Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Neuer Glanz, Festlichkeit und Fülle
Nach gelungener Renovierung wird die Kanzacher Orgel am Sonntag gesegnet
KANZACH (grü/sz) - Über mehrere Wochen hat die Orgel in der Kanzacher Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt geschwiegen. In dieser Zeit wurde sie für rund 40 000 Euro umfassend renoviert. Am Sonntag nun wird die Königin der Instrumente mit ihrem Klang wieder den Kirchenraum füllen – und zu den Gottesdienstbesuchern mit ganz neuer, majestätischer Stimme sprechen.
Wenn er am Sonntag wieder die Register auswählt, in die Pedale tritt und in die Tasten greift, dann wird das für Volker Braig wohl ein ganz besonderer Moment werden. „Es ist sehr beglückend, wie das Resultat geworden ist“, beurteilt der Kanzacher Organist die abgeschlossene Renovierung. Der Klang sei „geradezu überwältigend“, schwärmt Braig. „Die Werkstätte für Orgelbau Johannes Rohlf hat ganz herausragende Arbeit geleistet und klangliche Schätze gehoben, die so nicht vermutet werden konnten.“
Die Orgelbauwerkstätte Rohlf ist in der Region vor allem durch die Renovation der berühmten Holzhey-Orgel in Obermarchtal bekannt. In Kanzach stand für die Orgelbauer zunächst eine Ausreinigung an. Ein solcher Generalputz sei alle 20 bis 25 Jahre fällig, erklärt Organist Braig. Dafür wurden alle 762 Pfeifen – darunter 86 Holzpfeifen – ausgebaut, abgesaugt und gründlich gereinigt; auch Windladen und Spieltisch wurden gesäubert, die Mechanik überprüft und justiert und teilweise auch Filzbeläge und andere Kleinteile erneuert.
In einem weiteren Schritt haben die Orgelbaumeister das 1893 erbaute Instrument klanglich optimiert, also neu intoniert. Eine knifflige Aufgabe. Denn dazu werden die einzelnen Pfeifen so nachbearbeitet, „dass sie sowohl untereinander als auch mit den anderen Registern zusammen die für den Kirchenraum bestmögliche Klangqualität erreichen“, erklärt Braig. „Gerade diese Arbeiten verlangten ein Höchstmaß an künstleri- schem Können und waren sehr zeitaufwendig.“Doch das Ergebnis überzeuge: „Die einzelnen Register zeichnen klar, tragen im Kirchenraum und besitzen Klangfülle, ohne unangenehm laut oder gar scharf zu klingen.“
Besonders freut sich Braig aber auf den Austausch eines Registers. Eine Trompete französischer Bauart wurde neu eingesetzt und mache ihrem Namen alle Ehre, weil sie der Kanzacher Orgel „Festlichkeit, Glanz und Fülle verleiht – majestätische Klänge für ein majestätisches Instrument“.
Auch der bischöfliche Sachverständige Udo Rüdinger habe die Neuerung mit höchstem Lob bedacht, weiß Braig, der schon seit rund 25 Jahren in Kanzach Orgel spielt – wie zuvor sein Vater und Großvater. Deshalb freut es den Organisten umso mehr, wenn die Gemeindemitglieder ihre Orgel mit Spenden unterstützen. Weil die Diözese keine Zuschüsse für Orgelmaßnahmen vorsieht, trägt nämlich allein die Kirchengemeinde die Kosten für die Renovierung, insgesamt 40 000 Euro. Zwar wurden für die über mehrere Jahre geplante Renovierung
Rücklagen gebildet, die alleine reichen für die Finanzierung aber nicht aus. Die Kirchengemeinde hat deshalb unter anderem „Pfeifenpatenschaften“für das neue Register vermittelt. Und auch bei der Orgelsegnung am Sonntag sollen noch fleißig Spenden gesammelt werden.
Spenden für die Orgelrenovierung gehen an das Spendenkonto der Kreissparkasse Biberach, IBAN: DE62 6545 0070 0000 7502 64, BIC: SBCRDE66XXX, Stichwort: „Orgel“.