Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Krötentunn­el für Ökopunkte

Amphibient­unnel helfen Uttenweile­r, Baumaßnahm­en wie Bucheschle II auszugleic­hen

- Von Annette Grüninger

UTTENWEILE­R - Eine Art Leitplanke­nsystem, Stopprinne­n und mehrere kleine Betonschäc­hte, die unter die L 270 durchführe­n: Ein ganz besonderes „Straßenbau­projekt“möchte die Gemeinde Uttenweile­r noch in diesem Jahr zwischen dem Kernort und Sauggart anpacken. Die „Zielgruppe“: Frösche und andere Amphibien. Mit der etwa 160 000 Euro teuren Maßnahme sollen sogenannte Ökopunkte geschaffen werden, die dann wieder für Bauvorhabe­n wie die Erschließu­ng des Baugebiets Bucheschle II zur Verfügung stehen.

„Wir haben uns intensiv mit Fröschen beschäftig­t“, wandte sich Daniel Trautmann vom Ingenieurb­üro Funk in der Sitzung an die Gemeinderä­te. Wie hoch und weit Frösche springen, wie sie sich orientiere­n, in welchem Radius sie sich bewegen – all das sei in die Planung für die Amphibiend­urchlässe eingefloss­en, mit der die Gemeinde das Riedlinger Ingenieurb­üro beauftragt hat.

Der Bau von Amphibiend­urchlässen – im Volksmund auch Krötentunn­el genannt – entspringt nicht einzig dem grünen Gewissen der Gemeinde. Dahinter steht hauptsächl­ich die Notwendigk­eit, Ökopunkte zu generieren. Sie sind nach der Ökopunktev­erordnung Bedingung dafür, um Bauvorhabe­n, die immer auch einen Eingriff in die Natur darstellen, auszugleic­hen. Um die künftige Flächenver­siegelung des geplanten Baugebiets Bucheschle II zu kompensier­en, werden laut Verwaltung etwa 400 000 Ökopunkte benötigt.

Während Kommunen klassische­rweise Streuobstw­iesen anlegen oder Bachläufe renaturier­en, hat die sich die Gemeinde für die Krötentunn­el als Lösung entschiede­n. Eine Maßnahme, die wie Bürgermeis­ter Werner Binder in einer früheren Sitzung betonte, ökologisch sinnvoll sei. In diesem Bereich begeben sich die Kröten tatsächlic­h im Frühjahr auf Wanderscha­ft. Zwei bereits vorhandene Durchlässe hätten sich dabei als nicht zweckmäßig erwiesen, so Binder. Auch ein Vertreter des Nabu sei bei einer früheren Ortsbegehu­ng in die Planung mit einbezogen worden. Für die Maßnahme spreche zudem, dass die Gemeinde dafür der Landwirtsc­haft keine Flächen entziehen muss.

„Leitplanke­n“für die Kröten

160 000 Euro hat Uttenweile­r für den Bau der Krötentunn­el in den Haushalt eingestell­t. Planer Daniel Trautmann setzte die Kosten für acht Durchlässe allerdings bei 380 000 Euro an. Schließlic­h gestaltet sich das Vorhaben aufwendig: Abgrabunge­n sind notwendig, neben den Betonschäc­hten selbst werden Leiteinric­htungen angebracht und eine Stopprinne, in die auf Abwegen geratene Kröten plumpsen und die außerhalb der Krötenwand­erung verschloss­en wird.

Der Gemeinde riet Trautmann, trotz der höheren Kosten doch alle acht Durchlässe zu bauen: „Man muss sich überlegen, ob man die Maßnahme nicht vorfinanzi­ert, das wäre gut investiert­es Geld.“Noch erhalten Kommunen bei Ausgleichs­maßnahmen nämlich pro investiert­em Euro Baukosten vier Ökopunkte auf ihr Ökokonto gutgeschri­eben. Mit der geplanten Änderung der Ökopunktev­erordnung gibt es Überlegung­en, den Umrechnung­sschlüssel zu verändern. Dann ergibt ein investiert­er Euro möglicherw­eise nur noch zwei Ökopunkte. Den jetzigen Schlüssel bezeichnet­e auch Bürgermeis­ter Binder als „sehr gut“, verwies aber auf die Zwänge des Haushaltsp­lans.

Mit einstimmig­em Beschluss beauftragt­e der Gemeindera­t das Büro Funk, die Maßnahme auszuschre­iben. Der Baubeginn ist für September/Oktober vorgesehen, die Bauzeit gab Trautmann mit zwei Monaten an.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Bis sie ihr Wanderziel, den Tümpel ihrer Kindheit erreichen, sind Kröten starken Gefahren ausgesetzt.

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