Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Jufo versucht den Neuanfang
Mangels Räumen liegt Vereinsleben seit mehr als einem Jahr brach – Vorstand hofft auf neuen Mietvertrag
Mangels Jugendraum liegt das Vereinsleben seit mehr als einem Jahr brach.
RIEDLINGEN - Einst war das Jufo in Riedlingen ein blühendes, selbstverwaltetes Jugendhaus. Doch seit knapp 1,5 Jahren liegt das Vereinsleben ziemlich darnieder. Auch weil es unter dem alten Vorstand Ärger mit der Stadt gab und die Jufo-Mitglieder nicht mehr in die Räume dürfen. Ein neuer Vorstand mit Klaus Teschner als Mentor versucht nun das Jufo mit Leben zu füllen. Doch die Probleme mit der Stadt sind noch nicht ausgeräumt. In einem „Brandbrief“an Bürgermeister Marcus Schafft hat Klaus Teschner auf die Dramatik der Situation hingewiesen.
Klaus Teschner ist längst dem Jufo entwachsen. Anfang der 90er war er dort aktiv. Doch, dass das Jugendzentrum nun so darnieder liegt, will er nicht hinnehmen. Daher hat er sich an Schafft gewandt. „Weiterhin liegt das Vereinsleben brach und ist wirklich auf dem Nullpunkt angekommen“, schreibt Teschner. Denn ohne Vereinsräume kann der Verein auch keine Aktivitäten entwickeln, so das Credo von Teschner und dem neuen Vorstand. Wobei der gar nicht mehr so neu ist: Bereits im August 2017 wurden die jungen Männer gewählt – ohne aber die Jufo-Räume auf dem Stadthallenareal nutzen zu können.
Das hat allerdings auch seine Gründe. Denn der alte Vorstand lag ziemlich im Clinch mit der Stadt. Ein erster Auslöser war der Abbruch einer Party in der Versteigerungshalle wegen Sicherheitsauflagen. Seither war das Verhältnis angespannt. Die Diskussionen um die Sicherheitsauflagen zum Flohmarkt-Open-Air 2016, die letztlich zur Absage durch das Jufo führten, trug ebenfalls nicht zur Entspannung des Verhältnisses bei.
Baustelle hinterlassen
Allerdings hat auch die Stadt allen Grund sauer zu sein, haben doch die Jufo-Leute – noch unter dem alten Vorstand – eine richtige Baustelle hinterlassen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn im 1. OG wollte man eine Durchreiche in die Küche machen, hat dann aber die ganze Wand eingerissen. Und die Baustelle so belassen.
Der aktuelle Vorstand um Andreas Budau und Georg Dering, müssen und mussten dies nun ausbaden. Sie haben die Wand wieder aufgebaut, verputzt und gespachtelt, das Material erhielten sie von der Stadt. Nur grundiert und angestrichen ist sie noch nicht. Die Rinne am Boden kann dagegen nur der Bauhof in Ordnung bringen. Das sei auch so mit der Stadt abgesprochen.
Für ihre Bauarbeiten haben sie einen Schlüssel erhalten, aber nicht für die Nutzung der Vereinsräume. Doch nachdem sie ihren Teil der Arbeit erledigt haben, drängen und hoffen sie schnellstmöglich auf die Reparatur des Bodens durch den Bauhof und auf einen neuen Mietvertrag, um das Vereinsleben wieder aufleben lassen zu können. Auch weil Geld fehlt: Denn die Fixkosten von mehreren 100 Euro für Müll, Gema-Gebühren, Versicherungen laufen weiter. Einnahmen kommen nicht rein. 2017 hat Dering das Geld aus seinem Geldbeutel vorgestreckt.
Doch Bürgermeister Marcus Schafft gibt sich zurückhaltend. Grundsätzlich sagt er seine Unterstützung zu, aber in der konkreten Situation zieht er sich auf einen formalen Standpunkt zurück: Er kenne keinen neuen Vorstand, die Satzung sei bei der Stadt noch nicht angemeldet. Erst dann könne man über einen Mietvertrag sprechen. Das könne man ja wohl einfordern, wenn man Räumlichkeiten der Stadt nutzt. Er hoffe, dass die jungen Leute aktiv auf ihn zugehen. „Ich freue mich auf das Gespräch mit ihnen.“
Flohmarkt-Open-Air geplant
Und wie soll es nun weitergehen? „Wir brauchen zuerst mal einen Treffpunkt“, sagt Georg Dering. „Das ist das A & O“, ergänzt Vorstandsmitglied Daniel Dyck. Dann will man wieder Mitglieder akquirieren, Leute begeistern, Aktivitäten starten. Das Jufo soll wieder zum Treffpunkt für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden – wo sie quatschen, Billard spielen oder Kickern, Filme schauen oder Partys veranstalten können.
Auch das Flohmarkt-Open-Air soll wieder stattfinden, sagt Teschner. Zusammen mit dem langjährigen Organisator Robin Blischke. Und der junge Vorstand zieht mit. „Das ist auch eine gute Geldquelle“, sagt Teschner. Und das Open Air war bislang Teil des Flairs am Riedlinger Flohmarkt.
45 Jahre alt ist das Jufo, das als eines der ersten in Süddeutschland selbstverwalteten Jugendhäuser 1927 gegründet wurde. Die Zukunft ist ungewiss. Man will das Vereinsleben wieder aufbauen, so der Wille des Vorstands. Aber nur „wenn auch Bedarf dafür da ist“. Doch so leicht will Teschner, der mit Herzblut am Jufo hängt, nicht aufgeben. „Ich würde gerne das 50-Jährige des Jufos erleben“, sagt er.
Das Jufo sucht neue Mitglieder. Wer Interesse hat, kann sich per E-Mail melden bei dering.georg@web.de