Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
KSC kämpft gegen Trauma
Der Drittligist geht optimistisch in die Aue-Duelle
KARLSRUHE (dpa) - Noch immer schweben die dramatischen Relegationserfahrungen über dem Wildparkstadion. Die Erinnerungen an die Fankrawalle beim Abstieg in die Dritte Liga 2012, als der Karlsruher SC nach zwei Remis an Regensburg scheiterte, weil der Gegner ein Auswärtstor mehr erzielt hatte. Vor allem aber an die Entscheidungsspiele gegen den HSV im Frühjahr 2015, als sich der damalige Zweitligist KSC schon in der Bundesliga wähnte, ehe erst Marcelo Diaz in der Nachspielzeit mit einem fragwürdigen Freistoß zum Ausgleich traf und Nicolai Müller die Partie dann in der Verlängerung für den HSV entschied.
Die Karlsruher waren bis ins Mark getroffen, zwei Jahre später stieg das Bundesliga-Gründungsmitglied erneut in die Dritte Liga ab. Nun wollen die Badener in den Relegationsspielen gegen den Zweitliga-16. FC Erzgebirge Aue die direkte Rückkehr in die Zweite Liga feiern.
Zwar sind die Bilder von 2015 vor dem Hinspiel heute zu Hause (18.15 Uhr/ZDF) noch präsent, aber Sportdirektor Oliver Kreuzer erwartet nicht, dass sie die Elf um Torjäger Fabian Schleusener beeinflussen. Fast alle Spieler von damals haben den Club längst verlassen. „Ich glaube nicht, dass man die Duelle vergleichen kann. Wir waren Zweitligist und hatten viel zu verlieren. Heute sind wir in einer ganz anderen Position“, sagt Kreuzer. Der Druck ist vor allem finanzieller Natur. Ein weiteres Jahr Drittklassigkeit müsste der KSC mit großen Abstrichen angehen.
Der KSC, der diese Saison nur eine Heimniederlage kassierte, ist optimistisch. Zum einen ist der Wildpark mit 28 000 Zuschauern ausverkauft – „der Wildpark wird brennen“, sagt Abwehrchef Daniel Gordon –, zudem kann Erfolgstrainer Alois Schwartz personell aus dem Vollen schöpfen. Beim FC Erzgebirge ist die Stimmung nach dem dramatischen 0:1 am letzten Zweitliga-Spieltag in Darmstadt alles andere als gut. Wie Kreuzer sieht auch Schwartz den psychologischen Vorteil beim KSC. „Mit dem Erreichen des dritten Platzes haben wir eine sehr gute Runde gespielt. Jetzt können wir am Freitag und Dienstag eine herausragende Runde daraus machen. Und so gehen wir das Spiel an.“
Derweil hat das DFB-Sportgericht auch Aues zweiten Einspruch gegen die Wertung des Spiels in Darmstadt abgelehnt. Mit dem Protest wegen angeblich eklatanter Schiedsrichterfehler hatte Aue versucht, den Gang in die Relegation zu vermeiden. „Wir würden ihnen gerne helfen, können aber nicht. Wenn wir heute anders entschieden hätten, würde der DFB von der FIFA bestraft. Die Richter des Fußballs sind die Schiedsrichter. Wir sind Richter in zweiter Instanz“, sagte Verhandlungsleiter Hans E. Lorenz.