkt ab 20 Uhr diskutiert werden kann.
Das Rumoren im Gemeinderat bei dem Thema „Stadthallenareal“ist groß. Viele Mails machen derzeit dazu die Runde. Nicht, dass es eine generelle Ablehnung der geplanten Neugestaltung mit den Elementen Hotel, Stadthalle, Einzelhandel, Outdoor und Betriebe geben würde. Aber der Rat sieht sich derzeit durch Bürgermeister Marcus Schafft und Wirtschaftsförderer Alexander Leitz nicht neutral informiert. Aus ihrer Sicht hat auch die umfangreiche Sitzungsvorlage eine deutliche Tendenz und nun werde man unter Zeitdruck gesetzt. „Wir fühlen uns überfahren“, klagt ein Gemeinderat.
Strittig sind derweil vor allem zwei Punkte: die Zukunft der Stadthalle und der von Müller geforderte Lebensmittler (SZ berichtete). Vor allem mit letzterem hadern viele, weil sie darin für Riedlingen keine Vorteile sehen und statt dessen die Flächen lieber gerne mit anderen Fachhändlern füllen wollen. Doch der Lebensmittler ist eine Bedingung von Müller. Die Stadtverwaltung hat immer deutlich gemacht, dass sie sich von dieser Kombination auch die größte Magnetwirkung erhofft.
Die Alternative wäre ein Drogeriemarkt Rossmann, der auch gegenüber der SZ ein Interesse signalisiert hat, mit kleineren Handelsgeschäften – wobei Rossmann auch deutlich macht, dass er eine kleinere Fläche als Müller belegen würde. Doch die Räte wünschen sich eine möglichst neutrale Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen beider Varianten. Das sehen sie derzeit noch nicht. Leitz hat vorgeschlagen, die Firma Imakomm mit den wirtschaftlichen Folgen beider Varianten zu beauftragen. Das würde allerdings 12 000 Euro kosten – und Zeit.
Aber aus Sicht der Räte ist die Zeit für eine grundlegende Entscheidung noch nicht reif, da es noch viele offene Fragen gibt. Auch Fragen zum Verkauf von Grundstücken, von städtebaulichen Vorgaben ... Grundlegende Themen, die vor einer Entscheidung über einen Investor geklärt werden müssten. Und natürlich auch Fragen zur Zukunft der Stadthalle. Die Frage, wie lange eine Interimszeit (zwischen Abbruch der alten Halle und der Nutzung einer neuen Halle) dauert, brennt auf den Nägeln. In einer Stellungnahme des derzeitigen Hauptnutzers der Halle, der Narrenzunft Gole, akzeptiert diese den Abriss der bisherigen Halle und spricht sich für einen Neubau aus. „Riedlingen ohne Stadthalle wäre ein Armutszeugnis mit negativen Folgen für das gesellschaftliche Miteinander “, heißt es in dem von Zunftmeister Thomas Maichel und seinem Vize Lothar Sauter unterzeichneten Brief. Die Interimszeit müsste aber möglichst kurz gehalten werden. „Ein Provisorium ist nur glaubhaft, wenn es mit konkreten Beschlüssen zur Folgeregelung unterlegt wird“, so Maichel und Sauter.
Nach den Plänen der Verwaltung soll am Montag ausgiebig über den aktuellen Stand informiert werden. So soll unter anderem der Städteplaner Hubert Sieber zum aktuellen städtebaulichen Entwurf und zur Lärmproblematik Stellung nehmen. Auch Josef Röll von der IHK sowie die Investoren sollen vor Ort sein.
Doch ob sie zu Wort kommen, hängt davon ab, ob der Punkt vertagt wird. Zeitnah sollte dann eine Sondersitzung erfolgen, dass auch die Grundsatzentscheidung in den nächsten Wochen oder Monaten fallen könnte.