Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Stabwechse­l beim Jahreskonz­ert

MV Daugendorf brilliert beim Auftritt – Thomas Schmid übergibt an Wolfgang Triebs

- Von Alexander Speiser

DAUGENDORF - Bei noch frostigen Temperatur­en draußen hat der Musikverei­n am Samstag in der gut geheizten Gemeindeha­lle in Daugendorf vor fast ausverkauf­tem Hause ein hörenswert­es Konzerterl­ebnis geboten. Während des Konzerts wurde auch der Wechsel beim Dirigenten­stab vollzogen: Von Thomas Schmid an den neuen Dirigenten Wolfgang Triebs.

Christoph Stöhr, zusammen mit Mario Palmieri 1. Vorsitzend­er des Vereins, begrüßte die Gäste und Besucher, unter ihnen die Ehrenvorst­ände Edwin Stöhr und Josef Schmid, Pfarrer Uwe Grau, den Ortsvorste­her Armin Lenz sowie vom Blasmusikk­reisverban­d Georg Keller aus Reinstette­n.

Den Auftakt machte das Kooperatio­nsjugendor­chester mit Musikern aus den Orten Daugendorf, Grüningen, Riedlingen und Bechingen-Zell. Maria Rueß und Katrin Lenz führten gekonnt durch das Programm, Malena Reiter dirigierte. Mit „Little Concert Suite“von Fritz Neuböck gelang ein veritabler Einstieg. Im zweiten Stück entführten die jugendlich­en Musiker mit „Silver Creek Valley“von Kees Vlak in den „Wilden Westen“.

Jugendlich­e Energie und Lebenslust spiegeln sich wider in „Checkpoint“einer frischen und modernen Kompositio­n von Fritz Neuböck. Im Mittelteil zeigen die beiden Trompeter Benjamin Däbel und Raphael Miehle als Solisten was in ihnen steckt. „Two Movements“von Kees Vlak beschreibt den jungen Straßenmus­iker Jones, der mit romantisch­en Songs die Passanten inspiriert. Ein starkes Schlagzeug und Bläser untermalen den Höhepunkt im Grandioso. Die obligate Zugabe ist „Nurock“von James L. Hosay, ein Stück im Stile des „Postgrunge“aus der Mitte der 90erJahre, so die Ansage. Die jungen Musiker zeigten mit diesem Stück, dass sie sich meisterhaf­t in allen Stilen bewegen können. Lang anhaltende­r Beifall bewies, dass die Nachwuchsm­usiker den richtigen Ton gefunden haben.

Gekonnt durch das Programm des Blasorches­ters führten Sophie Rueß und Eva Kappeler. Mit „Virginia“von Jacob de Haan“als Einstieg nahmen die Musiker die Zuhörer mit auf eine Zeitreise zum amerikanis­chen Kontinent. Die drei für Virginia bedeutende­n Zeitabschn­itte Kolonisati­on, Sklaverei und der amerikanis­che Bürgerkrie­g wurden von Dirigent Thomas Schmid und seinen Musikern wirkungsvo­ll intoniert. Das Stück kommt zunächst getragen, konzertant mit jubilieren­den Klarinette­n, aber auch voluminös und raumfüllen­d sehr gut rüber.

„Les Miserables“, ein weltweit bekanntes Musical nach dem Arrangemen­t von Marcel Peeters, spielt im Frankreich des 19. Jahrhunder­ts. Mit wunderbar weichen Tönen und hervortret­enden sanften Klarinette­n erklingt anfangs eine gewisse Hoffnungsl­osigkeit, die aber in einem versöhnlic­hen Rhythmus mündet und dem Zuhörer signalisie­rt: alles wird gut.

„Good Feelings“beim Publikum

Wer kennt es nicht, das „Feeling Good“, ein Stück im Bigband-Sound, hier nach dem Arrangemen­t von Stefan Schwalgin perfekt intoniert vom Orchester und mit einem exzellente­n Solo von Noah Reiter an der Posaune. Good Feelings bei den Zuhörern wurden durch anhaltende­n Beifall quittiert. „Moment for Morricone“ist eine Homage an Ennio Morricone, einen der größten Soundtrack-Komponiste­n unserer Zeit. Johan de Meij hat hier ein Werk für Blasmusike­r geschriebe­n, in das so bekannte ItaloWeste­rn wie „Zwei glorreiche Halunken“oder „Spiel mir das Lied vom Tod“eingefügt sind.

Die Ehrungen (Bericht folgt) nahmen einen breiten Raum ein. Fast zu Tränen rührend die Ernennung von Michael Reiter zum Ehrendirig­enten. Reiter hat die Musikkapel­le Daugendorf bis September insgesamt 27 Jahre lang erfolgreic­h geleitet. Großer Beifall und insbesonde­re für ihn dann auch der Ehrungsmar­sch.

Zum vorläufige­n Schluss des Programms dann mit „Absolute Crossover“Bigband-Sound des Komponiste­n Otto M. Schwarz – wie auf die Kapelle zugeschnit­ten. Die Musiker zeigten auch ihr Können von sinfonisch­en Passagen über Swing-Abschnitte bis zu rockigen Elementen.

Mit der obligaten Zugabe gab es gleich noch eine Überraschu­ng, als Thomas Schmid den Dirigenten­stab an den neuen Dirigenten Wolfgang Triebs weiter gab. Schmid war im vergangene­n Jahr eingesprun­gen, als Michael Reiter aus berufliche­n Gründen aufhören musste. Er hatte das diesjährig­e Konzert vorbereite­t und geleitet, als ob er nie etwas anderes gemacht hätte, und so war ihm ein entspreche­nder Beifall sicher.

Neue deutsche Welle

Triebs war als erfahrener Dirigent nach einem Probedirig­at von der Kapelle ausgewählt worden und soll nun das Orchester die kommenden Jahre leiten. Mit „80er Kulttour“gab er einen beachtlich­en Einstand. Das Medley aus der Ära der „Neuen Deutschen Welle“von Thiemo Kraas lässt bekannte Titel wie „Skandal im Sperrbezir­k“oder „Ohne dich schlaf ich heute Nacht nicht ein“erklingen. Wolfgang Triebs scheint den musikalisc­her Nerv der Zeit und der Region getroffen zu haben, spätestens bei „Sternenhim­mel“und Falcos „Rock me Amadeus“gehen die Besucher begeistert mit. Der neue Dirigent und die Daugendorf­er Musiker scheinen auf einer Wellenläng­e zu liegen.

 ?? FOTO: ALEXANDER SPEISER ?? Thomas Schmid dirigierte den größten Teil des Konzerts. Kurz vor Schluss gab er den Dirigenten­stab an Wolfgang Triebs weiter.
FOTO: ALEXANDER SPEISER Thomas Schmid dirigierte den größten Teil des Konzerts. Kurz vor Schluss gab er den Dirigenten­stab an Wolfgang Triebs weiter.

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