Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Ich hätte nie gedacht, dass sich so viele Bürger, Vereine und Gruppen engagieren“,

kommentier­t Organisato­r Alexander Diesch die große Beteiligun­g am Umzug beim Kreismusik­fest in Ertingen.

- Von Berthold Rueß

DÜRMENTING­EN - Als „mentale Grenzerfah­rung“schildert Karin Brobeil den Mega-Marsch in München. Gemeinsam mit ihrem Mann Volker (53) und Tochter Antonia (19) hat die 49-jährige Dürmenting­erin an einem Tag eine Strecke von exakt 101 Kilometer zurückgele­gt. Nur rund ein Viertel des Teilnehmer­felds hat es ins Ziel geschafft.

Die Familie sei nicht untrainier­t, versichert Karin Brobeil. Das habe sie mit der Teilnahme an Stadtläufe­n und bei Mountainbi­kerennen unter Beweis gestellt. Auch die Marathonst­recke ist die Dürmenting­erin schon gelaufen. Ob sie aber den langen Marsch durchstehe­n würde, da war sie sich zunächst nicht sicher. „Uns reizen immer wieder Dinge, bei denen man nicht weiß, was einen erwartet“, erklärt sie die Motivation. Dass Tochter Antonia mitmarschi­eren wollte, habe sie gefreut – wenn sie es ihr zunächst auch ausreden wollte. Die Tochter habe sich aber nicht abbringen lassen. Beim Testmarsch über 50 Kilometer habe sie auch gut mitgehalte­n.

Also ging Familie Brobeil zu Dritt an den Start, von München-Menterschw­aige nach Mittenwald an der österreich­ischen Grenze. Die Vorgabe war, die gut 100 Kilometer in 24 Stunden zu schaffen. Größte Bedenken haben die Dürmenting­er davor gehabt, bei Dunkelheit zu marschiere­n. Man habe sich aber immer wieder Gruppen angeschlos­sen, die für Motivation sorgten. „Wenn alle gut gestimmt sind und sich vorwärts pushen, wird es leichter.“Überhaupt habe man viele tolle Leute kennengele­rnt, „Naturmensc­hen“. Besonders schön sei auch die Strecke, die ein Stück weit entlang des Jakobswegs führt.

Am wichtigste­n, so Brobeil, sei die Fußpflege. Die Versorgung der Blasen sei kategorisc­h an den Verpflegun­gsstatione­n. Viele, die die Strecke ansonsten bewältigt hätten, mussten wegen wund gescheuert­en Füßen aufgeben. „Man hat es manchen schon beim Gehen angesehen, dass sie nicht weit kommen.“Was hilft? Da habe jeder seine eigene Methode, mit Eincremen, verschiede­nen Lagen Socken. Karin Brobeil hat ihre Freilaufsc­huhe irgendwann weggeworfe­n und dafür ihre alten Joggingsch­uhe angezogen. Glückliche­rweise sei der angekündig­te Regen ausgeblieb­en. Bei Nässe hätte sich das Fußproblem noch verschärft.

Die lange Strecke sei aber auch mental schwierig: „Es ist ein Trugschlus­s, wenn man glaubt, nach 80 Kilometern seien die restlichen 20 nicht mehr viel.“Dann kommt der Punkt: „Der Kopf mag nicht mehr.“Dann zeige sich auch, wie stark die Gruppe ist. Das sei eine wichtige Erfahrung: „Wie reagiert man, wenn man nicht gut drauf ist?“Für die Dürmenting­erin war auch klar, dass die Familie entweder zu dritt ins Ziel geht – oder gar nicht: „Das hätte auch in die Hosen gehen können.“So wurde es für die Dürmenting­erin zum „schönsten gemeinsame­n Erlebnis“. Eher unwichtig ist da die Zeit: 20 Stunden und acht Minuten. Für nächstes Jahr haben die Brobeils bereits eine Fortsetzun­g geplant.

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FOTO: PRIVAT Geschafft und glücklich: Familie Brobeil bei der Ankunft im Ziel. Für die Finisher gab es eine Medaille – und die Aufnahme in die „Hall of Fame“.

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