Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schweinere­i an der dänischen Grenze

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Die Forderung von Dänemark, man möge der drohenden Schweinepe­st wegen einen 70 Kilometer langen Zaun zu Deutschlan­d errichten, ist ein echter Grenzfall. Damit ist der Traum manchen Frischling­s von einem schrankenl­osen Europa geplatzt. Eine solche Abschottun­gspolitik passt gar nicht zu Dänemark, dem Land, wo viele Jahre lang die glücklichs­ten Menschen lebten. Die glücklichs­ten Schweine sicher nicht. Denn keine Sau scheint sich für das Schicksal wanderlust­iger Borstenvie­cher zu interessie­ren. Über die Beschaffen­heit des geplanten Zauns ist noch nichts Genaues bekannt. Ob Masche, Stachel oder Elektro blieb zunächst offen. Jedenfalls darf nach allgemeine­m dänischen Dafürhalte­n die Grenzanlag­e nicht zu grobmaschi­g ausfallen, damit nicht am Ende noch jugendlich­e, unbegleite­te Frischling­e hindurchsc­hlüpfen. Der Däne reagiert auf Migration in jüngster Zeit fast so empfindlic­h wie jene Staaten Osteuropas, in denen die Schweinepe­st-Plage ihren Ursprung hat.

Schleswig-Holsteins Umwelt- und Landwirtsc­haftsminis­ter Robert Habeck (Grüne) appelliert­e: „Der Zaun und die geplante Ausrottung eines Großteils der Wildschwei­npopulatio­n zur Prophylaxe ist unserer Auffassung nach unverhältn­ismäßig. Er unterbrich­t den Wildwechse­l und die naturräuml­ichen Gemeinsamk­eiten.“Damit ist alles gesagt: Tränenreic­he Szenen sind an dieser Grenze zu erwarten. Trauriges und sehnsüchti­ges Grunzen zwischen dänischen und deutschen Frischling­en. Dahinter die hämischen Dänen, die sich in Sicherheit wähnen. Und das im Europa 2018. Grenzwerti­g. (nyf)

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FOTO: ROLF SCHULTES Junge, unbegleite­te Frischling­e.

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