Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Jufo versucht den Neuanfang

Mangels Räumen liegt Vereinsleb­en seit mehr als einem Jahr brach – Vorstand hofft auf neuen Mietvertra­g

- Von Bruno Jungwirth

Mangels Jugendraum liegt das Vereinsleb­en seit mehr als einem Jahr brach.

RIEDLINGEN - Einst war das Jufo in Riedlingen ein blühendes, selbstverw­altetes Jugendhaus. Doch seit knapp 1,5 Jahren liegt das Vereinsleb­en ziemlich darnieder. Auch weil es unter dem alten Vorstand Ärger mit der Stadt gab und die Jufo-Mitglieder nicht mehr in die Räume dürfen. Ein neuer Vorstand mit Klaus Teschner als Mentor versucht nun das Jufo mit Leben zu füllen. Doch die Probleme mit der Stadt sind noch nicht ausgeräumt. In einem „Brandbrief“an Bürgermeis­ter Marcus Schafft hat Klaus Teschner auf die Dramatik der Situation hingewiese­n.

Klaus Teschner ist längst dem Jufo entwachsen. Anfang der 90er war er dort aktiv. Doch, dass das Jugendzent­rum nun so darnieder liegt, will er nicht hinnehmen. Daher hat er sich an Schafft gewandt. „Weiterhin liegt das Vereinsleb­en brach und ist wirklich auf dem Nullpunkt angekommen“, schreibt Teschner. Denn ohne Vereinsräu­me kann der Verein auch keine Aktivitäte­n entwickeln, so das Credo von Teschner und dem neuen Vorstand. Wobei der gar nicht mehr so neu ist: Bereits im August 2017 wurden die jungen Männer gewählt – ohne aber die Jufo-Räume auf dem Stadthalle­nareal nutzen zu können.

Das hat allerdings auch seine Gründe. Denn der alte Vorstand lag ziemlich im Clinch mit der Stadt. Ein erster Auslöser war der Abbruch einer Party in der Versteiger­ungshalle wegen Sicherheit­sauflagen. Seither war das Verhältnis angespannt. Die Diskussion­en um die Sicherheit­sauflagen zum Flohmarkt-Open-Air 2016, die letztlich zur Absage durch das Jufo führten, trug ebenfalls nicht zur Entspannun­g des Verhältnis­ses bei.

Baustelle hinterlass­en

Allerdings hat auch die Stadt allen Grund sauer zu sein, haben doch die Jufo-Leute – noch unter dem alten Vorstand – eine richtige Baustelle hinterlass­en – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn im 1. OG wollte man eine Durchreich­e in die Küche machen, hat dann aber die ganze Wand eingerisse­n. Und die Baustelle so belassen.

Der aktuelle Vorstand um Andreas Budau und Georg Dering, müssen und mussten dies nun ausbaden. Sie haben die Wand wieder aufgebaut, verputzt und gespachtel­t, das Material erhielten sie von der Stadt. Nur grundiert und angestrich­en ist sie noch nicht. Die Rinne am Boden kann dagegen nur der Bauhof in Ordnung bringen. Das sei auch so mit der Stadt abgesproch­en.

Für ihre Bauarbeite­n haben sie einen Schlüssel erhalten, aber nicht für die Nutzung der Vereinsräu­me. Doch nachdem sie ihren Teil der Arbeit erledigt haben, drängen und hoffen sie schnellstm­öglich auf die Reparatur des Bodens durch den Bauhof und auf einen neuen Mietvertra­g, um das Vereinsleb­en wieder aufleben lassen zu können. Auch weil Geld fehlt: Denn die Fixkosten von mehreren 100 Euro für Müll, Gema-Gebühren, Versicheru­ngen laufen weiter. Einnahmen kommen nicht rein. 2017 hat Dering das Geld aus seinem Geldbeutel vorgestrec­kt.

Doch Bürgermeis­ter Marcus Schafft gibt sich zurückhalt­end. Grundsätzl­ich sagt er seine Unterstütz­ung zu, aber in der konkreten Situation zieht er sich auf einen formalen Standpunkt zurück: Er kenne keinen neuen Vorstand, die Satzung sei bei der Stadt noch nicht angemeldet. Erst dann könne man über einen Mietvertra­g sprechen. Das könne man ja wohl einfordern, wenn man Räumlichke­iten der Stadt nutzt. Er hoffe, dass die jungen Leute aktiv auf ihn zugehen. „Ich freue mich auf das Gespräch mit ihnen.“

Flohmarkt-Open-Air geplant

Und wie soll es nun weitergehe­n? „Wir brauchen zuerst mal einen Treffpunkt“, sagt Georg Dering. „Das ist das A & O“, ergänzt Vorstandsm­itglied Daniel Dyck. Dann will man wieder Mitglieder akquiriere­n, Leute begeistern, Aktivitäte­n starten. Das Jufo soll wieder zum Treffpunkt für die Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n werden – wo sie quatschen, Billard spielen oder Kickern, Filme schauen oder Partys veranstalt­en können.

Auch das Flohmarkt-Open-Air soll wieder stattfinde­n, sagt Teschner. Zusammen mit dem langjährig­en Organisato­r Robin Blischke. Und der junge Vorstand zieht mit. „Das ist auch eine gute Geldquelle“, sagt Teschner. Und das Open Air war bislang Teil des Flairs am Riedlinger Flohmarkt.

45 Jahre alt ist das Jufo, das als eines der ersten in Süddeutsch­land selbstverw­alteten Jugendhäus­er 1927 gegründet wurde. Die Zukunft ist ungewiss. Man will das Vereinsleb­en wieder aufbauen, so der Wille des Vorstands. Aber nur „wenn auch Bedarf dafür da ist“. Doch so leicht will Teschner, der mit Herzblut am Jufo hängt, nicht aufgeben. „Ich würde gerne das 50-Jährige des Jufos erleben“, sagt er.

Das Jufo sucht neue Mitglieder. Wer Interesse hat, kann sich per E-Mail melden bei dering.georg@web.de

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FOTO: BRUNO JUNGWIRTH
 ?? FOTO: BRUNO JUNGWIRTH ?? Immer noch „draußen vor der Jufo-Tür“: (von links) Klaus Teschner (Mentor), Daniel Dyck (Vorstandsm­itglied), Georg Dering und Andreas Budau (gewählte Jufo-Vorsitzend­e).
FOTO: BRUNO JUNGWIRTH Immer noch „draußen vor der Jufo-Tür“: (von links) Klaus Teschner (Mentor), Daniel Dyck (Vorstandsm­itglied), Georg Dering und Andreas Budau (gewählte Jufo-Vorsitzend­e).

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