Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Von trauriger Aktualität
19. Laupheimer Gespräche beleuchten Antisemitismus früher und heute
LAUPHEIM (sz/ry) - Aktueller denn je dürften dieses Jahr die Laupheimer Gespräche sein. Die wissenschaftliche Tagung am Donnerstag, 14. Juni, im Kulturhaus beschäftigt sich nicht nur mit Antisemitismus in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart.
In den Vorträgen und Diskussionen soll nicht nur die Bedeutung des Themas im 19. und 20. Jahrhundert beleuchtet werden; es geht ebenso darum, wie gegenwärtig es in Deutschland, Europa und den USA ist. „Da haben Dinge plötzlich wieder eine Aktualität bekommen, die den Historiker erschreckt; eine Wucht, die einen schaudern lässt. Man muss sich dem stellen“, sagt Thomas Schnabel, Leiter des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg (HdG), das die Tagungsreihe gemeinsam mit der Stadt Laupheim veranstaltet.
„Vor Antisemitismus aber ist man nur auf dem Monde sicher“
Ein Schlaglicht auf diese Entwicklung wirft die stark gestiegene Zahl antisemitisch motivierter Straftaten in jüngerer Vergangenheit. Schnabel fällt dazu ein Satz ein, den die jüdische Publizistin Hannah Arendt, von den Nationalsozialisten in die Emigration getrieben, in einem 1941 in New York veröffentlichten Artikel schrieb: „Vor Antisemitismus aber ist man nur auf dem Monde sicher“.
Die „19. Laupheimer Gespräche“beginnen um 10 Uhr mit Grußworten von OB Gerold Rechle und Martin Bücher, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Biberach. Die stellvertretende HdG-Leiterin Paula Lutum-Lenger führt in das Thema ein. Erster Referent ist der Historiker und Politikwissenschaftler Götz Aly, der mit zahlreichen Studien zur Geschichte des Holocaust hervorgetreten ist. Sein 2017 veröffentlichtes Buch „Europa gegen die Juden, 1880–1945“schildert den modernen Antisemitismus als grenzüberschreitendes Phänomen, gespeist durch Nationalismus, Krisen und Sozialneid, das sich die deutschen Besatzer bei ihrer Politik der Deportationen und des Völkermords zunutze machen konnten.
Alter Hass in neuer Form
Weitere Vorträge behandeln die lange Tradition des Judenhasses sowie neue Formen eines sich seit Jahren auch verbal radikalisierenden Antisemitismus unter anderem in den sozialen Medien. Michael Koch, Pädagogischer Leiter des Museums zur Geschichte von Christen und Juden, behandelt Zeugnisse des Antisemitismus in Laupheim. Monika Schwarz-Friesel von der Technischen Universität Berlin spricht über „Antisemitismus 2.0 – alter Hass in neuer Form“. Der Bielefelder Soziologe und Politologe Marc Grimm beschäftigt sich mit dem Thema „AfD und Antisemitismus“.
Am Abend diskutieren der Freiburger Islamwissenschaftler AbdelHakim Ourghi und Tobias Ginsburg, Dramaturg und Verfasser des Buches „Unter Reichsbürgern“, über „Antisemitismus in Deutschland heute“. Die Laupheimer Gespräche dauern von 10 bis etwa 18 Uhr. Die Abendveranstaltung beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung unter der E-MailAdresse veranstaltungen@ hdgbw.de wird gebeten. Das vollständige Programm gibt es auf www.hdgbw.de unter „Veranstaltungen“und „Vorschau“.