Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Feuerwerk der Percussionskunst
Duo Jessica und Vanessa Porter erleben Besucheransturm in Bad Buchau
BAD BUCHAU – Das hat man noch selten erlebt, dass nicht alle Besucher eines Konzerts im Goldenen Saal Bad Buchaus einen Sitzplatz finden konnten. Das Interesse und der Beifall für die Meisterschaft an den Percussionsinstrumenten sprengten manchen bisher gewohnten Rahmen.
Mit geheimnisvollen Geräuschen auf zwei Rhythmusinstrumenten betraten Jessica und Vanessa Porter den Saal und weckten damit die Spannung auf das Konzertprogramm der besonderen Art.
Von ihrem Vater, selbst Schlagzeuger, haben die beiden Schwestern das Interesse an der Möglichkeit geerbt, mit Percussionsinstrumenten Klangvariationen der verschiedensten Art zu erzeugen. Bei „Memories of the Seashore“des 80jährigen Keiko Abe aus Japan erzeugte das seit zehn Jahren gemeinsam auftretende Duo mit jeweils vier Schlägeln in den Händen auf zwei Marimbafons eine Klangvielfalt, deren Wirkung sich niemand entziehen konnte. Virtuos und präzise entfachten die beiden Solistinnen ein wahres Feuerwerk der Percussionskunst. Auf- und abschwellende Passagen flossen nahtlos ineinander, dennoch waren stets melodiöse Themen zu vernehmen.
Der Charakter von „Carousel“von David Friedman war wesentlich heller, da ein Vibrafon mit seinem ganz anderen Klangpotenzial den melodiösen Part übernahm. Doch bald entfaltete auch das Marimbafon seine musikantische Schönheit, sodass beide Instrumente in unglaublicher Behendigkeit zu schwingen begannen.
Akrobatische Bewegungsfolgen
Hinter „Ceci n’est pas une balle“der Compagnie Kuhlua verbarg sich ohne Musik eine Fülle akrobatischer Bewegungsfolgen voll spannender Ausdruckskraft, die mit Gesten und Geräuschen eine entzückende Geschichte erzählten.
Im eigenen Arrangement des „Libertango“von Astor Piazolla schwelgten die beiden Schwestern, die wechselweise auch als Moderatorinnen fungierten, wieder in ihrer Klangvielfalt, melodisch faszinierend, durch den ersten Einsatz aus dem Bereich der vielen Trommeln rhythmisch mitreißend intoniert.
Bei „Udacrep Akubrad“aus Israel erweitert sich das Instrumentarium, indem das ganze Klangspektrum der Marimbafone durch Bongos und andere Handtrommeln variiert wird. Rauschender Beifall für faszinierende Klangkaskaden.
„Clapping Music“von Steve Reich im 12/8-Takt hingegen beschränkt sich auf zwei Hand-Klangkörper in unterschiedlicher Vibration und Klanghöhe in verschiedenen Rhythmen als gewollten Kontrast zu einer Bearbeitung einer Fantasie und Fuge von Johann Sebastian Bach für zwei Marimbafone. Sie ermöglichten eine ganz andere Sichtweise auf dessen Kompositionsaufbau. Klar und gut nachvollziehbar im melodischen und eher begleitendenden Bereich konnten die Zuhörer Bach bis zum letzten Triller in einer ganz anderen jedoch tonlich abgerundeten Weise erleben.
Weniger melodiös dafür umso spektakulärer „Octabones“von Ady Morag mit extremen Passagen über die ganze Bandbreite der beiden Instrumente. Exakt ausgeführte Eckpunkte wechselten mit virtuosen Klangpassagen, die durch den Einsatz verschiedener Schlägel einen akustisch differenzierten Ausdruck vermittelten.
Claude Debussy hat sein bekanntes „Clair de Lune“eigentlich für Klavier komponiert. In der Bearbeitung durch die Porter-Schwestern erklangen lyrische Schönheiten in dezenter Wiedergabe voll intimer Einfühlungskraft.
Bei „Eight on 3 and Nine on 2“von David Marino hingegen standen Trommeln der verschiedensten Größe und Ausformung im Mittelpunkt. Damit verbinden viele den Begriff Percussion, der jedoch, wie im Goldenen Saal vorgeführt, weit über die eigentliche Trommelkunst hinausreicht. Ein rasanter Abschluss mit feinfühligen Zwischenspielen eines umjubelten Konzerts.
„Nun gehen wir vier Wochen auf Konzerttournee nach Südamerika“, meinten die beiden Schwestern nach einer flotten Zugabe in erstaunlicher Perfektion, „dann gibt es Anfang Mai im Ulmer Münster unser nächstes Konzert.“