Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Archehof auf der Schwäbischen Alb
Claus Fritz aus Egelfingen kümmert sich um vom Aussterben bedrohte Tierarten
EGELFINGEN - Claus Fritz aus Egelfingen hat eine ganz besondere Freizeitbeschäftigung. Auf seinem Hof leben vom Aussterben bedrohte Tiere. Wollschweinen, Zackelschafen und Dominikanischen Hühnern, aber auch Alpakas, die als Rasenmäher fungieren, begegnet man auf dem Fritz’schen Archehof.
Claus Fritz ist auf einer Landwirtschaft groß geworden. Sein Vater betrieb sie im Nebenerwerb. „Mit zwei Sauen, sieben Kühen und ein paar Hühnern“, sagt er. Wie man das früher eben hatte. Zu den Alpakas kam der gelernte Krankenpfleger zusammen mit einem Arbeitskollegen. Damals wurden in Bad Saulgau günstige Alpakas angeboten. Die beiden hatten die Idee, dass sie im Ruhestand mit den Tieren über die Alb ziehen könnten. Leider verstarb Fritz’ Kollege. In Erinnerung an ihn will der Egelfinger weiter Alpakas halten. Im vergangenen Jahr wurden zum ersten Mal zwei Junge geboren. Das braune Alpakakind hatte von Geburt an eine Lähmung einer Gesichtshälfte. Die ersten beiden Wochen musste Schlappi mit der Flasche aufgezogen werden. Heute kann das Tier selbst bei der Mutter saugen, ist aber von allen Alpakas das zutraulichste.
Im Gehege nebenan quickt es ganz leise. Sechs Frischlinge sitzen im Stroh, bewacht von der Muttersau. Noch sieht man den Kleinen nicht an, dass sie ganz besondere Schweine sind. Ursprünglich stammen diese Mangalitza-Schweine aus Ungarn und sind vom Aussterben bedroht. Fritz hat zwei Wollsäue, die so genannt werden, weil sich ihre Borsten locken, zu seinem 50. Geburtstag geschenkt bekommen. Sie seien von einer ehemaligen Schulkameradin, sagt Fritz. Die kleinen Frischlinge, mit ihren Streifen auf den Borsten, werden einmal als Delikatesse gehandelt. Ihr Fleisch gilt als besonders cholesterinarm.
Besondere Schafe mit besonderen Hörnern
Ebenfalls aus Ungarn stammen seine Zackelschafe, die mit ihren besonders gedrehten Hörnern auffallen. Die stehen gleich nebenan auf der Weide. Stolz stellt sich der Bock auf, als wisse er um die Schönheit seiner gedrehten Hörner und seines buschigen Fells. Daraus hätten sich die Kutscher früher die Mäntel gemacht, erzählt Claus Fritz. Seinen Archehof auf der Schwäbischen Alb komplettieren weitere bedrohte Tierarten – Dominikanische Hühner im grau-weiß-melierten Federkleid, englische Widder mit den langen Ohren und die Kaninchenrasse Japaner. Um an die Tiere zu kommen, nimmt Fritz auch weite Wege auf sich. So reiste er wegen seiner bergischen Kräher bis nach Kassel, die englischen Widder holte er von der Ostalb ab. Damit nicht genug. Nicht weit weg von Haus und Landwirtschaft weiden Galloways. Die schottischen Hochlandrinder sind unempfindlich und können das ganze Jahr draußen gehalten werden. Da sowohl er und sein Vater Jäger sind wird auch Damwild gehalten. Fasanen und ein Streichelzoo gehören auch dazu. Bei der Pflege der Tiere hilft die ganze Familie – seine Töchter und die Schwiegersöhne. Sein Vater sitze mit seinen 79 Jahren jeden Tag auf dem Traktor und treibe die Felder um, sagt Fritz. Auch seine Enkel Linus, Kilian und die zweijährige Mila sind vorne mit dabei, wenn es zu den Tieren geht. Selbst die Nachbarn helfen mit, wenn es einen Großeinsatz bei der Heuernte gibt.
Was Fritz mit seinen Alpakas später machen will, ist noch ungewiss. Er habe gelesen, dass man sie zur Wolfsabwehr einsetzen könne. Seinen Plan, mit ihnen über die Alb zu ziehen, hat er erst Mal auf Eis gelegt. Bis zum Rentnerdasein hat er noch einige Jahre Zeit. Momentan fressen die Tiere den Rasen kurz und auch die Blumen bei Tochter Jenny nebenan.
Vielleicht schaffe er sich noch vom Aussterben bedrohte Kühe an, sagt Fritz. Die würden noch in seine Zukunftspläne für den Archehof passen.
Mehr Fotos und ein Video gibt es unter www.schwaebische.de, unter der Ortsmarke „Langenenslingen“.