Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
In seinem Wohnzimmer jubelt nur Stelian Moculescu
Früherer Häfler Coach holt 20. Meistertitel – mit Berlin
FRIEDRICHSHAFEN - Vital Heynen musste dann doch noch schnell was klarstellen. „Ich habe auch 15 Meistertitel gewonnen – nur nicht in Deutschland“, sagte der Trainer des VfB Friedrichshafen wenige Minuten, nachdem er zum zweiten Mal den Volleyballtitel in Deutschland durch das 0:3 (20:25, 17:25, 22:25) im fünften und letzten Spiel der Finalserie an die Berlin Recycling Volleys verloren hatte.
Während Heynen das sagte, warfen ein paar Meter weiter die Berliner Spieler den Mann in die Höhe, der soeben seine 86-Tage-Mission beim Hauptstadtclub mit dem größtmöglichen Erfolg beendet und seine 20. Volleyballmeisterschaft gewonnen hatte – in Deutschland.
Es kommen noch Meistertitel in Rumänien und Österreich dazu, Stelian Moculescu war ja nicht immer die prägende Figur des deutschen Volleyballs, sondern hat sich auch in seiner ersten und Zwischendurchheimat verdient gemacht um seine Sportart. Doch das nur der Vollständigkeit halber.
„Haben ihre DNA entschlüsselt“
Am meisten verdient gemacht hat sich Moculescu aber um den Volleyball am Bodensee, 13 seiner 20 Meisterschaften gewann er in 19 gemeinsamen Jahren mit dem VfB Friedrichshafen. Der wiederum hat 13 seiner 13 Meisterschaften mit Moculescu gewonnen, wurde so zum Rekordmeister. 2016 verabschiedete sich Moculescu – recht unfreiwillig – in den vorzeitigen und zwischenzeitlichen Ruhestand. Heynen übernahm.
„Er ist ein wirklich fantastischer Trainer“, hatte der Belgier erst vergangenen Sonntag wieder festgestellt. Da hatten seine Häfler soeben Moculescus 68. Geburtstag verdorben und die Berliner in einem wahren Volleyballthriller 3:2 geschlagen und die Finalserie ausgeglichen.
Drei Tage später jubelten doch die anderen. „Wir konnten mit dem Druck nicht umgehen. Berlin hat verdient gewonnen“, sagte Heynen, der natürlich wusste, dass er auch ein wenig ausgecoacht worden war von seinem Vorgänger. Vom ersten Ballwechsel an waren die Berliner überlegen gewesen, spielten konzentrierter, griffen konsequenter an, leisteten sich weniger Fehler in der Verteidigung. Jeder lange Ballwechsel, sonst die Spezialität Friedrichshafens, ging an Berlin. Die Volleys schlugen die Häfler mit Heynen-Volleyball.
„Selten hat eine deutsche Mannschaft so gutes Volleyball gespielt wie heute. Die DNA hatten wir schon entschlüsselt. Nun haben wir es geschafft. Wir waren ihnen immer einen Schritt voraus, wussten immer, was sie vorhaben“, sagte Moculescu, der sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen konnte. „Mein 20. Titel – ich wollte eine runde Zahl. Ich höre jetzt so auf, wie ich es mir gewünscht habe, und nicht wie vor zwei Jahren.“Eine Genugtuung sei der Titel für ihn aber nicht, „so einen Schmarrn fangen wir gar nicht erst an. Vielleicht erinnern sich die Leute, was ich hier geleistet habe“, so Moculescu und stellte klar: „Die ZFArena ist mein Wohnzimmer, und da gewinne nur ich.“
Sagte es und verabschiedete sich in den Ruhestand. Diesmal wirklich. Oder?